Auf erschreckende Art und Weise verliert der 1. FC Nürnberg das 266. Frankenderby. Die 0:1-Niederlage gegen keinesfalls übermächtige Fürther wirft in erster Linie einige Fragen auf. Der Club befindet sich mitten im Abstiegskampf, doch haben Spieler und Verantwortliche den Ernst der Nürnberger Lage erkannt? Und selbst wenn: Können sie dem Gefühl der kollektiven Hilflosigkeit nicht nur in Form weiterer inhaltsleerer Phrasen, sondern tatsächlich auf dem Platz entgegentreten? Ein Kommentar.
Wieder einmal waren ursprünglich durchaus Vorzeichen für die ersehnte Wende vorhanden. Aus historischer Sicht etwa jährte sich die erste Nürnberger Meisterschaft zum 100. Mal, der Gegner, damals wie heute, das ungeliebte Kleeblatt. Zugegeben: Der Gedanke einer möglichen Korrelation zwischen beiden Aufeinandertreffen scheint lediglich bedingt sinnvoll, doch nicht nur die großen Erfolge längst vergangener Tage ließen ein zartes Fünkchen Hoffnung aufkommen. Vielmehr stimmte der letzte Eindruck beim überzeugenden Remis in Bielefeld zumindest Teile des Umfelds positiv, immerhin zeigte der Club beim Tabellenführer eine der besten Leistungen unter Jens Keller und hätte sich hierfür womöglich sogar dreifach belohnen müssen.
Er tat es aber nicht. Und so blieb das dringend notwendige Erfolgserlebnis einmal mehr aus, was allerdings kaum einen der Cluberer von selbstzufriedenen Statements abhielt. Wie fast schon prognostizierbar auf der endlosen Achterbahnfahrt des Altmeisters, folgte gegen Fürth allerdings keineswegs die Fortsetzung des Auftritts bei den Ostwestfalen, sondern die blanke Ernüchterung. Im heimischen Max-Morlock-Stadion zeigte der FCN eine Leistung, die an Hilflosigkeit kaum zu überbieten scheint. Nicht, weil das nach dem Restart bis dato sieglose Kleeblatt entfesselt aufspielte und ebenso wenig, weil man auch nur einem Nürnberger Akteur den Kampfgeist absprechen konnte. Das für den Aufstiegskampf konzipierte Konstrukt aus talentierten Individualisten und erfahrenen Führungsspielern hatte schlicht fußballerisch keinerlei Lösung parat.
Insbesondere in der Schlussphase rannte der Club zwar beherzt an, erarbeitete sich etwa Eckball auf Eckball, doch die uninspirierten, teils direkt ins Seitenaus geschlagenen Hereingaben spiegelten die Nürnberger Verzweiflung treffend wider. Fehlpässe reihten sich ebenso wie überhastete lange Bälle aneinander. Ein wirkliches Offensivkonzept suchte man indes vergebens. Es mag sein, dass ein Blick auf die Statistik einen anderen Spielausgang nahelegt, nur das Gefühl diesen auch Wirklichkeit werden zu lassen, dürfte bei zahlreichen Anhängern kaum aufgekommen sein.
Was bleibt also von diesem aus Nürnberger Sicht trostlosem Derby? Zunächst einmal die Tatsache, dass der Club den Klassenerhalt noch immer in eigener Hand hat. Die Konkurrenz aus Karlsruhe und Dresden scheint im Abstiegskampf angekommen, noch allerdings ohne effektiv zu punkten. Zwar konnte Wiesbaden durch den Auswärtssieg bei Holstein Kiel den Rückstand auf die Franken um bis auf einen Zähler verkürzen, doch bereits am kommenden Dienstag hat der Club die Möglichkeit, den alten Abstand wiederherzustellen.
Das direkte Duell in der hessischen Landeshauptstadt ist eines, um dessen Bedeutung sich besser jeder Beteiligte bewusst sein sollte. Dem 1. FC Nürnberg bietet es erneut die Chance, die prekäre Situation etwas ansehnlicher zu gestalten. Damit dies gelingt, sollte sich auch das Trainerteam der Franken hinterfragen.
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