Trotz Bleibewillen: Lässt Nürnberg Erras und Ishak gehen?
Das Relegationshinspiel bescherte dem 1. FC Nürnberg neben einer guten Ausgangspostion auch perspektivisch wichtige Erkenntnisse. Zum einen war das beeindruckende Zustandekommen des 2:0-Siegs die allerletzte Bestätigung dafür, dass man nicht auf dem 16. Tabellenplatz hätte landen müssen. Die personellen Umstellungen spülten mit Patrick Erras und Mikael Ishak zudem zwei verdiente Spieler zurück in die Startelf, die wie beinahe alle FCN-Profis zuletzt weit unter ihren Möglichkeiten geblieben waren und gegen Ingolstadt ihr wahres Leistungsvermögen offenbarten. Müssen die beiden den Club dennoch verlassen?
Erras: Kopfballungeheuer mit Libero-Qualitäten
Erras, seit 2007 im Verein, kam in dieser Saison in 20 Ligaspielen zum Einsatz. Dabei überwand das 1,96 Meter große Eigengewächs immerhin dreimal den gegnerischen Keeper. So spielte er nach dem Restart bei den 1:1-Unentschieden gegen Zweitliga-Meister Bielefeld und zuletzt in Kiel seine Kopfballstärke entscheidend aus und sicherte dem Club so wichtige Punkte. Gegen Ingolstadt überzeugte Erras bei eigenem Ballbesitz in einer Dreierkette als eine Art Libero. Ein Experiment an dem sich zu Saisonbeginn zeitweise schon der Anfang November vom Hof gejagte Damir Canadi versucht hatte. Sein ebenso glückloser Nachfolger Jens Keller setzte Erras dann wieder im defensiven Mittelfeld ein. Gegen die Schanzer kramte das aus Michael Wiesinger und Marek Mintal bestehende Interims-Duos den als gescheitert geglaubten Ansatz nun wieder hervor. Und Erras bewies mit seiner hervorragenden Leistung einmal mehr, dass Fußball zu einem Großteil Kopfsache ist.
Hintermaier: „Patrick hat nirgendwo zugesagt“
Der Vertrag des 25-Jährigen läuft jedoch aus, seit Monaten stehen die Zeichen auf Abschied. In der Vergangenheit wurde über einen Wechsel nach England spekuliert, neben Newcastle sollen aber auch deutsche Erst- und Zweitligisten Interesse haben. Für seinen früheren Jugend-Trainer Reinhold Hintermaier ist diesbezüglich das letzte Wort noch nicht gesprochen. „Ich weiß, dass Patrick extrem am FCN hängt und trotz zahlreicher Angebote aus dem In- und Ausland noch nirgendwo zugesagt hat. Für eine Unterschrift muss er aber natürlich auch das Vertrauen vom FCN spüren“, zitiert die „Bild“ den 64-jährigen Österreicher, der als Spieler 135 Partien für den Club bestritten hatte.
Unter Keller außen vor, bei Wiesinger gefragt
Auch Mikael Ishak könnte Nürnberg ablösefrei verlassen. Dabei erscheint es allerspätestens seit seinem starken Auftritt in der Relegation umso erstaunlicher, dass der bereits bei seinem Amtsantritt ausgebrannt wirkende Keller zum Unverständnis vieler Club-Anhänger letztlich keine wirkliche Verwendung für den Angreifer fand. Nachdem ihn der 49-Jährige über Monate komplett ignoriert hatte, gab er dem Schweden gegen Regensburg zwischenzeitlich doch noch eine Chance. Ishak dankte es ihm prompt mit einem Treffer. Wiesinger und Mintal stellten dem einstigen Aufstiegsgaranten mit Adam Zrelak nun einen Sturmpartner zur Seite und setzten auf eine Doppelspitze. Die Folge: Ishak traf bereits in der vierten Spielminute die Latte und erzielte obendrein zwei knappe Abseitstore.
Stürmer ohne Angebot: „Mikael liebt den FCN“
„Ich war von Mikaels Leistung in der Relegation in keinster Weise überrascht. Jeder weiß doch, was er leisten kann. Nicht umsonst hatte er in der Aufstiegssaison 20 Torbeteiligungen. Er liebt diesen Verein und hat sich nie öffentlich beschwert – auch nicht, als er monatelang links liegen gelassen wurde“, sagt sein Berater Martin Dahlin. Ishaks Abgang schien eigentlich längst beschlossen, noch im Winter soll er einen Transfer nach Paderborn abgelehnt haben. Dass er sich wie Teamkollege Erras einen Verbleib in Nürnberg prinzipiell vorstellen kann, ist allerdings kein Geheimnis. „Bisher hat es keinerlei Angebot vom Club gegeben. Wir müssen also leider davon ausgehen, dass der Verein ihn nicht mehr haben möchte. Mikael hat genügend Anfragen, aber ihm wird der Abschied aus Nürnberg schon sehr, sehr schwer fallen.“
Ob die beiden Club-Profis bei einem möglichen Abstieg überhaupt mit in die dritte Liga gehen würden, steht wiederum auf einem anderen Blatt. Ebenso die Frage, ob man sich am Valznerweiher noch die Gehälter der ehemaligen Erstliga-Profis leisten könnte. Nach dem Rückspiel in Ingolstadt sollten die FCN-Verantwortlichen um den zunehmend in die Kritik geratenen Sportvorstand Robert Palikuca ihre Vertragsverlängerungen jedoch zumindest ernsthaft in Betracht ziehen.