Eigentlich kennen sie es im Norden gar nicht mehr anders. War das Derby zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen lange ein sportliches Aushängeschild, so ist es seit Jahren nur noch das Spiel zweier Abstiegskandidaten, die in der Bundesliga kein Ausrufezeichen mehr setzen können. Am Samstag um 18:30 Uhr kommt es zum nächsten Aufeinandertreffen der beiden Nordlichter, das zum wiederholten Male eher in der Kategorie Not gegen Elend anzusiedeln ist. Die Hamburger haben seit vier Spielen nämlich kein einziges Tor geschossen, die Bremer warten nach dem sechsten Spieltag immer noch auf den ersten Saisonsieg. Zwei äußerst schwache Statistiken. Für beide Mannschaften wird das anstehende Nordderby daher zu einem ersten Härtetest im Kampf gegen den Abstieg.
Am Tag nach der 0:3-Niederlage in Leverkusen stand HSV-Trainer Markus Gisdol die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Seine Mannschaft zeigte bei der Werkself einen schwachen Auftritt – und hat von den letzten vier Bundesligaspielen jedes verloren. „Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, dass so eine Niederlagenserie im Laufe der Saison passieren kann. Wenn man so einen dünnen Kader hat, ist es relativ wahrscheinlich”, sagte der 48-Jährige am vergangenen Montag. Eine beachtliche Aussage, die den sportlichen Notstand bei den Hamburgern aber gut widerspiegelt. Es wird immer deutlicher, dass der Kader des Bundesligadinos die vielen Verletzungen nicht auffangen kann – und deshalb schon seit einigen Wochen nicht mehr wirklich konkurrenzfähig ist. Das haben besonders die Spiele in Leverkusen und Hannover (0:2) gezeigt, wo die Gegner den HSV ohne größeren Aufwand besiegen konnten.
“Ich bin mir sicher, dass wir bald auch wieder Tore schießen. Aber dafür müssen wir weiterhin arbeiten”, sagte Gisdol nun am Donnerstag. Das Spiel gegen Leverkusen war zu diesem Zeitpunkt längst abgehakt. Mit dem Nordderby steht jetzt eine Partie an, die der HSV nicht verlieren darf. Zurückgreifen kann Markus Gisdol dafür wieder auf zwei Spieler, die aus dem übergroßen Verletzungs-Lazarett der Hamburger zurückkehren. Nach fünf Wochen Ausfallzeit wird der Ex-Werderaner Aaron Hunt wohl sein Comeback geben. Auch Mittelfeldstratege Albin Ekdal, der die letzten beiden Spiele mit Rückenbeschwerden verpasst hat, wird wieder dabei sein. “Das Gröbste in Sachen Verletzungen haben wir jetzt wohl hinter uns”, sagte Gisdol. Trotzdem muss er weiterhin auf Filip Kostic, Rick van Drongelen, Bjarne Thoelke und den Langzeitverletzten Nicolai Müller verzichten muss.
Auf der Bremer Seite wird Zlatko Junuzovic nach Angaben seines Trainer Alexander Nouri wohl pünktlich zum Spiel in Hamburg in den Kader zurückkehren. “Er ist definitiv eine Option für Samstag”, sagte der 38-Jährige Übungsleiter. „Er hat gut trainiert. Ob es für die Startelf reicht, lassen wir offen.“ Wie der HSV hat auch Werder in der Offensive mit einer ausgeprägten Harmlosigkeit zu kämpfen. Seit dem Abgang von Serge Gnabry und dem Ausfall von Top-Stürmer Max Kruse (Schlüsselbeinbruch) kommen die Osterdeicher kaum noch zu gefährlichen Abschlüssen und konnten dementsprechend erst drei Saisontore erzielen. Doch obwohl es bei beiden Mannschaften sportlich derzeit eher mager aussieht, versprach Alexander Nouri den Fanlagern trotzdem ein hochspannendes Spiel. “Wir werden viele Zweikämpfe mit hoher Intensität erleben“, sagte der Bremer-Trainer, ehe der sportliche Geschäftsführer Frank Baumann ergänzte: „Ich erwarte ein hitziges Spiel. Wir müssen auf alles gefasst sein!“ Es ist eben Derbyzeit im Norden.
Informationen zum Spiel:
Anstoß: Samstag, 30.09.2017 um 18:30 Uhr, Sky
Stadion: Volksparkstadion, Hamburg, 57.000 Plätze
Schiedsrichter: Deniz Aytekin (SR), Günter Perl (VAR)
Tipp der Redaktion: Unentschieden
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