St. Pauli zurück aus dem Trainingslager: Gewappnet für den Aufstieg?
Acht Tage lang verweilte der FC St. Pauli im Wintertrainingslager in Oliva Nova an der Ostküste Spaniens. Nach zwei Testspielen und zehn weiteren Trainingseinheiten traten die Kiezkicker am Donnerstagnachmittag die Heimreise an. Viele Beobachter beschäftigt nun vor allem eine Frage: Sind die Hamburger reif für den Aufstieg?
„Fußballgott“ Meier setzt erste Duftmarke
Rein sportlich gesehen dürften die Verantwortlichen des Kiezklubs wohl ein eher durchwachsenes Fazit ziehen. Eine Niederlage gegen den belgischen Erstligisten Sporting Charleroi und ein Last-Minute-Sieg gegen den Drittligisten Wehen Wiesbaden stehen dort zu Buche. Trotzdem hatte Cheftrainer Markus Kauczinski vor allem nach dem abschließendem Testspiel über 120 Minuten gegen Wiesbaden noch einige positive Worte für seine Mannschaft übrig. „Wir hatten gute Phasen und haben geführt. Gerade zu Beginn der zweiten Halbzeit haben wir aber Chancen zugelassen und das Spiel aus der Hand gegeben. Mit dem knappen Sieg können wir am Ende ganz gut leben.“
Besonders Neuzugang Alex Meier scheint sich allerdings schon prächtig in der Mannschaft integriert zu haben. Sowohl gegen Charleroi als auch gegen Wiesbaden erzielte der 36-Jährige seine Tore Eins und Zwei nach der Rückkehr zum FC St. Pauli. Zudem wird er seiner Rolle als Routinier und Mentor auf Anhieb gerecht. Abwehrtalent Florian Carstens äußerte sich am Rande des Trainingslagers gegenüber Medienvertretern durchweg positiv zu seinem neuen Teamkollegen. „Der hat fast 300 Bundesligaspiele gemacht, das ist Wahnsinn. Wenn er mich coacht und sagt, mach’ mal dies oder jenes besser, spiel’ mal ein ein bisschen vertikaler – das hilft mir natürlich.“
Ziereis schwer verletzt – Saisonaus besiegelt
Eben jener Carstens wird wohl in der Rückrunde deutlich öfter als noch in der Hinrunde zum Zuge kommen. Das liegt vor allem an dem schwerwiegendem Ausfall von Abwehr-Chef Phillip Ziereis. Beim Trainingskick gegen Wehen Wiesbaden verletzte sich der Innenverteidiger in einem Zweikampf schwer am rechten Knie. Wie die Hamburger inzwischen bestätigten, wird Ziereis mit einem Riss des vorderen Kreuzbandes sowie einem Riss des Innenmeniskusses mehrere Monate verpassen und in der laufenden Saison definitiv kein Pflichtspiel mehr absolvieren können.
Doch nicht nur Carstens könnte eine Alternative für den bislang gesetzten Ziereis sein. Ein weiterer Rückkehrer dürfte sich in Stellung für einen Stammplatz in der Innenverteidigung bringen. Weit über ein Jahr lang hat Marc Hornschuh kein Pflichtspiel mehr absolvieren können. Sein letzter Einsatz für die Kiezkicker datiert vom 16. September 2017. Seitdem hatte gebürtige Dortmunder mit einem Bandscheibenvorfall zu kämpfen. Nun feierte Hornschuh im Trainingslager sein Comeback auf dem Trainingsplatz und auch in den beiden Testspielen kam er zusammen circa 80 Minuten zum Einsatz.
„Ich war einfach happy, dass ich wieder mit den Jungs auf dem Platz stand“, so der Comebacker nach dem Spiel gegen Charleroi. Trotzdem will er seine Rückkehr Schritt für Schritt angehen und nichts überstürzen. Mit Zielen sei er zunächst vorsichtig. Dennoch hat er sicherlich die Ambition, sofern er beschwerdefrei bleibt, wieder regelmäßig in der Starformation der Braunweißen zu stehen.
Kaderplanung für nächste Saison – und gleichzeitig Liga 1?
Mit Alex Meier hat der FC St. Pauli bereits einen Spieler der Qualität „Erste Liga“ verpflichtet. Laut übereinstimmenden Medienberichten planen die Verantwortlichen rund um den sportlichen Geschäftsleiter Uwe Stöver nun die nächste Verpflichtung eines Spielers aus dem Oberhaus. Jakub Bednarczyk soll demnach bereits im Winter zum derzeitigen Tabellendritten der 2. Bundesliga stoßen.
Der 20-jährige Pole kommt bei seinem aktuellen Arbeitgeber Bayer 04 Leverkusen kaum zum Zug und könnte sich somit dem Kiezklub anschließen, um mehr Spielpraxis zu erlangen. Bednarczyks Vertrag bei der Werkself läuft noch bis zum kommenden Juni, allerdings wären die Hamburger wohl sogar bereit, eine kleine Ablöse zu bezahlen, damit der Rechtsverteidiger ihnen sofort weiterhelfen könnte. Zudem steht eine Rückkaufoption der Leverkusener im Raum. Da Luca Zanders Leihe von Werder Bremen im Sommer endet und noch unklar, ob St. Pauli ihn halten kann, scheint dieser Transfer durchaus sinnvoll.
Doch reicht das alles wirklich für den Aufstieg? Die Spieler selbst scheinen auf jeden Fall heiß darauf zu sein. Erst kürzlich äußerten sich die beiden Routiniers Sami Allagui und Johannes Flum in der „MOPO“ zu ihren Bundesliga-Erfahrungen und den Ambitionen für die anstehende Rückrunde. „Es wäre sensationell, wenn wir es tatsächlich schaffen würden“, sagt Neu-Kapitän Flum, „Die Bundesliga ist ja eine der besten Ligen der Welt. Es wäre das Allergrößte für uns als Sportler.“ Auch Allagui hat das Ziel Aufstieg fest vor Augen. „Allein wegen der Stadien, der Fans, immer ausverkauftes Haus. Die Bundesliga ist die Messlatte in Deutschland, da wollen wir am liebsten hin.“