Seit diesem Sommer steht Markus Weinzierl nicht mehr bei Schalke 04 unter Vertrag. Die Anfang Juli erfolgte Vertragsauflösung empfindet er als Befreiung. Im Gespräch mit der SPORTBILD erläutert der 43-Jährige nun seine Sicht auf die unglückliche Zeit beim FC Schalke, seine daraus resultierenden persönlichen Lehren und dass er sich mittlerweile wieder für eine neue Trainertätigkeit bereit fühlt.
Markus Weinzierl scheint die letzten Monate sinnvoll genutzt zu haben. „Ich wollte das Jahr nach meiner Beurlaubung nutzen, um meine Trainertätigkeit zu reflektieren, mich weiterzubilden und den Akku aufzuladen“, erklärt er seine Beweggründe. Er habe andere Trainer beobachtet und Trainingslager besucht, vor allem in Österreich. Zudem hospitierte er dank Pep Guardiola auch beim englischen Meister Manchester City.
Nach den erfolgreichen Stationen Regensburg und Augsburg trat Weinzierl im Sommer 2016 den Cheftrainer-Posten auf Schalke an. Nach einer enttäuschend auf Platz zehn beendeten Saison wurde der Übungsleiter jedoch bereits 2017 wieder entlassen. Der turbulenten Zeit unter Weinzierls Führung folgte ein überaus erfolgreiches Jahr unter seinem Nachfolger Domenico Tedesco. „Man kann die zwei Jahre gar nicht miteinander vergleichen“, so ein damit konfrontierter Weinzierl. Dass sein Nachfolger die Königsblauen nur zwölf Monate später zum Vize-Meister machte, weiß er nach eigenem Bekunden richtig einzuordnen. „Da gibt es keinen Ärger oder Neid, ich kann das realistisch einschätzen“, meint der seit einem Jahr vereinslose Fußballlehrer. Sein bei den Schalkern bis dahin immer noch fortlaufender Vertrag wurde in diesem Monat einvernehmlich aufgelöst. „Ich wollte das beenden“, verweist er auf seine wiederaufgeloderte Bereitschaft, demnächst mit neuer Motivation ins Tagesgeschäft einzusteigen.
Als Hauptgründe für sein Scheitern im Ruhrpott sieht Weinzierl den mit fünf Niederlagen völlig verkorksten Saisonstart, welchem eine ohnehin schwierige Vorbereitung vorausgegangen sei. Hinzu kamen das für ihn ungewohnte, schwierige Umfeld in Gelsenkirchen sowie die (danach unter Tedesco fehlende) Dreifachbelastung und daraus resultierende Verletzungenen bei unersetzlichen Leistungsträgern wie Abwehrchef Naldo. „Wenn man beide Jahre deckungsgleich übereinanderlegen könnte und solch unterschiedliche Erfolge dabei herauskommen, dann würde ich mir Gedanken machen“, unterstreicht ein reflektiert wirkender Weinzierl seine aufgeräumte Gemütsverfassung.
Dass es auf Schalke nicht optimal gelaufen ist, ärgert ihn dementsprechend selbst am allermeisten. „Ich wusste, dass Schalke eine Riesen-Chance sein kann. Aber auch ein Risiko. Nun hat es mich erwischt, trotzdem habe ich viele wichtige Erfahrungen bei so einem großen Verein gemacht und viele Lehren für meine Zukunft gewonnen“, resümiert Weinzierl schließlich ohne Verdruss. „Umso ehrgeiziger bin ich, das wieder gutzumachen“.
Obwohl Weinzierl betont, „ganz entspannt und optimistisch in die Zukunft“ zu blicken, ist er sich der Dynamik auf dem knallharten Trainermarkt bewusst. „Der nächste Job sollte jetzt sitzen, aber für diese Aufgabe musst du dann auch brennen“, stellt er klar. Tatsache ist, dass sich die nun erhaltene Abfindung von 1,5 Millionen Euro lediglich auf die Hälfte seines zuvor vetraglich geregelten Jahresgehalts beläuft.
Man darf gespannt sein, wo der im niederbayrischen Straubing geborene Coach seinen nächsten Vertrag unterzeichnet. Zuletzt hatte er unter anderem Angebote vom VfB Stuttgart und der österreichischen Nationalmannschaft abgelehnt. Überhaupt möchte sich der frühere Abwehrspieler nicht festlegen, auch nicht auf die erste Liga. „Ich kann mir vieles vorstellen: Einen kleineren Verein wie damals Augsburg zu etablieren, auch das Ausland. Es geht nicht darum, ob es ein großer oder kleiner Verein ist. Es muss einfach passen“, hält sich Weinzierl alle Türen offen.
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