Hinrundenfazit: Schalke mit dezimiertem Kader zum Erfolg
Nach einer ernüchternden Saison wurde Markus Weinzierl im vergangenen Sommer nach nur einem Jahr wieder entlassen. Sportvorstand Christian Heidel traf eine mutige Entscheidun und verpflichtete Domenico Tedesco vom FC Erzgebirge Aue. Bislang meistert der junge Fußballlehrer die Aufgabe beim FC Schalke 04 mit Bravour.
Verkleinerung des Kaders
Mit gerade einmal 22 Spielern ist der FC Schalke 04 in die Saison gegangen. Nicht wenige befürchteten, dass der Kader zu klein ist. Der Gedanke von den handelnden Verantwortlichen war jedoch nachvollziehbar. Jeder Spieler sollte das Gefühl bekommen, die Chance auf Einsatzzeiten zu haben. Der Plan ist aufgegangen. Aus vielen einzelnen Spielern ist wieder ein Team geworden. Alle kämpfe und sind stets motiviert. Auch Akteure, die kaum zum Einsatz gekommen sind, sorgten nicht für Unruhe innerhalb der Mannschaf. So verbreitete beispielsweise Coke, der kürzlich auf Leisis zu UD Levante wechselte, stets gute Stimmung.
Der kleine Kader hat daran jedoch nur einen verhältnismäßig geringen Anteil. Eine weitaus größere Rolle dürften die Führungsqualitäten von Domenico Tedesco spielen. „Er ist total authentisch und gibt das immer weiter an die Mannschaft. Jeder Spieler auf Schalke hat das Gefühl, dass er der wichtigste Spieler für den Trainer ist“, äußerte sich Christian Heidel im Interview mit „WDR 2“ zuletzt erneut positiv über den jungen Fußballlehrer.
Die Rückkehr der Konstanz
Zu Beginn der Saison lief noch nicht alles rund. Auf ein 2:0-Sieg gegen RB Leipzig folgte eine 0:1-Niederlage gegen Hannover 96. Anschließend konnten die Königsblauen gegen den VfB Stuttgart und Werder Bremen gewinnen. Bevor schließlich die unglaubliche Serie von mittlerweile 13 ungeschlagenen Spielen begann, verlor das Team von Domenico Tedesco gegen den FC Bayern und die TSG 1899 Hoffenheim. Sicherlich hätte man Spiele wie beispielsweise gegen Bayer 04 Leverkusen, den VfL Wolfsburg oder den 1. FC Köln, bei denen man nach eigener Führung noch den Ausgleich kassierte, auch gewinnen können. Nichtsdestotrotz kann der FC Schalke 04 am Jahresende auf eine durchaus erfolgreiche Hinrunde zurückblicken.
Defensive Stabilität als Grundlage
Gerade zu Beginn der Saison war das Spiel der Königsblauen von der Defensive geprägt. Domenico Tedesco legte viel Wert auf ein geordnetes Aufbauspiel, ohne dabei in Hektik zu verfallen. Wichtig dafür ist sicherlich Naldo, der trotz seines Alters aktuell wohl zweifelsohne einer der besten Innenverteidiger der Bundesliga ist. Er strahlt Ruhe aus und verteidigt stets fair. Nebenmann Benjamin Stambouli war defensiv zuletzt zwar etwas unsicher, ist für das Aufbauspiel dank seiner präzisen langen Bälle aber sehr wichtig. Das Kommando im defensiven Mittelfeld hat Max Meyer am achten Spieltag übernommen. Es war eine von mehreren Entscheidung, mit der Tedesco viele überraschte. Der 22-Jährige zeigt seitdem eine Seite an sich, die man bisher nicht kannte. Als zweikampfstarker Spielmacher mit guter Übersicht weiß der gebürtige Oberhausener bislang zu überzeugen.
Das Motto: Niemals aufgeben
Eine Situation konnte noch so aussichtslos scheinen, die Mannschaft des FC Schalke 04 kämpfte weiter. Domenico Tedesco schaffte es immer wieder, seine Spieler nach vorne zu peitschen. Egal, ob beim 0:4-Rückstand im Revierderby oder beim 0:2-Rückstand gegen Eintracht Frankfurt. Eins können die Fans des Revierklubs – anders als in der Vergangenheit – definitiv nicht mehr bemängeln: fehlende Einsatzbereitschaft. Dabei jemanden hervorzuheben fällt schwer. Das Sinnbild der beiden Aufholjagden ist aber sicherlich Naldo, der sowohl beim 4:4 gegen Dortmund als auch beim 2:2 gegen Frankfurt noch kurz vor Schluss den Treffer zum Ausgleich erzielen konnte. Auch daran wird deutlich, dass bei den Königsblauen wieder eine Mannschaft auf dem Platz steht, die ihren Namen verdient.
Nur wenige Veränderungen geplant
Christian Heidel möchte nicht von seinem Plan eines kleinen Kaders abrücken und plant mit seinem Trainer daher nur minimale Veränderungen. Die erste wurde dabei bereits vollzogen. So wechselt Coke für ein halbes Jahr auf Leihbasis zum spanischen Erstligisten UD Levante. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass eine Verstärkung für die linke Seite verpflichtet wird. Für Bastian Oczipka gab es bisher keine echte Alternative im Team. Ein denkbares Szenario ist eine erneute Leihe von Abdul Rahman Baba. Dies wird sich allerdings wohl erst im Laufe des nächsten Monats entscheiden.
Darüberhinaus deutet vieles auf eine Verpflichtung von Cedric Teuchert hin. Der Stürmer des 1. FC Nürnberg, dessen Vertrag im kommenden Sommer ausläuft, steht vor dem Abschied und soll sich wegen Domenico Tedesco für einen Wechsel ins Ruhrgebiet entschieden haben. Ansonsten ist man eigentlich auf allen Positionen ausreichend besetzt. Kehren Nabil Bentaleb und Leon Goretzka wieder in den Kader zurück, stehen auch im zentralen Mittelfeld wieder einige Alternativen zur Verfügung.
Prognose
Während die Meisterschaft schon jetzt entschieden scheint, ist im Kampf um die Plätze für das internationale Geschäft noch alles offen. Das Ziel des FC Schalke 04 ist jedenfalls klar: die Königsklasse. Jetzt eine genauere Einschätzung abzugeben, ist dennoch eigentlich unmöglich. Schließlich rechneten vor der Saison wohl auch nur wenige damit, dass ausgerechnet Schalke nach der Hinrunde auf dem zweiten Tabellenplatz hinter dem FC Bayern München steht. Christian Heidel gibt sich jedenfalls angriffslustig: „Wir haben alle das Gefühl, dass wir noch nicht am Limit angekommen sind.“