Nach dem 25. Spieltag zeigte die Bundesliga ein sehr gewohntes Tabellenbild. Der FC Bayern ergattert mit einem eiskalten und hochverdienten 6:0 gegen Wolfsburg die Tabellenführung. Trotz des Ausscheidens in der Champions League lässt sich nicht leugnen: Der Rekordmeister ist wieder auf gutem Liga-Niveau. Schlechte Nachrichten also für Borussia Dortmund. Der BVB ist punktgleich, jedoch zunächst auf den Platz mit altbekannter Verfolgerrolle hinter den Bayern verwiesen. Die Schwarz-Gelben erkämpften sich beim Abstiegskandidaten Stuttgart drei Punkte. Dabei griff man auf ein neues Offensivkonzept zurück, welches wohl auch gegen die Berliner Hertha zum Zuge kommen dürfte. Die Hauptstädter, in dieser Saison schwankend zwischen annähernder Brillanz und „Fragezeichen-Fussball“, könnten vor der Länderspielpause zum Prüfstein für Dortmund werden.
Der BVB (2. Platz, 57 Punkte) kann abgesehen von Maximilian Phillipp (Außenbandteilriss im Knie) und Lukasz Piszeck (Fersenverletzung) zunächst auf den gewohnten Kader zurückgreifen. Doch die Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag ergab: Axel Witsel wird in Berlin mit einem Faserriss im Bereich der Adduktoren ausfallen. Ein sehr bitterer Rückschlag für den BVB und die neue Formation. Sein Fehlen wird durch Delaney kompensiert. Der zuletzt erkrankte Weigl trainierte die Woche über normal mit und bietet sich als spieleröffnende Alternative für die Innenverteidigung an. Damit würde Diallo links verteidigen. Diese Rolle hatte er zuletzt exzellent interpretiert. Marius Wolf hingegen hadert noch mit seiner neuen Rolle als Rechtsverteidiger. Er schien die Position zunächst gradios umzusetzen, zeigte dann beispielsweise gegen Tottenham jedoch deutliches Verbesserungspotential. Mario Götzes Lauf als Mittelfeldmotor dürfte für eine erneute 4-5-1 Formation sprechen. Marco Reus und Paco Alcacer würden die kreative offensive bilden.
Bei Hertha (10. Platz, 35 Punkte) steht der zuletzt von Hüftproblemen geplagte Davie Selke vor seiner Rückkehr. Die unzulängliche Leistung von Fabian Lustenberger gegen Freiburg dürfte zu einer Rückkehr des spielstärkeren Arne Maier führen. Sollte das Ziel der Berliner sein defensive Kompaktheit mit gezielten Kontern zu ergänzen, stehen stehen Pal Dardai mit Javairo Dilrosun und Mathew Leckie zwei schnelle Kräfte für die Außen zur Verfügung. Ein 4-3-3 System mit Maximilian Mittelstädt und dem zuletzt gesperrten Valentino Lazaro als klassische Außenverteidiger wäre also denkbar. Vermutlich wird man bei Hertha jedoch auf nachlassende Dortmunder hoffen, sollten sie in der Lage sein, die temporeichen und technisch hochwertigen Angriffe des Tabellenzweiten diszipliniert zu verteidigen. Damit spricht viel für eine Fünferkette, welche sich je nach Spielverlauf offensiv auflösen würde.
Borussia Dortmund: Bürki – Hakimi, Weigl, Akanji, Diallo – Delaney – Götze, Reus – Sancho, Alcacer, Guerreiro
Hertha BSC: Jarstein – Rekik, Stark, Torunarigha – Lazaro, Grujic, Maier, Mittelstädt – Duda – Kalou, Ibisevic
Dortmund kommt ins Olympiastadion mit dem in drei Wochen anstehenden Duell gegen die Bayern im Hinterkopf. Nach Champions League- und Pokalaus scheint der in der Hinrunde so selbstsichere BVB angeschlagen. Die Konstanz fehlt, das überlegene Ausspielen der eigenen Stärke gegen vermeintlich schwächere Mannschaften ebenfalls. Es mangelt plötzlich an Leichtigkeit und Selbstverständnis. Gegen Leverkusen noch siegreich, holten die Dortmunder auswärts gegen Nürnberg einen und gegen Augsburg keinen Punkt. Trotz eines überzeugenden Auftritts gegen Tottenham, genügte ein wohlplatzierter Nadelstich durch Harry Kane nach einem Konter für einen Sieg der Londoner. Nicht zuletzt wegen der teils mangelnden Chancenverwertung mussten ein Elfmeter und ein Jokertor die Entscheidung gegen abstiegsbedrohte Stuttgarter am letzten Spieltag bringen.
Es scheint fast so, als hätte Dortmund derzeit mehr zu verlieren als zu gewinnen. Denn auf einen Patzer der Bayern möchte man an der Ruhr nicht setzen. Ein Unentschieden reicht nicht, ein Sieg haucht lediglich der Jagd um die Meisterschaft Spieltag für Spieltag neues Leben ein. Drei Punkte bringen derzeit offenbar keinen Abstand zum direkten Meisterkonkurrenten. Genau das soll sich mit einer neuen taktischen Ausrichtung ändern. Der formstarke Mario Götze und Leistungsgarant Marco Reus bilden ein offensives Mittelfeld. Abräumer Thomas Delaney, zunächst Opfer der Umstellung, welche Paco Alcacer offenbar endgültig als festen Bestandteil der Startelf berücksichtigt, wird um Axel Witsel zu ersetzen Höchstleistungen abrufen müssen. Rekordjoker Alcacer überwand sein Leistungstief der letzten Wochen mit zwei Toren in den letzten zwei Ligaspielen. Ein 4-5-1 mit zwei offensiven Mittelfeldspielern könnte dem Spielfluss und der Kreativität einen neuen Impuls geben. Gegen Tottenham spielte man dominant, gegen Stuttgart dann auch mit Erfolg. Hertha BSC wird zum Prüfstein der neuen Spielidee.
Kaum einer konnte glauben, welche Leistungen Hertha BSC am Anfang der Saison vorzuweisen hatte. Gekrönt mit einem Sieg über den FC Bayern am 6. Spieltag schienen die kühnsten Träume von Europa in der Hauptstadt zu erwachen. Zum 26. Spieltag hat der Ligaalltag diese Vorstellungen eingeholt und durch die Realität ersetzt. Hertha spielt unberechenbar. Oft für den Gegner, leider viel zu oft für sich selbst. Eine konstante und überlegene Darbietung wird von einer unkonzentrierten oder leichtsinnigen Vorstellung abgelöst. Folgerichtig ist Hertha die absolute Mitte der Tabelle. Der Anschluss an die Plätze darüber ist jedoch näher als zu den Verfolgern.
Doch um wieder mit einem eigenen Spielstil das Bundesligageschehen mitgestalten zu können müssen Akzente her. Niederlage, Unentschieden und Sieg wechseln sich so willkürlich ab, dass eine Verfolgung von Mannschaften wie Leverkusen oder Wolfsburg schwer vorstellbar scheint. Das zuletzt unglückliche 1:2 in Freiburg, dürfte kein Rückenwind vor dem Duell gegen Meisteranwärter Dortmund darstellen. Doch da sich die direkte Herthaner Konkurrenz in den anderen Spielen des Spieltags die Punkte gegenseitig abjagen werden, wittern die Berliner die Chance auf einen Startschuss zum Sprint im letzten Drittel der Saison.
Dortmund reißt als klarer Favorit nach Berlin. Das neue System ist gerade gegen zumindest eingeschränkt spielfreudige Mannschaften wie Hertha ein Nährboden kreativer Impulse und variabler Spielideen. Paco Alcacer meldet sich nun auch in der Startelf bundesligatauglich, Marco Reus plagen keine Beschwerden mehr und Götze bewies zuletzt eine überragende Form. Die zuletzt mangelnde Chancenverwertung und die Lücken in der Abwehr bei ausbleibendem Torerfolg könnten für Hertha eine Chance darstellen. Witsels Fehlen bedeutet zudem eine weniger starke Bindung zwischen Defensive und Aufbau. Hier spielen Dardais schnelle Einwechseloptionen eine entscheidende Rolle. Der BVB weiß, dass er zu siegen hat. Hertha weiß das auch und geht als Underdog vielleicht etwas befreiter in das Spiel. Am Samstag wird sich zeigen, ob dieser BVB bereit ist für den Meistertitel.
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