Da Leverkusen die ersten drei Bundesligaspiele allesamt verloren hat, wurde die externe Kritik an Trainer Heiko Herrlich immer lauter. Doch nachdem die Werkself anschließend zum Auftakt der Europa-League-Gruppenphase einen 3:2-Erfolg bei Ludogorets Rasgrad verbuchen konnte und am letzten Sonntag gegen Mainz der erste Ligasieg gelang, scheint unter dem Bayer-Kreuz vorläufig Ruhe eingekehrt zu sein. In der englischen Woche geht es Schlag auf Schlag, am fünften Spieltag geht es nach Düsseldorf zur Fortuna. Der Aufsteiger ist mit fünf Punkten gut in die Saison gestartet und will im Rheinderby kein Punktelieferant sein.
Die Auftaktniederlage im eigenen Stadion gegen Augsburg hat Düsseldorf augenscheinlich nicht aus der Bahn geworfen. Denn danach hat die Fortuna mit einem Remis in Leipzig und dem 2:1-Sieg gegen den Champions-League-Teilnehmer aus Hoffenheim schon früh in der Saison erste Duftmarken gesetzt. „Wir werden sehen, wie oft wir diese Dinge abrufen können. Immer wird das nicht gehen“, will Friedhelm Funkel die guten Resultate nicht überbewerten. „Wir bewerten die Leistungen und nicht reine Ergebnisse. Daher sind und bleiben wir gelassen“, so der erfahrene Chefcoach auf der Spieltagskonferenz.
Am Limit sieht er sein Team allerdings noch nicht: „Sicherlich geht vieles aber auch noch besser.“ Dass dies auch der heutige Gegner zurecht von sich behaupten kann, weiß der 64-Jährige nur zu gut. In einer kritischen Situation sieht er Herrlichs Elf aber nicht. „Leverkusen hat keine Krise oder einen enormen Fehlstart. Sie hatten auch schwere Spiele zum Start“, sagte Funkel. „In Gladbach und München kann man durchaus verlieren. Dann bleibt nur noch das Heimspiel gegen Wolfsburg, was Bayer mit den eigenen Ansprüchen sicher gut hätte gewinnen können“, legte er seine Sicht der Dinge dar.
Gegen Bayer Leverkusen, das „neben dem FC Bayern und und Borussia Dortmund in den letzten 20, 25 Jahren in der Bundesliga zu den besten und erfolgreichsten Vereinen“ gehört, ist Funkels Fortuna klarer Außenseiter. „Wenn es nur um die Qualität der Einzelspieler geht, sind wir Leverkusen natürlich unterlegen“, gibt er zu – nur um nachzuschieben: „Als Mannschaft sind wir stark. Wir brauchen immer 100 Prozent, um solche Teams zu ärgern. Nur so können wir uns der Angriffswucht entgegenstellen.“ Damit dies wie schon zuletzt gegen Hoffenheim und Leipzig auch heute klappt, will er sich einmal mehr nicht in die Karten schauen lassen.
„Durchaus möglich, dass wir taktisch etwas verändern. Meine Mannschaft ist aber sehr flexibel. Das haben wir letzte Saison und auch in den ersten Spielen dieser Saison gezeigt. Alle Jungs wissen, was zu tun ist“, erklärte Funkel und betonte: „Meine Mannschaft ist in der Lage, das kurzfristig auf den Platz zu bringen.“ Bayer habe in der Offensive „unheimlich viel individuelle Klasse“ – alles andere als eine Kontertaktik würde gegen die spielstarken Leverkusener somit sehr überraschen.
Bayer-Coach Heiko Herrlich ahnt, was gegen die Fortuna auf ihn zukommt. „Die Düsseldorfer erwarte ich sehr tiefstehend. Sie werden versuchen, nach Ballbesitz schnell vors gegnerische Tor zu kommen. Zuletzt haben sie in Stuttgart gezeigt, was sie können.“ Bayer bestreitet heute bereits das dritte Spiel innerhalb von sieben Tagen. Während Düsseldorf schon am Freitagabend hochverdient einen Punkt aus dem Schwabenland entführte, trat Leverkusen nach dem Europa-League-Spiel im bulgarischen Rasgrad erst am Sonntagnachmittag gegen Mainz an.
„Unser Anspruch muss es sein, diesen 3-Tages-Rhythmus wegzustecken, auch wenn es hart ist. Nach Rasgrad haben wir das gut geschafft, auch jetzt hatten wir drei Tage, um uns zu erholen. Entscheidend ist die richtige Einstellung“, will Herrlich mit der Situation nicht hadern, Zudem ist Bayers Kader gerade offensiv auch in der Breite gut besetzt. „Wie auch in den vergangenen Spielen haben wir vor, auf der ein oder anderen Position zu rotieren. Wir müssen schauen, dass die Achse stabil bleibt, werden aber auch frische Spieler bringen“, kündigte der 46-Jährige an.
So könnte Kevin Volland, gegen Mainz nur eingewechselt, anstelle von Lucas Alario wieder von Beginn an im Sturmzentrum auflaufen. Der Mann der Stunde bei Leverkusen, Kai Havertz, scheint trotz seines jungen Alters derzeit unverzichtbar. „Er hat super Kreativität, füttert die Mitspieler und ist sehr ballsicher“, lobt Volland den 19-Jährigen auf sport.de. Mit seinen Teamkollegen will Volland gegen Düsseldorf ein Zeichen setzen. „Für uns ist es ein enorm wichtiges Spiel, wir wollen wieder in die Regionen kommen, wo wir hingehören.“ Sein Trainer pflichtet ihm bei. „Wir müssen morgen 100% dagegen halten, geduldig sein und unsere fußballerischen Qualitäten in die Waagschale werfen. Wir wollen drei Punkte mitnehmen und nach diesem Spieltag in der Tabelle vor Düsseldorf stehen.“
Bei Düsseldorf fallen neben Kapitän Oliver Fink (Achillessehnenprobleme) auch Andre Hoffmann (Gehirnerschütterung), Diego Contento (Kreuzbandriss), Aymen Barkok (Innenbandverletzung am Knie) und Kenan Karaman (Muskelfaserriss im Oberschenkel) aus. Leverkusen muss außer den vier Langzeitverletzten Panagiotis Retsos (Sehnenteilriss im Oberschenkel), Charles Aranguiz (Knieprobleme), Julian Baumgartlinger (Innenbandriss im Knie) und Ex-Düsseldorfer Joel Pohjanpalo (Durchblutungsstörung im Sprungbein) zudem auf den rotgesperrten Karim Bellarabi verzichten.
Düsseldorf: Rensing – Ayhan, Bodzek, Kaminski – Zimmer, Gießelmann – Sobottka – Zimmermann, Morales – Ducksch, Hennings
Leverkusen: Hradecky – Weiser, Tah, Sven Bender, Wendell – Kohr, Lars Bender – Bailey, Havertz, Brandt – Volland
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