Da Nürnberg in der Relegation in allerletzter Sekunde den Kopf aus der Schlinge zog, erlitt Ingolstadt eine schmerzhafte Bruchlandung. FCI-Trainer Tomas Oral, der im Vorfeld beider Partien mit Verbalattacken auf sich aufmerksam machte, hadert noch immer mit dem Ausgang der Relegation. Derweil kehrt der langjährige FCN-Profi Ondrej Petrak nach seiner Ausleihe an den Valznerweiher zurück, wo ihn allerdings noch kein neuer Sportvorstand begrüßen kann. Neben Dieter Hecking scheint beim Club nun auch Benjaminm Schmedes gute Karten auf den vakanten Posten zu haben.
„Im Moment hasse ich den Sport“, redete Oral im Gespräch mit „BamS“ nicht lange um den heißen Brei herum. Verständlich, hatte Ingolstadt unter seiner Leitung doch zum zweiten Mal in Folge in der Zweitliga-Relegation das Nachsehen gehabt. Aufgeben will der 47-Jährige aber nicht. Die Freude werde, „sobald wir die ersten Spieler verpflichtet haben, zusammensitzen und planen“, zurückkommen. Dass der späte Auswärtstreffer zum 3:1-Endstand von Fabian Schleusener mehr als ein herber Wirkungstreffer war, lässt sich freilich nicht verhehlen.
„Momentan habe ich, ob mit oder ohne Alkohol, schlaflose Nächte, weil ich die Bilder einfach nicht aus dem Kopf bekomme“, gesteht Oral. „Das ist eine emotionale Verletzung, und die dauert in der Regel länger als andere Verletzungen. Deshalb habe ich den Jungs auch ein paar Tage länger Urlaub gegeben als geplant, denn es wird noch einige Zeit vergehen, bis wir alle im Vollbesitz unserer Kräfte wieder einen Neustart machen können.“
Ein Neustart steht nach einer katastrophalen Saison auch beim Club an. Offen ist, unter wessen sportlicher Führung dieser stattfinden wird. Früh schien vieles für Hecking zu sprechen, doch auch Osnabrücks Sportdirektor Schmedes soll ein heißer Kandidat sein. „Ja, wir kennen das Interesse aus Nürnberg“, räumte VfL-Geschäftsführer Jürgen Wehlend bereits in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ ein.
Unter Schmedes, der es bei Werder einst fast zum Profi geschafft hätte, entwickelte sich Osnabrück in den letzten zweieinhalb Jahren von einem abstiegsbedrohten Drittligisten zu einem Zweitligisten, der die Saison nun auf Platz dreizehn abschloss. Außerhalb Osnabrücks bekommt der 35-Jährige dafür kaum Beachtung, allerdings hatte er beim Aufsteiger mit acht Mio. Euro den niedrigsten Etat aller Zweitligisten zur Verfügung.
Vor seinem Engagement an der Bremer Brücke arbeitete Schmedes über drei Jahre als HSV-Chefscout. Der gebürtiger Hannoveraner studierte Politikwissenschaft, Sportwissenschaft, BWL und Sportmanagement in Köln. Ein emotional derart aufgeladenes Umfeld wie in Nürnberg kennt er anders als Hecking bislang somit nur aus der zweiten Reihe.
Der 55-Jährige dürfte aufgrund seiner Vita freilich zumindest mal der bevorzugte Kandidat des Club-Anhangs sein. Eine vom „kicker“ thematisierte Doppellösung mit Schmedes und Hecking als gleichberechtigte Vorstände wäre von der Satzung her möglich, jedoch nur schwer vorstellbar. Fraglich ist auch, ob man in Franken überhaupt die finanziellen Mittel hat, um Hecking den Job schmackhaft zu machen.
Zudem hat Schmedes, der als ruhig und zuverlässig gilt, in Osnabrück noch einen gültigen Vertrag, aus dem ihn der FCN herauskaufen müsste. Eine Ausstiegsklausel, wie sie Heckings einst bei seinem Wechsel von Nürnberg zu Wolfsburg genutzt hatte, gibt es nicht. Nachdem VfL-Trainer Daniel Thioune kürzlich Hecking als HSV-Coach beerbt hatte, stünden die Niedersachsen dann zudem ohne ihr Erfolgsduo da.
Einfacher gestaltet sich die Lage bei Petrak. Der dienstälteste FCN-Profi, seit Anfang 2014 beim Club, war in der Rückrunde an Dresden ausgeliehen. Beim Absteiger zeigte der Tscheche zwar ordentliche Leistungen, mit 28 Jahren ist der Sechser allerdings längst kein Talent mehr. Zwar könnte sich mit Patrick Erras ein direkter Konkurrent verabschieden. Neben Törles Knöll (Wehen Wiesbaden) und Dominik Steczyk (Piast Gliwice) kehrt jedoch auch Simon Rhein (Würzburger Kickers) zurück und stünde im Mittelfeldzentrum für einen Neubeginn. Petrak gilt als phlegmatisch, in Nürnberg konnte er sich in fast sieben Jahren letztlich unter keinem Trainer wirklich durchsetzen.
Bis die Frage nach dem neuen Sportvorstand geklärt ist, dürfte Petrak vorerst wieder zum Kader gehören. Hinsichtlich der Nachfolge von Robert Palikuca ist mit einer Entscheidung des Aufsichtsrats nicht vor Ende nächster Woche zu rechnen.
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