Der zehnte Neuzugang des HSV in dieser Transferphase heißt Timo Letschert. Der 26-Jährige kommt von Sassuolo Calcio. An die Elbe ist er wohl mit dem Anspruch auf die Startformation gekommen. Da der Transfer bei Dieter Hecking auf der Wunschliste stand, scheint dieser Anspruch berechtigt. Doch neben Letschert kommen nun auch drei andere erstklassige Neuzugänge in die Situation, sich zunächst beweisen zu müssen. Der HSV startet zum ersten Mal seit langem mit einem Kader in eine neue Saison, in der ein Konkurrenzkampf auf vielen Positionen entbrannt ist. Und dabei ist die Größe des Namens offenbar nicht von Bedeutung.
Die meisten Wettbewerber um eine Position finden sich in der Verteidigung. In der rechten Innenverteidigung hat Kyriakos Papadopoulos eine überzeugende Vorbereitung gezeigt. Die Rückkehr des Griechen gleicht einer Wiederauferstehung. Erst Leistungseinbruch, dann Knieverletzung: Der ehemalige Leistungsträger erlebt keine leichten Jahre beim HSV. Doch nun soll er neben Rick van Drongelen gesetzte Kraft in der Innenverteidigung sein. Und der Niederländer war offenbar auch ein entscheidender Faktor bei der Verpflichtung von Timo Letschert. So soll van Drongelen bei seinem Landsmann, der letztes Jahr nach Utrecht verliehen war, von der Arbeit beim HSV geschwärmt haben.
Neben Letschert steht auch der von Nürnberg gekommene Neuzugang Ewerton in den Startlöchern. Beide stehen in der Hierarchie noch vor Gideon Jung, der nach wie vor einen Knorpelschaden auskuriert. Im ersten Saisonspiel gegen Darmstadt werden Sie dennoch wohl das Nachsehen hinter Papadopoulos und van Drongelen haben. Besonders der Brasilianer Ewerton soll absoluter Wunschspieler von Dieter Hecking gewesen sein. Zudem verpflichtete man nicht zuletzt eine weitere Alternative für die Innenverteidigung, da Papadopoulos Verletzungsanfälligkeit seine Spielfähigkeit über einen längeren Zeitraum stets in Frage stellt. Es spricht für Rick van Drongelen, dass er sich offenbar unter dem gewohnt leistungsorientierten Dieter Hecking genug profilieren konnte, die vermeintlich größeren Namen hinter sich zu lassen. Gegen Darmstadt jedenfalls wird er, auch aufgrund des Trainingsrückstands von Ewerton, wohl starten und seinen Anspruch auf die Startelf festigen wollen.
Anders als im Konkurrenzkampf um das Hamburger Tor, in dem offenbar Neuzugang Daniel Heuer Fernandes die Nase vor Julian Pollersbeck hat, müssen zwei bekanntere Neuverpflichtungen noch um ihre Position kämpfen. Nachdem David Kinsombi als Mittelfeldmotor und Stammspieler aus Kiel an die Elbe kam, warf den 23-Jährigen ein Faserriss im Oberschenkel zurück. Prompt nutzten Adrian Fein und Jeremy Dudziak ihre Chance und spielten sich in die engste Auswahl des Trainers. Dudziak, bei seinem ehemaligen Verein dem Hamburger Stadtrivalen St. Pauli wegen des Wechsels in Ungnade gefallen, möchte bei seinem neuen Arbeitgeber angreifen und darf sich gute Chancen ausmalen gegen Darmstadt zu starten.
Zu guter Letzt gibt es noch einige offene Fragen um die Personalie Sonny Kittel. Der überaus talentierte Neuzugang vom FC Ingolstadt wäre ein Kandidat für die Halbposition im Mittelfeld oder die linke Außenbahn. Doch hier heißen die Platzhirsche derzeit Kapitän Aaron Hunt und Bakery Jatta. Hunt unterstrich in der Vorbereitung und den Testspielen, ebenso wie Jatta, die wichtige Rolle im Team und beide möchten die Fehler der vergangenen Saison vergessen machen. Kittel ist alles andere als ein klassischer Bankwärmer. Er wird um seine Chance spielen wollen und besitzt zweifelsfrei die Klasse, sie auch zu nutzen.
Konnte man dem HSV in den letzten Jahren wohl häufiger fehlende Motivation und Lustlosigkeit auf dem Platz vorwerfen, könnten die Grundlagen in dieser Saison nicht besser sein, genau das zu verhindern. Die Verpflichtung einiger Perspektivsspieler bedeutet, dass nicht nur der Aufstieg sportlicher Anreiz ist, sondern auch die Profilierung im Dress der Rothosen. Im eigenen Interesse wollen die Spieler auf den Schlüsselpositionen ihre Chance bekommen. Die Neuzugänge geben den Hamburgern nicht nur spielerische Qualität, sondern auch lange vermissten Konkurrenzkampf um interne Rollen.
Das Spiel in Darmstadt wird der erste Prüfstein für die bisherige Startelf. Nicht nur Hecking hat ein Auge auf die Leistung seiner Profis, sondern auch die Konkurrenz. Über kurz oder lang können sich weder van Drongelen, noch Papadopoulos, Jatta oder Dudziak übermäßige Fehler erlauben, denn eine mehr als fähige Alternative steht bereit. Eine Situation, die bezeichnend ist für die positiven Signale aus Hamburg vor Saisonstart unter dem neuen Trainer.
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