Kein Neuzugang nach Verletzung von Ewerton: Köllner setzt auf Mühl
Durch die Verletzung von Stamm-Innenverteidiger Ewerton muss der 1.FC Nürnberg einen schweren Rückschlag hinnehmen Der 29-jährige Brasilianer hatte sich am Montag im Trainingslager in Südtirol das rechte Sprunggelenk verdreht und dabei das Syndesmoseband angerissen. Ein externer Zugang für die Defensive ist bei den Franken derzeit nicht in Sicht. Ewertons Platz im Abwehrzentrum an der Seite des unumstrittenen Georg Margreitter dürfte daher erwartungsgemäß der 21-jährige Lukas Mühl einnehmen.
„Unersetzlich ist keiner“ – Köllner reagiert pragmatisch auf Ausfall von Ewerton
Der Leistungsträger wird bis zu acht Wochen ausfallen und verpasst damit das DFB-Pokalspiel beim SV Linx und die ersten Bundesligapartien. Der am Ball so ruhige Ewerton hat in der vergangenen Saison 28 Ligapiele für den FCN absolviert. Er wird nicht eins zu eins zu ersetzen sein. Das weiß auch Trainer Michael Köllner, der sich dennoch bereits unmittelbar nach Verkündung der Hiobsbotschaft bemüht, sachlich zu bleiben: „Unersetzlich ist keiner. Und aufgestiegen sind wir in den letzten Spielen ja auch ohne Ewerton“, erinnert der 48-Jährige im kicker nüchtern an die Vorsaison und den vorentscheidenden 3:1-Sieg bei Holstein Kiel, den Ewerton, wie auch die beiden darauffolgenden Siege, aufgrund einer Wadenverletzung verpasste.
Bei den finanziell klammen Nürnbergern wird einmal mehr der Teamgedanke in den Vordergrund gerückt. „Wenn einer ausfällt, ist es immer die Chance für einen anderen“, sagt der Oberpälzer beim Pressegespräch im Trainingslager. Der andere, damals in Kiel, wie auch beim Saisonstart in Berlin in ein paar Wochen, dürfte Lukas Mühl sein. Der Kapitän der deutschen U-20 hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Immerhin 14 Spiele über 90 Minuten bestritt das Eigengewächs in der Aufstiegssaison. Gerade im Saisonendspurt konnte er neben Margreitter mit abgeklärten Auftritten seinen Teil zur Rückkehr ins Oberhaus beitragen.
Köllner hebt das Kollektiv hervor – Kein „Panik-Transfer“ nötig
„Deswegen brauchen wir jetzt auch keinen Panik-Transfer tätigen“, stellt Köllner klar. Ewertons Qualitäten auf der Innenverteidigerposition suchen im Kader des Clubs allerdings seinesgleichen, in puncto Spieleröffnung vermag ihm keiner das Wasser zu reichen. „Nicht jeder bringt auf der Position die gleichen Qualitäten mit“, ist sich Köllner dessen bewusst. Der Trainer bevorzugt es wie gewohnt, seine Spieler stark zu reden, anstatt von Sportvorstand Andreas Bornemann vehement Neuzugänge einzufordern.
Der tut sich mit dem begrenzten Budget von vier Millionen Euro nach wie vor schwer, dem Kader des FCN weitere Verstärkungen zuzuführen. „Wir haben nominell nur drei Innenverteidiger, deshalb haben wir schon immer die Augen offen gehalten“, sagt Köllner im Hinblick auf das eigentlich gesetzte Duo Margreitter und Ewerton und den ursprünglich als deren Backup angedachten Mühl. „Wir gehen aktuell davon aus, dass unser Kader über die Qualität verfügt, diesen Ausfall aufzufangen“, pflichtet Bornemann seinem Coach bei. Zumal der Übungsleiter auf weitere Optionen für die Abwehrreihe zurückgreifen kann und auch eine Dreierkette in seine Planspiele miteinbezieht.
Wann liefert Bornemann die ersehnten Offensivkräfte?
Der defensive Mittelfeldspieler Ondrej Petrak hat diese Position bereits überzeugend ausgefüllt. Ebenso der aus Bremen mit ligaunabhängiger Kaufoption ausgeliehene Außenverteidiger Robert Bauer. Hinzu kommt Allrounder Eduard Löwen, der sich wie Petrak allerdings nicht auf dieser Position sieht, sondern auf Einsatzzeiten im zentralen Mittelfeld hofft. „Ich glaube, dass jeder unserer Spieler die innere Haltung hat, dass egal, wo er spielt, er glücklich darüber ist, dass er spielt“, wischt Köllner diesbezüglich alle eventuell aufkommenden Störfeuer beiseite und wird nicht müde, die Wichtigkeit des Club-Kollektivs zu beschwören.
Doch insbesondere in der dünn besetzten Offensive benötigen die Nürnberger bundesligataugliche Neuzugänge. Bisher kann Bornemann nichts Neues vermelden, eine Rückkehr von Josip Drmic scheint allein schon aus finanziellen Gründen allerdings nicht machbar. Der befindet sich bei Borussia Mönchengladbach auf dem Abstellgleis und hatte sich unlängst öffentlich beim 1.FC Nürnberg ins Gespräch gebracht. Dort hatte er in der Abstiegssaison 2013/14 17 Tore erzielt und seine mit Abstand erfolgreichste Profisaison gespielt.
Da Köllner gebetsmühlenartig wiederholt, dem aktuellen Kader den Klassenerhalt zuzutrauen, darf man als Clubfan langsam berechtigte Zweifel daran haben, ob die erhofften zwei bis drei bundesligaerfahrenen Offensivkräfte tatsächlich noch am Valznerweiher eintreffen werden. Der jüngste 4:1-Testspielsieg gegen Regionalligist Rosenheim dürfte daran nichts ändern.