Schommers macht die Schotten dicht – Behrens im Aufwind
Den 20 sieglosen Spielen in Folge zum Trotz scheint sich der 1.FC Nürnberg noch immer nicht aufgegeben zu haben. Mangelnder Einsatz lässt sich den Club-Profis nicht vorwerfen. Das sich die Franken in dieser Saison zumindest charakterlich erstligareif präsentieren, ist natürlich erstmal positiv einzuordnen. Andererseits offenbart diese Tatsache auch, woran es beim Aufsteiger am meisten hapert.
Die zweite Liga naht
Die Fans des Traditionsvereins wissen diesen Kampfgeist zu schätzen und unterstützen das Team weiterhin beinahe bedingungslos. Das ist angesichts der hoffnungslosen Tabellensituation mit nur 13 Punkten nach 26 Spieltagen überaus bemerkenswert. Zwar drohte die Stimmung vor allem nach dem miserablen Auftritt im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten Hamburger SV (0:1) zeitweise zu kipppen, die Spieler haben die Gunst der treuen Anhängerschaft jedoch schnell zurückgewonnen. Wo die Fans in Nürnberg noch vor wenigen Jahren auf die Barrikaden gegangen wären, ist das Anspruchsdenken mittlerweile deutlich gesunken.
Vor der laufenden Spielzeit hatten sich in der Noris insgeheim dennoch alle Beteiligten mehr erhofft. Zumindest einen lange offen gehaltenen Kampf um Platz 16 oder gar 15. Angesichts des kleinen Transfer-Budgets verwiesen die beiden mittlerweile beurlaubten Aufstiegs-Dirigenten Andreas Bornemann und Michael Köllner öffentlich jedoch bewusst ständig auf die immense Schwere der Aufgabe. Sie haben recht behalten. Sieben Punkte Rückstand sind es derzeit auf den Relegationsplatz, rechnerisch ist sogar noch immer alles möglich. Der bisherige Saison-Gesamteindruck bestätigt den Club bisher jedoch als hochverdienten Absteiger Nummer 1. Schwer vorstellbar, dass die Akteure doch nochmal den Turnaround schaffen.
Schommers mit traurigem Rekord?
Daran scheint auch Boris Schommers nichts ändern zu können. Der gebürtige Leverkusener wurde nach dem einschneidenden Doppel-Rausschmiss vom Co zum Interims-Chef befördert. Die Managersuche hat derweil alleinige Priorität, zieht sich aber bereits seit Wochen hin. Schommers verfolgt seinerseits einen deutlich strukturierten und organisierteren Spielstil als sein Vorgänger. Damit hat der 40-Jährige die zuvor löchrige Defensive überzeugend stabilisiert.
Nur sechs Gegentore in den fünf Spielen gegen Top-Gegner wie Dortmund, Leipzig, Hoffenheim und Frankfurt sind in Ordnung. Nach dem Remis gegen das Team von Lucien Favre hat man derzeit erstmals in der Nürnberger Bundesliga-Geschichte vier Spiele in Serie mit exakt einem Tor Unterschied verloren. Wiederholt sich das am Samstag gegen Augsburg, wäre ein Bundesliga-Rekord eingestellt. Diese traurige Besonderheit zeigt kurioserweise, dass man aktuell gut mithält.
Offensive mit Ladehemmung
Die große Krux: vorne strahlt Nürnberg kaum Torgefahr aus, noch weniger als unter Köllner. Kapitän Hanno Behrens und Sturmtank Mikael Ishak müssten es eigentlich richten, haben ihren Esprit der Vorsaison allerdings verloren. Mittelfeldmotor Behrens war in der Aufstiegs-Saison mit 14 Toren noch der Top-Torjäger. Ishak netzte im Unterhaus zwölf Mal ein und spielte sich sogar zeitweise zurück ins schwedische Nationalteam. Mit mickrigen vier und drei Törchen sind sie auch aktuell die treffsichersten Nürnberger. Behrens Formkurve geht zwar nach oben, doch die Liga kann man so nicht halten. Defensive und Einsatz allein sind dafür nicht genug. Der achte Club-Abstieg scheint daher vornehmlich durch die mangelnden Offensiv-Qualitäten besiegelt zu werden.