Gerry Ehrmann ist in Kaiserslautern eine echte Insitution. Seit 1996 ist er am Betzenberg als Torwart-Trainer tätig. Aus seiner legendären Schule gingen spätere Top-Keeper wie Kevin Trapp, Roman Weidenfeller oder Tim Wiese hervor. Alle drei bewiesen sich später nicht nur auf Vereinsebene auf internationalem Niveau, sondern waren auch für die Deutsche Nationalmannschaft im Einsatz. Bis heute ist Ehrmann ein echter Charakterkopf geblieben.
Weidenfeller war zwar bereits 2002 aus Lautern nach Dortmund gewechselt, mit seinem frühen Förderer hat er ebenso wie Trapp und Wiese aber noch immer Kontakt. Ehrmann fordert von seinen Schützlingen bekanntlich insbesondere in der Persönlichkeitsentwicklung mehr als andere. „Wir bilden hier keine Messdiener aus!“, stellt er gegenüber „Bild“ klar. „Ich will keine Retortenbabys, ich will Torhüter, die Charisma ausstrahlen.“
Ehrmann ist nicht nur für seine starke Physis bekannt, sondern auch dafür, dass er seine Meinung klar kundtut. Die neuen Regelungen für Trainer sind ihm eindeutig zu viel des Guten. Früher konnte man sich „als Spieler oder Trainer emotional ausleben“ und „aufregen, wenn du dich ungerecht behandelt fühltest.“ Nun „steht da so ein Äffchen vor dir mit seinen erzieherischen Maßnahmen“, poltert er. Man müsse sich „von irgendwelchen Kaspern zurechtweisen lassen.“ Die neu eingeführten Gelben Karten seien „beschissen.“
Das Kräfteverhältnis habe sich insgesamt längst verschoben, „wenn ein Spieler schlecht war, hat keiner für ihn Ablöse bezahlt, und er war arbeitslos.“ Die Klubs hatten „alle Macht“, so Ehrmann. Jetzt „sind die Spieler allmächtig. Sie kommen einfach nicht mehr zum Training“, oder sie „saufen – wie der Hinteregger. Und dann sind sie weg“, wettert er.
Ehrmann, der in seiner Karriere nur für den 1. FC Köln und die Roten Teufel auflief, hat für das Verhalten vieler Profis einfach kein Verständnis. Zu seiner Zeit „hattest du ein Scheiß-Gewissen, wenn du schlecht gespielt. Bist drei Tage nicht zu Bäcker gegangen.“ Auch das sei heute anders. „Die interessiert das gar nicht, dass Menschen ihr letztes Geld dafür ausgeben, um 500 Kilometer zum Auswärtsspiel zu fahren.“
Auch das Geschehen auf dem Rasen habe sich gewandelt. „Fußball war eine Art Kampfsport mit Ball“, Techniker hätten es schwer gehabt. Jetzt „könnten die Traumtänzer in ihren Ballettschuhen spielen.“ Der derzeit beste Torwart ist für ihn „Neuer, aber Nübel holt stark auf.“ Seine eigenen Schützlinge sollen „eine Mischung finden – aus Ruhe, Besonnenheit und Entschlossenheit und Brutalität“, natürlich ohne unfair zu sein. Doch „zwei Dinge kann ich nicht leiden: Angst und Überheblichkeit. Wer die an den Tag legt, bekommt ein Problem mit mir.“ Der mittlerweile 60-Jährige ist selbst noch immer gut in Form, seinen alten Spitznamen ‚Tarzan‘ bekomme er aber nicht mehr zu hören. Fit ist er jedoch zweifelsohne, „150 Kilo sind es schon noch“, die Ehrmann auf der Hantelbank stemmt.
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