Vor dem Derby des Hamburger SV beim FC St. Pauli am Montagabend traf sich der „kicker“ mit HSV-Sportvorstand Jonas Boldt und Pauli-Sportgeschäftsführer Andreas Bornemann zum Gespräch. Im Interview sprechen die beiden Funktionäre über die Brisanz des Hamburger Stadtderbys und den Fall Bakery Jatta.
Boldt und Bornemann sind bei ihren Vereinen erst seit einigen Monaten im Amt. Dennoch sind sich beide darüber im Klaren, was das Derby für die Stadt bedeutet und welche Brisanz hinter der Begegnung steckt. Jonas Boldt, der im Mai von Bayer 04 Leverkusen zum HSV kam, erzählt dem „kicker“: „Natürlich ist mir die Bedeutung bewusst. Und ich war auch im März diesen Jahres Beobachter beim 4:0 des HSV auf St. Pauli. Ein Spiel, das ich im Übrigen als nicht so einseitig empfunden habe, wie es das Ergebnis ausdrückt.“
Auch Andreas Bornemann, der zuletzt beim 1. FC Nürnberg tätig war, sieht die Relevanz und die Auswirkungen des Hamburger Stadtderbys: „Die Bedeutung des Derbys muss mir natürlich auch niemand erklären. Und der Rückblick auf das angesprochene Spiel aus dem März zeigt ja auch, was so ein Derby für Auswirkungen haben kann.“
Der 48-Jährige ist sich sicher, dass das Spiel im März und die anschließenden Veränderungen in beiden Vereinen auch ausschlaggebend für seine und Boldts neue Positionen waren: „St. Pauli war bis zu diesem 0:4 tabellarisch im Soll, hat sich aber von diesem Schlag nicht erholt, was letztlich sicher mit ausschlaggebend für die Veränderungen im Verein und die Installation von Jos Luhukay und mir war. Und dem HSV ist der Sieg irgendwie auch nicht bekommen, er hat danach lange nicht gewonnen und das Saisonziel Aufstieg verpasst.“
Auch wenn die Stadien des Hamburger SV und des FC St. Pauli nur rund acht Kilometer voneinander entfernt sind, besteht normalerweise keine interne Nähe der Vereine. Beide Clubs waren von Anfang an Stadtrivalen und tragen seitdem hitzige Derbys in Deutschlands zweitgrößter Stadt aus. In den letzten Wochen schien es allerdings so, als würden sich beide Vereine annähern. Nicht sportlich, sondern zwischenmenschlich. Die Causa Bakery Jatta, welche in den vergangenen Tagen und Wochen eine Schlagzeile nach der anderen hervorrief, ging auch nicht am St. Pauli vorbei. Der Kiezklub war der erste Profiverein, der sich in dieser Hinsicht klar positionierte.
HSV-Sportvorstand Boldt schätzt das Engagement des Stadtrivalen sehr: „Es war toll, wie sich die Verantwortlichen des St. Pauli positioniert haben. Das ist nicht selbstverständlich, und unser Nachbar hat mit seinem Statement eindrucksvoll untermauert, dass er eine professionelle, vor allem aber auch eine menschliche Führung hat.“
Dass das Derby zwischen dem HSV und dem St. Pauli emotional und hitzig wird, wollen Bornemann und Boldt nicht bestreiten oder gar ändern. Sie wünschen sich aber trotz allem eine positive Energie in den jeweiligen Teams.
„Nur, weil wir uns gut verstehen und ich die Haltung des Klubs im Umgang mit Bakery Jatta toll fand, heißt das ja nicht, dass ich jetzt St. Pauli die Daumen drücke“, betont Jonas Boldt gegenüber dem Fachmagazin. „Die Rivalität soll auf dem Platz schon gelebt werden, und wir werden uns am Montagabend sicher nicht alle in den Armen liegen. Natürlich müssen, gerade auch in einem Derby, mal ein paar Worte fallen, aber entscheidend ist, dass positive Energie potenziert wird.“
Und auch Bornemann fügt hinzu: „Jonas und ich sind ja beide nicht fürs Sprüche klopfen und Säbelrasseln bekannt. Wir sind dennoch emotional. Und diese Emotionalität will ich schon versuchen mit in die Mannschaft und die Kabine zu tragen.“
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