Viele Club-Fans rieben sich vor dem letzten Bundesligaspiel des 1.FC Nürnberg in Frankfurt verwundert die Augen. Sebastian Kerk, gelernter Offensivmann, tauchte auf dem Spielberichtsbogen auf der linken defensiven Außenbahn auf. Möglich geworden war dies erst durch die Gelbsperre des etatmäßigen Linksverteidigers Tim Leibold. Mit Werder-Leihgabe Robert Bauer wurde der erste nominelle Ersatz aufgrund der Verletzung von Enrico Valentini zudem als Rechtsverteidiger benötigt. Kerk überraschte alle und überzeugte.
Es sollte sich als cleverer Schachzug von Interims-Trainer Boris Schommers erweisen. Kerk gehörte bei der 0:1-Pleite zu den besten Nürnbergern. Die Partie habe ihm „persönlich sehr, sehr gut“ getan, verriet Kerk in den „Nürnberger Nachrichten“. Nachdem er fast die komplette Aufstiegssaison mit einem Achillessehnenabriss zum Zuschauen verdammt war, scheint er nun zu alter Stärke zurückzufinden.
Das dies auf einer ungewohnten Position geschieht, stört den 24-Jährigen wenig. Insbesondere weil er „auch in der Mannschaft“ kurz nach dem Spiel „positive Resonanz bekommen“ habe. In der Tat zeigte sich Kerk bissig, laufstark und griffig in den Zweikämpfen. „Ich denke man sieht, dass es immer ein bisschen aufwärts geht“, meint Kerk, der eine lange Leidenszeit hinter sich hat. Seiner Form läuft er wie so vielen beim Club seit Monaten hinterher.
Die aktuelle Tabellensituation ist da nur die logische Konsequenz. Mit derzeit sieben Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz stehen bei den Franken alle Zeichen auf Abstieg. Der technisch versierte Kerk selbst steht zum zweiten Mal in Nürnberg unter Vertrag. 2015 war er vom SC Freiburg noch anderhalb Jahre ausgeliehen, vor zwei Jahren wurde er dann fest verpflichtet. „Selbstverständlich“, möchte er dem Verein erhalten bleiben, „ich liebe den Club, ich bin gerne zurückgekommen und dementsprechend gehe ich auch mit runter, falls es sein muss“.
Zumal er vor allem mit Kapitän Hanno Behrens und seinem ehemaligen WG-Mitbewohner Tim Leibold sehr gut befreundet ist. „Stand jetzt gehe ich mal stark davon aus, dass alle bleiben, der Zusammenhalt ist unsere große Stärke“, erzählt Kerk, „das sollte auch in den nächsten Jahren so sein, damit man zusammen wieder etwas aufbauen kann.“ In Zukunft könnte der Mann mit der Rückennummer 10 dann auf der linken Seite mit Leibold, der ebenfalls defensiv wie offensiv Stärken hat, ein Tandem bilden. Vielleicht sogar schon im Heimspiel gegen Augsburg.
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