Viel war er in den letzten Wochen kritisiert worden. In Hannover sahen die Club-Fans endlich einen Hanno Behrens, der an vergangene Tage erinnerte. Beim 4:0-Kantersieg gegen den Mitabsteiger war der Routinier mit einem Torerfolg sowie einer präzisen Vorarbeit einer der besten Akteure.
Robin Hack leitete den Ball per Kopf weiter, auch Hanno Behrens traf die Kugel mit dem Schädel – mit Erfolg. Der Treffer zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung bedeutete das erste Pflichtspieltor für den 29-Jährigen seit dem 10. März der vergangenen Saison. Was anschließend folgte, muss eine Genugtuung für den Mittelfeldakteur gewesen sein. Sichtlich gelöst schrie der Nürnberger seine Freude förmlich in den Hannoveraner Nachthimmel, der an diesem Abend – zumindest fußballerisch – nur einseitige Glückseligkeit begutachten konnte.
Nachdem Hack für Behrens aufgelegt hatte, tauschten die beiden Nürnberger anschließend die Rollen. Behrens bediente den Youngster per mustergültigem Steilpass. Hack tat infolgedessen das, was er ohnehin in den vergangenen Wochen am besten konnte und besorgte den 3:0-Pausenstand. Wieder hatte Behrens somit die Füße im Spiel.
Dass diese überhaupt auf dem Platz standen, war in den vergangenen Spielen keine Selbstverständlichkeit mehr. Beim kollektiven Versagen in Sandhausen wurde Behrens von Trainer Damir Canadi zum Leidtragenden auserkoren und musste nach nur 45 Minuten vom Platz. Der Publikumsliebling war gewiss keineswegs in guter Verfassung, doch das konnte man an diesem Tag von keinem einzigen Nürnberger behaupten. Dass der ehemalige Darmstädter in der darauffolgenden Partie gegen Osnabrück von Beginn an auf der Bank Platz nahm, schien die angespannte Lage zu bestätigen, wenngleich Canadi nicht müde wurde, den enormen Stellenwert des 29-Jährigen zu betonen. Wie sehr den Kapitän die damalige Situation mitnahm, war nach Spielende erkennbar. Als die Nürnberger Anhänger Sprechchöre auf den Aufstiegshelden von 2018 anstimmten, vergrub der Mittelfeldspieler sein von Tränen gezeichnetes Gesicht unter dem Trikot.
Geschichten wie diese scheinen aus einer ganz anderen Zeit zu stammen. Behrens stand in den letzten vier Partien jeweils in der Startelf und auch die Leistung des Mittelfeldmotors verbesserte sich langsam, aber kontinuierlich. Die Krönung für den Aufwind der letzten Wochen war gewiss der Auftritt in Hannover. Das Ende dieser Glücksmomente muss der Befreiungsschlag beim Aufsteiger nicht gewesen, wenn es nach Behrens geht: „Es gibt keinen Grund, jetzt groß zu feiern“, betonte der Nürnberger. „Wir haben am Sonntag zu Hause gegen St. Pauli die Chance, einen großen Schritt nach vorne zu machen.“
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