1. FC Nürnberg im Transfercheck: Neuzugänge helfen nicht auf Anhieb
Der 1. FC Nürnberg ging als großer Außenseiter ins Rennen um den Klassenerhalt. Grund dafür ist auch der geringe Etat, welcher Andreas Bornemann zur Verfügung steht. Der Club verfolgte im Sommer weiter seine Philosophie, Spieler entweder ablösefrei oder auf Leihbasis zu verpflichten. Dazu versucht man auf junge und entwicklungsfähige Talente zu setzen. Der Erfolg blieb bisher aber aus.
Die erfahrenen Bauer und Mathenia helfen nur teilweise
Mit Robert Bauer und Christian Mathenia standen zu Beginn der Spielzeit nur zwei Akteure mit Bundesliga-Erfahrung im Kader des Clubs. Beide kamen neu zum Verein. Mathenia wechselte nach Nürnberg, um Fabian Bredlow unter Druck zu setzten. Zunächst setzte sich jedoch Bredlow durch. Nach dem 0:6-Debakel in Leipzig erklärte Michael Köllner Mathenia zur neuen Nummer eins. Er erfüllte seinen Job sehr gut. Bis zu seinem Patzer vor dem 0:1 auf Schalke zeigte er hervorragende Leistungen. Zu allem Überfluss verletzte er sich auch noch bei der Situation und fiel für den Rest der Hinrunde aus. Ist er, wovon stark auszugehen ist, zum Rückrundenstart wieder topfit, wird er wohl gegen Hertha wieder im Tor stehen.
Der erstligaerfahrene Robert Bauer wurde ebenfalls mit großen Erwartungen in Nürnberg empfangen. Doch auch Bauer konnte sich zu Beginn der Saison nicht durchsetzen und profitierte schließlich von der Verletzung von Enrico Valentini, wodurch er als Rechtsverteidiger gesetzt war. Defensiv waren seine Leistungen sehr schwankend. Offensiv konnte er kaum an die Leistungen von Valentini anknüpfen, nach seiner Genesung wird der Deutsch-Italiener wohl wieder in die Startelf rücken. Insgesamt waren die Leistungen von Robert Bauer also enttäuschend.
Junge Fraktion um Törles Knöll überrascht
Kevin Goden kam vor der Saison ablösefrei aus Köln. Der 19-jährige passt genau zu der Art von Transfers, die der FCN tätigt: Junge Spieler günstig holen, weiterentwickeln und beim Verkauf abkassieren. Soweit ist es beim Rechtsverteidiger noch nicht, vor der Verletzung Valentinis kam er gar nicht zum Zug, nach dem Ausfall von Bauer machte er dann vier Spiele, ehe er sich gegen Gladbach selbst verletzte. Seine Leistungen waren für einen 19-Jährigen ordentlich. Wird er weiter behutsam aufgebaut, könnte er in der Zukunft eine echte Verstärkung für die Franken werden.
Etwas anders verlief die Entwicklung von Törles Knöll. Er kam aus der Regionalliga Mannschaft des HSV, wo er regelmäßig knipste. Beim Club kam er vor allem in der ersten Hälfte der Hinrunde zu Einsätzen, erzielte gegen Hannover ein Tor und bereitete eins vor. In der zweiten Saisonhälfte kam er jedoch kaum noch zum Einsatz. Ihm fehlt noch das Durchsetzungsvermögen und die Erfahrung, sich in der Bundesliga als Mittelstürmer behaupten zu können. Sein Talent und sein Torriecher sind jedoch unbestritten, auch er könnte mittelfristig eine wichtige Personalie beim Club werden.
Timothy Tillman, der für eine Saison vom FC Bayern ausgeliehen ist, kam noch auf keinen Einsatz, wird vermutlich auch keine Rolle mehr spielen und am Ende der Runde nach München zurückkehren.
Misidjan als Hoffnungsschimmer – Pereira enttäuscht
Kurz vor Schluss des Transferfensters verpflichtete der Club zwei dringend benötigte Flügelspieler. Mit Virgil Misidjan kam genau der Typ von Fußballer, der dem FCN fehlte. Ein schneller Flügelflitzer, der sich traut, ins Eins gegen Eins zu gehen. Er zeigte zwar, dass er dem Club helfen kann, oft trieb er die Anhänger mit schlechten Aktionen in den Wahnsinn. Insgesamt jedoch ist er definitiv der beste Transfer des vergangenen Sommers gewesen und ein Fixpunkt im Nürnberger Offensivspiel. Auf ihn wird es im Kampf um den Abstieg auf jeden Fall noch ankommen.
Anders als Misidjan enttäuschte Matheus Pereira auf ganzer Linie. Von Sporting Lissabon ausgeliehen, bereits mit internationaler Erfahrung ausgestattet. Doch anstatt im Angriff der Nürnberger zu wirbeln fand er sich meist auf der Bank oder gar auf der Tribüne wieder. In den letzten drei Spielen vor der Winterpause stand er dann in der Startelf, konnte aber wieder nicht überzeugen. In manchen Momenten sieht man, was der 22-jährige kann, jedoch wirkt er mit dem Tempo und der Körperlichkeit der Bundesliga insgesamt überfordert. Es bleibt abzuwarten, wie es mit Pereira weitergeht.
Yuya Kubo als Sinnbild der Transfers von Nürnberg
Yuya Kubo spiegelt die Transfers der Franken anhand einer Personalie gut wider. Talent ist gegeben, gezeigt wird es nur selten. Wie die meisten Neuzugänge konnte auch der Japaner nicht überzeugen. Nach seiner Verpflichtung ließ er in den ersten Spielen zwar seine unbestrittene technische Qualität aufblitzen, jedoch gewöhnte auch er sich nicht an die Liga. Körperlich ist er fast immer unterlegen.
Außer Mathenia und Misidjan kann man die Transfers von Nürnberg also nicht als erfolgreich bezeichnen, zumindest aktuell nicht. Knöll und Goden sind zum Beispiel, wie bereits erwähnt, perspektivisch gesehen gute Alternativen, doch braucht der Club Personal, dass im hier und jetzt den Abstieg abwendet. Wintertransfers sind also nicht ausgeschlossen. Bornemann hatte bereits mögliche Leihgeschäfte angekündigt. Es bleibt spannend beim Club. Alles ist möglich, doch es wird schwer, den Klassenerhalt noch zu schaffen.