1. FC Kaiserslautern

Israel-Legionär Tim Heubach im Fussballeck-Interview über FCK-Aus: „Es war enttäuschend“

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Während verschiedene Ligen in Europa bereits die Saison für beendet erklärt haben, rollt der Ball in den deutschen Stadien mittlerweile wieder. Aber nicht nur in der Bundesliga soll die Saison zu Ende gespielt werden. Auch in Israel wird bald wieder Fußball gespielt. Mit dabei sein wird dann auch Tim Heubach. Der deutsche Abwehrspieler steht seit 2017 bei Maccabi Netanya unter Vertrag. Mit Fussballeck hat der 32-Jährige nun über seine bisherige Zeit in Israel und auch über seine Vergangenheit bei Kaiserslautern gesprochen.

Heubach: „Ich wollte einfach am Strand leben“

Hallo Tim! Wie sieht es derzeit mit der israelischen Liga aus?

Tim Heubach: Geplanter Liga-Start ist am 30.5. Wir sind seit rund einer Woche wieder im Mannschaftstraining. Zuvor durften wir schon in kleineren Gruppen trainieren. Wir mussten dementsprechend nicht von Null starten.

Nach drei Jahren in Kaiserslautern bist du 2017 nach Israel zu Maccabi Netanya gewechselt. Wie kam es dazu? Gab es auch noch andere interessante Angebote für dich?

Es war nicht mein erstes Ziel ins Ausland zu gehen. Ich war noch bei zwei Zweitligisten im Gespräch. Das hat sich dann zerschlagen und damals wollte ich auch nicht in die 3. Liga. Außerdem wollte ich auch nicht länger warten, weshalb ich mich letztlich entschieden habe nach Israel zu wechseln. Neben dem Angebot von Netanya hatte ich aus dem Ausland auch noch ein Angebot aus Rumänien von Steaua Bukarest.

Aber das Land hat mich sofort gepackt. Im Vorfeld habe ich diesbezüglich auch noch viel telefoniert. Ich wollte einfach mal am Strand leben, hier Fußball spielen und eine ganz neue Kultur kennenlernen. Am Anfang war ich mir natürlich ein bisschen unsicher, da es meine erste Auslandsstation ist. Aber ich wurde hier so herzlich angenommen, dass sich die Bedenken schnell wieder gelegt haben.

Was hattest du vor deinem Wechsel für Gedanken von Israel und wie waren letztlich deine ersten Eindrücke?

Durch die Nachrichten machen sich viele Menschen ein komplett anderes Bild von der Lage in Israel. Als ich in Tel-Aviv ankam, hat es sich ein bisschen wie in New York angefühlt. Die Stadt an sich und auch die Strände sind der Wahnsinn. Des Weiteren sind auch die Leute hier super drauf. Es wird einem schwer gemacht, sich hier nicht wohl zu fühlen. Dieses Gefühl hatte ich von der ersten Sekunde an. Nach ein paar Tagen wurde ich bereits von vielen Fans zum Essen eingeladen. Das kennt man so auch nicht von Deutschland.

Heubach: „Hätte jede andere Begründung verstanden“

Weshalb ging es eigentlich nicht weiter für dich in Kaiserslautern damals? Was war der entscheidende Grund, dass du gewechselt bist?

Heubach: Gute Frage eigentlich. Ich hatte damals, zum Zeitpunkt meines Wechsels, schon den Eindruck, dass ich nicht die erste Wahl bin. Zum damaligen Zeitpunkt war Uwe Stöver Sportdirektor von Kaiserslautern. Letztendlich war dann die Aussage, die mich ein wenig enttäuscht hat, dass man einen neuen Innenverteidiger geholt hat, bei dem man das Feuer in den Augen gesehen hat. Ich war schon ein wenig überrascht über diese Aussage.

Wenn man mir eines nicht vorwerfen konnte, ist es, dass ich nicht immer alles für den FCK gegeben habe. Klar, fußballerisch war das ein oder andere schlechte Spiel dabei, aber dann zu hören, dass einem das Feuer fehlt, war schon ein bisschen unverständlich. Jede andere Begründung hätte ich wahrscheinlich verstanden, aber das war doch schon enttäuschend.

Auf was für einem Niveau siehst du israelische Liga im Vergleich zur 2. Bundesliga?

Die Schere ist hier schon ein wenig größer zwischen guten Teams und eher destruktiv spielenden Mannschaften.  Man kann schon sagen, dass das Niveau zwischen zweiter und dritter Liga pendelt. Die drei bis vier Topteams könnten dort eine sehr gute Rolle spielen, aber die vermeintlich schwächeren Vereine hätten wohl auch in der 3. Liga Probleme.

Wie sind die allgemeinen Trainingsbedingungen bei dir? Wie siehst du sie im Vergleich zu anderen israelischen Mannschaften?

Unsere Trainingsbedingungen sind relativ gut. Wir haben im Prinzip alles: Trainingsplatz, Sauna, Jacuzzi und alles, was man eben so haben sollte. In Deutschland wird natürlich auf viel mehr Kleinigkeiten geachtet. Über diese kann man aber hinwegsehen.

Wie beliebt ist der Fußball unter den Menschen in Israel? Wirst du oft erkannt?

Der Fußball ist hier ein großes Thema. Er polarisiert auf jeden Fall sehr. Wenn man zum Beispiel in der Saisonvorbereitung mal laufen geht, zeigen die Fans aus dem Auto auf dich und pushen dich noch einmal. Das fühlt sich teilweise an, wie auf dem letzten Kilometer eines Marathons. Letztes Jahr waren wir im Pokalfinale. Nach dem Halbfinalsieg war die Unterstützung der Anhänger einfach großartig.

Heubach: „Schwer zu sagen, ob ich bleibe“

Wie ist dein aktuelles Leben in Netanya, abgesehen von Corona, derzeit?

Heubach: Ich bin hier mit meiner Frau. Sie war auch schon dabei, als ich hier hergewechselt bin. Das Leben hier ist echt cool, am Strand mit dem Meer vor der Nase. Von hier hat man auch sehr kurze Wege zu anderen interessanten Orten, wie zum Beispiel Tel-Aviv.

Dein Vertrag läuft nächstes Jahr aus. Kannst du bereits eine Tendenz geben, wie es mit dir weitergeht?

Durch Corona hat der Verein natürlich viele finanzielle Einbußen machen müssen. Ich habe noch ein Jahr Vertrag und gehe davon aus, dass ich diesen erfüllen werde. Ich würde mich freuen, wenn ich hier bleiben kann.

Die Saison wird nun sicher fortgesetzt in Israel. Letztes Jahr war Maccabi Netanya im Pokalfinale. Dieses Jahr spielt ihr um den Klassenerhalt. Wie geht es für euch weiter?

Leider spielen wir jetzt nur noch die Playoffs um den Klassenerhalt. Wir haben jetzt acht Punkt Vorsprung in sieben verbleibenden Spielen. In erster Linie versuchen wir natürlich die Runde in unseren Playoffs zu gewinnen. Eigentlich ist das maximale Ziel, was wir uns noch setzen können, guten Fußball zu spielen.

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