Als Virgil Misidjan letztmals für den 1. FC Nürnberg in einem Pflichtspiel auf dem Rasen stand, war der Club offiziell noch Erstligist. Am 11. Mai 2019 unterlag man der Gladbacher Borussia und einem gewissen Dieter Hecking mit 0:4. Knapp drei Monate später riss sich Misidjan das Kreuzband. Sein heißersehntes Comeback gab der Rekordeinkauf nun nach 408 Tagen im Testspiel gegen Türkgücü München.
Gegen den Drittliga-Aufsteiger setzte sich Nürnberg mit 2:1 durch. FCN-Trainer Robert Klauß ließ Misidjan nach der Pause für 30 Minuten ran. „Ich habe es genossen, endlich wieder zu spielen. Der Rasen war nicht optimal, das Wetter auch nicht, aber das war mir egal“, lässt sich der glückliche Niederländer auf der Vereinswebsite zitieren.
Dass der 27-Jährige gerade erst das fordernde Trainingslager in Saalfelden hinter sich hatte, „das habe ich nicht wirklich gespürt, die Freude war einfach viel zu groß.“ Für viele Clubfans ist Misidjan auch über ein Jahr nach seiner schweren Verletzung ein großer Hoffnungsträger, gehörte er in der Abstiegssaison mit seiner auffälligen Spielweise doch zu den wenigen Lichtblicken.
Unabhängig davon, ob sein potenzielles Pendant Robin Hack den Club vielleicht verlässt – mit Tempo und Dribbelstärke kann Misidjan die Klauß-Elf seinerseits definitiv bereichern. „Wichtig ist, dass wir step by step gehen und nicht den zweiten vor dem ersten Schriff machen“, tritt der 35-jährige Fußballlehrer noch auf die Euphoriebremse.
Wohlwissend, dass sich ein topfitter Misidjan regelmäßig in der Startelf wiederfinden dürfte. „Wir werden Belastungsspitzen setzen und nach jeder Form, die er verträgt, können wir die Intensität erhöhen“, umreißt Klauß die weitere Vorgehensweise, die beim letzten Vorbereitungstest gegen Union am kommenden Samstag bereits um ein Kapitel reicher werden könnte.
Bis Misidjan auf dem gleichen Level wie seine Teamkollegen angelangt ist, kann es also noch etwas dauern. Der vor zwei Jahren für die vereinsinterne Rekordablöse von drei Mio. Euro vom entthronten bulgarischen Serienmeister Ludogorez Razgrad nach Franken gewechselte Flügelstürmer schickt sich sehr zur Freude seiner Mitspieler jedoch an, in der kommenden Spielzeit wieder ein fester Bestandteil des Kaders zu werden.
„Es freut mich für den Jungen, er hat eine lange Leidenszeit hinter sich“, sagt etwa Christian Mathenia. Der Torwart war in der vergangenen Saison selbst drei Monate mit einem Kniescheibenbruch ausgefallen. „Man hat in jeder einzelnen Einheit gesehen, dass er diese Vorfreude, die er in der Reha entwickelt hat, auch auf den Platz bringt.“ Scheint fast so, als würde Misidjans Rückkehr in eine Club-Startelf nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
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