Kind zählt Doll und Heldt an – Schicksals-Spiel gegen Schalke?
Bei Hannover 96 spitzt sich die ohnehin brenzlige Situation nun auch außerhalb des Rasens immer weiter zu. Noch-Präsident Martin Kind stellt vor dem wegweisenden Heimspiel gegen die ebenfalls krisengebeutelten Schalker sowohl seinen Trainer als auch seinen Manager öffentlich in Frage. Es scheint, als müssten Thomas Doll und Horst Heldt im Falle einer Niederlage ihre Posten eventuell räumen.
Kind mit Breitseite gegen Breitenreiter
Nach der Mitgliederversammlung steht die Teil-Entmachtung von Kind fest. Dennoch bestimmt der 74-Jährige weiterhin die Agenda bei den Roten. In der „BILD“ tätigte er durchaus überraschende Aussagen über die Zukunft seiner beiden sportlichen Hauptverantwortlichen. „Wir sollten das Spiel gegen Schalke und das Ergebnis abwarten“, erklärt er vielsagend. Vor dem Keller-Duell beträgt Hannovers Rückstand auf Schalke satte neun Zähler. Acht Spieltage vor Schluss lässt sich das so deuten, dass Doll und Heldt ihre Jobs nur noch mit einem Sieg retten können.
Etwas verwunderlich ist das schon, war es doch Kind selbst, der noch Mitte März die Gemüter beschwichtigt hatte. „Es gibt keine Trainerdiskussion, das ziehen wir jetzt durch“, lautete sein Statement nach der einmal mehr ernüchternden 1:3-Klatsche gegen Augsburg. Nun die Rolle rückwärts. Einmal in Fahrt ging der Hörgeräte-Unternehmer jedoch sogar noch einen Schritt weiter und legte nach. „Ich persönlich habe gefühlt den Eindruck, dass weder André Breitenreiter noch jetzt Thomas Doll das Leistungspotenzial der Mannschaft ausschöpfen konnten.“
Wegen Doll: Kinds Rückblick auf Schaaf
In der Tat ist die bisherige Bilanz von Doll, dessen Vertrag bis 2020 läuft, in Hannover verheerend. Seit seinem Amtantritt im Januar gingen sechs der sieben Partien gingen verloren. Der einzige Sieg unter seiner Leitung gelang zuhause gegen eine nach einem Platzverweis knapp 80 Minuten in Unterzahl agierende Nürnberger Mannschaft. Das blamable 0:5 im jüngsten Testspiel gegen Zweitligist Arminia Bielefeld ist zusätzlich Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker.
„Die Leistung in Stuttgart war schon desaströs“, bilanziert Kind rückblickend auf die 1:5-Pleite Anfang März. „Dass die Leistung beim Test in Bielefeld noch schlechter war, ist schon außergewöhnlich.“ In Hannover werden da Erinnerungen an Thomas Schaaf wach. Der einstige Bremer Meistermacher sollte die Roten 2016 vor dem Abstieg bewahren. Schaaf verlor allerdings zehn von elf Partien und demzufolge nach nur drei Monaten sein Trainer-Amt. „Leider scheint sich die Geschichte zu wiederholen“, konstatiert Kind.
Heldts Abgang scheint unausweichlich
Da Manager Horst Heldt nicht gewillt ist, Doll zu entlassen, steht auch er auf der Kippe. Eine ähnliche Situation wie vor einigen Wochen in Nürnberg, als sich Manager Andreas Bornemann hinter Krisen-Trainer Michael Köllner stellte und als Konsequenz mitbeurlaubt wurde. Kind macht Heldt für die misslungene Kader-Zusammenstellung verantwortlich. Da Heldt in seiner Zeit in Hannover mehrfach öffentlich mit anderen Vereinen (Köln, Wolfsburg) kokettierte, ist die persönliche Beziehung zu Kind ohnehin angespannt.
Spätestens wenn der Abstieg rechnerisch klar ist, wird trotz Vertrags bis 2021 auch Heldt gehen müssen. „Aber das geschieht natürlich erst, wenn Planungssicherheit besteht“, ist Kind lang genug im Geschäft, um zu wissen: „Jetzt wäre das nicht hilfreich, wenn noch rechnerische Optionen bestehen.“ Das spricht allerdings gegen Entlassungen nach dem Schalke-Spiel. Doch die Erfahrung zeigt, dass man sich bei Kinds Aussagen zur Personalpolitik nicht immer sicher sein kann.