Im letzten Testspiel vor dem Pflichtspielstart kam es bei der Saisoneröffnung des 1.FC Nürnberg am vergangenen Samstag zu einem Aufsteigerduell. Das Ergebnis gegen den spanischen Erstligisten Real Valladolid lautete 1:0. Schütze des goldenen Tores: Enrico Valentini. Beide Teams traten mit ihrer ersten Elf an, nach einem Platzverweis spielte der Club ab der 60. Minute dann aber in Überzahl. Überzeugen konnten die Franken nur phasenweise, für Valentini ist dies allerdings kein Grund zur Sorge.
Im Nürnberger Max-Morlock-Stadion läuft die Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Alexander Fuchs wird im Zuge eines FCN-Konters von Hanno Behrens freigespielt und kurz vor dem Strafraum zu Fall gebracht. Es gibt Freistoß. 18 Meter beträgt die Torentfernung- ein klarer Fall für Nürnbergs Standardexperten Enrico Valentini. Vor den Augen der 7.422 Zuschauer versenkt der gebürtige Nürnberger den Freistoß sehenswert im Tor der Nordspanier. Schon in der vergangenen Saison avancierte der Rechtsverteidiger durch den langen Ausfall von Edeltechniker Sebastian Kerk zu Nürnbergs Standardbeauftragten Nummer eins. Elf Assists konnte der Deutsch-Italiener damals zum Aufstieg beisteuern, die meisten davon nach ruhenden Bällen. Nach Eckstößen durften die Club-Fans insgesamt elfmal jubeln – das war Ligabestwert. Eine Etage höher dürften Valentinis Fähigkeiten noch mehr gefragt sein. „Letztes Jahr hat es ganz gut geklappt, jetzt muss ich es bestätigen. Es ist auch meine Aufgabe, dass wir die Qualität in diesem Bereich nochmals erhöhen“, sagte Valentini dem „kicker“ im Anschluss an den Härtetest gegen Valladolid.
Nicht zuletzt bei der WM in Russland schienen die Standardsituationen immer mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Der 1,82 Meter große Valentini relativierte das aber bereits Mitte Juli in den „Nürnberger Nachrichten“: „Standards waren immer wichtig, aber wenn die Experten darauf aufmerksam werden, dann wird ein Hype daraus“, stellte er kurz nach dem WM-Finale klar. Gleichwohl will er die gestiegene Bedeutung des ruhenden Balls nicht kleinreden und hat für sie auch eine Erklärung: „Mittlerweile ist jeder fit, alle sind taktisch geschult, selbst die ganz kleinen Mannschaften.“ Zudem seien die früher teils eklatanten technischen Unterschiede inzwischen verschwindend gering. Den Anstieg von Standardtoren lasse sich daher auch nicht auf fehlende spielerische Klasse zurückführen.
Mit 28 Jahren steht Valentini nun vor seinem heißersehnten Debüt in der 1.Bundesliga. In Nürnberg geboren, spielte er bereits in der Jugend für den FCN. Letzten Sommer kam der frühere Offensivakteur über die Umwege VfR Aalen und Karslruher SC nach sieben Jahren dann zurück zu seinem Herzensverein. Mit über 200 Einsätzen in der 2. und 3. Liga ist Valentini beim Aufsteiger mittlerweile auch ohne Erstligaerfahrung einer der Führungspieler.
Angst und Bange ist ihm vor dem Ligauftakt gegen Hertha BSC am 25. August also nicht. „Wenn es Richtung Berlin geht, wird die Anspannung höher sein. Nervös bin ich aber schon länger nicht mehr, dafür habe ich zu viele Spiele. Ich freue mich einfach sehr darauf“, gibt der Routinier Einblicke in sein Seelenleben. In der Vorbereitung fehlte dem FCN -so auch gegen Valladolid- im gegnerischen Strafraum allerdings häufig die nötige Durchschlagskraft. Vielleicht können Enrico Valentinis Hereingaben noch häufiger Abhilfe schaffen und die Club-Fans schon in der Hauptstadt zum Jubeln bringen. „Wir müssen uns vor niemandem verstecken“, sieht Valentini den Club trotz der zuletzt schwächelnden Offensive für das Abenteuer Bundesliga gerüstet.
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