In Berlin bei Hertha BSC herrschen momentan chaotische Zustände. Aber ist das eine Entschuldigung für die augenscheinlichen Schwächen in der Mannschaft? Sollte die Mannschaft nicht abseits des Rummels dennoch funktionieren? Eine Einschätzung von „Fussballeck“-Redakteur Christopher Holz.
An der Qualität der Spieler können die momentanen teils blutleeren Auftritte der Mannschaft nicht liegen. Guckt man sich die einzelnen Spieler an, fällt das Fazit gar nicht schwer. Fast alle „Führungsspieler“ des Klubs, die Säulen einer erfolgreichen Mannschaft, sind außer Form oder nicht mehr anwesend.
Die Achse des Teams der Saison 2018/19, bestehend aus Rune Jarstein, Niklas Stark, Marko Grujic, Ondrej Duda und Vedad Ibisevic, ist nicht mehr vorhanden. Die Spieler sind teilweise nicht mehr im Verein (Duda), zählen nicht mehr zur Stammformation (Ibisevic) oder völlig außer Form (Jarstein, Stark, Grujic).
Jede funktionierende Mannschaft braucht Konstanten. Einige Spieler auf dem Platz, die das Team führen. Es müssen nicht einmal laute Spieler sein, sie müssen nicht zwingend dirigieren. Es reicht auch, wenn sie einfach beständig ihre Leistung bringen. Eine Leistung auf die sich die jüngeren und unerfahrenen Akteure verlassen können.
Dann funktioniert ein Team, egal auf welchem Level. Das Problem ist, dass Hertha diese Achse momentan fehlt. Jarstein ist ungewöhnlich unsicher, lenkte in den letzten zwei Spielen jeweils einen Ball ins eigene Tor. Bei Stark häufen sich altbekannte Schwächen im Stellungsspiel, Grujic ist gefühlt seit Saisonbeginn im Leistungstief und Ibisevic wurde von Jürgen Klinsmann degradiert.
Es gibt keine allgemein gültige Lösung. Man kann versuchen eine neue Achse zu installieren. Das funktioniert meist jedoch nicht von heute auf morgen, sondern benötigt Zeit. Man könnte versuchen, die alte Achse bestmöglich wieder aufzubauen und mit einzelnen Spielern zu ersetzen.
Ein Szenario wäre, den außer Form geratenen Leistungsträgern Druck zu nehmen oder ihnen nicht zu viel zuzumuten. Vielleicht ist der junge Niklas Stark noch nicht gefestigt genug, eine Bundesliga-Mannschaft zu führen. Womöglich wäre der 29-jährige Dedryk Boyata der bessere Anführer? Marko Grujic könnte man mal eine Pause gönnen. Er wirkt überspielt und in dieser Saison auch teilweise überfordert. Hertha hat im Mittelfeld viele Alternativen. Vladimir Darida beispielsweise scheint in guter Form zu sein.
Vedad Ibisevic könnte wieder mehr Einsatzzeit bekommen. Nach sieben Einsätzen hatte der Bosnier schon drei Tore erzielt. Danach nahm er auf der Bank Platz. Diesen schlitzohrigen Knipser nicht spielen zu lassen, kann sich Hertha in der jetzigen Situation nicht leisten. Bleibt noch Rune Jarstein. Es gilt zu hoffen, dass dem ruhigen und besonennen Norweger solch kleine Patzer wie zuletzt nicht mehr passieren, wenn in der Mannschaft etwas Ruhe einkehrt.
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