Frank Rost war jahrelang Torhüter in der Fußball-Bundesliga. Doch eine große Karriere im Sport nach seiner aktiven Zeit blieb bisher aus. Das macht Rost vor allem an der Entwicklung des Fußball-Geschäfts fest. Im Interview mit „Transfermarkt“ sprach er zudem über Ex-Klub Schalke 04 und ehemalige Sportdirektoren, die von Realpolitik wenig verstanden hatten.
Mit Erschrecken verfolgt Ex-Bundesliga-Keeper Frank Rost die Entwicklung seines ehemaligen Vereins Schalke 04. Für die Schalker stand er 196-mal zwischen den Torposten. „Das ist so ein geiler Klub und wenn ich dann daran denke, dass dieser Klub in der neuen Saison in der zweiten Liga spielen muss, könnte man eigentlich laut losheulen“, beschreibt Rost seine Gedanken zum diesjährigen Saison-Debakel der Knappen.
Im Kader des S04 seien laut ihm zu wenig Akteure, die den Klub Schalke lieben und bereit sind diesen zu leben: „Ich unterstelle den Jungs nicht, dass sie nicht kicken können, nur haben sie nicht verstanden, was Schalke bedeutet“. Aber auch an den sportlichen Verantwortlichen lässt Rost kein gutes Haar: „In meinen Augen sollten die Personen, die für den Misserfolg verantwortlich sind, in naher Zukunft keinen Job mehr im Fußball bekommen dürfen.“
Doch nicht nur Schalke 04 hat zu kämpfen. Auch seine ehemaligen Arbeitgeber der Hamburger SV und der SV Werder Bremen sind in den letzten Jahren keine Vorzeige-Klubs gewesen. Hier waren laut Rost die sportlichen Verantwortungen ebenfalls völlig fehlerhaft besetzt: „Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Sportdirektoren heimlich FIFA gespielt haben und dachten, was auf der Konsole klappt, klappt auch im richtigen Leben.“
Typen wie er, die durchaus anecken, seien nicht wünschenswert für das Geschäft. Daher ist Rost wohl auch keiner, der für Klubs der Liga interessant ist. „Es geht heutzutage nur noch um das Geld und Postenschacherei. Viele Probleme in den Vereinen sind hausgemacht. Den Aufsichtsräten geht es größtenteils nur noch um die Selbstdarstellung und die Möglichkeit günstig an VIP-Tickets zu kommen“, empfindet Rost das System als unschön.
Dazu zählt logischerweise auch die gewachsene Kommerzialisierung der Bundesliga, die bis in die Tiefe wirkt: „Es fängt bei den überteuerten Trikot-, Bier- oder Bratwurstpreisen an und geht hin bis zur Abschaffung der Stehplätze. Es bringt auch nichts rumzuschreien ‚wir wollen unseren Fußball wieder‘. Die Lokomotive ist losgerollt und es wird schwer, diese Entwicklung wieder aufzuhalten.“
Die Hoffnung, dass die Corona-Pandemie vielleicht auch die wachsende Blase des überhöhten Fußball-Geschäfts etwas reduziert, teilt der ehemalige Torhüter indes nicht. Viel mehr befürchtet er, dass es die Unschuldigsten am meisten trifft: „Ich glaube Corona wird den Fußball noch weiter entzweien. Insbesondere die Basis, der Amateursport, wird ohne finanziellen Hilfen nicht überleben können. Dabei ist es so wichtig, dass vor allem Kinder und Jugendliche Sport machen können, sich bewegen dürfen. Ich weiß, dass das Corona-Thema ein heikles Thema ist und man schnell in eine Schublade gesteckt wird, aber wir dürfen die sozialen Konsequenzen insbesondere für Kinder nicht außer Acht lassen.“
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