Auffällige Schuhe, bunte Frisuren und ein besonderes Talent am Ball: Marcelinho war Anfang der 2000er das Gesicht von Hertha BSC. Noch heute trauern in Berlin viele dem exzentrischen Brasilianer hinterher. Jemanden wie Marcelinho gab es in der Hauptstadt seither nie wieder und wird es auch nie wieder geben. Der heute 43-Jährige war und ist bei Hertha einzigartig.
Doch der Reihe nach. Marcelinho hat in seiner Karriere natürlich nicht nur in Berlin gespielt. Vor seiner Zeit in Deutschland verbuchte der Mittelfeldspieler verschiedene Stationen in seinem Heimatland Brasilien, sowie einen kurzen Abstecher nach Frankreich zu Olympique Marseille. Von Gremio Porto Alegre ging es im Sommer 2001 dann für knappe 7 Millionen Euro Ablöse zu Hertha BSC.
Dort erreichte Marcelinhos Karriere bekannterweise seinen Höhepunkt. In fünf Jahren bei den Berlinern wurde der Linksfuß mit den verrückten Frisuren zur Ikone. Er erzielte in 193 Spielen herausragende 79 Tore und 60 Assists, führte die Hertha damit in vier von fünf Spielzeiten unter die ersten Sechs der Liga. Im Sommer 2006 nahm Marcelinhos Zeit in Berlin jedoch ein abruptes und unrühmliches Ende. Nachdem er seinen Sommerurlaub eigenmächtig um neun Tage verlängert hatte, wurde er für etwa 2,5 Millionen Euro zu Trabzonspor in die Türkei transferiert.
Anschließend nahm Marcelinhos Karriere einen ähnlichen Pfad wie die von Ailton nach dessen Abschied aus Bremen. Auch er wollte zurück nach Deutschland und wechselte nach einem halben Jahr bei Trabzonspor zum VfL Wolfsburg. Dort verbrachte er anderthalb ordentliche Jahre mit 33 Torbeteiligungen in 57 Spielen, zwischenzeitlich sogar als Kapitän. Aus Wolfsburg ging es im Sommer 2008 für den damals 33-Jährigen dann zurück in die Heimat.
Dort hatte der sechsfache Nationalspieler unzählige weitere Stationen in der ersten und zweiten Liga, konnte jedoch nirgends wirklich Fuß fassen. Heute spielt Marcelinho Paraíba beim niederklassigen Club AD Perilima de Campina Grande in seiner Geburtsstadt. Wie Ailton konnte also auch Marcelinho nach seiner Hochphase in Deutschland nie wieder an alte Leistungen anknüpfen und wanderte fortan durch die Fußballwelt.
Im März 2017 veranstaltete Hertha BSC ein Abschiedsspiel unter dem Titel „Adeus Marcelinho“. Das Duell einer Auswahl von Marcelinhos ehemaligen Teamkollegen mit brasilianischen Freunden sorgte unter den Zuschauern für eine Menge Nostalgie. Ein emotionaler Marcelinho sang am Ende zusammen mit Frank Zander vor der Ostkurve die Berliner Hymne „Nur nach Hause“ und dankte den Fans für die immerwährende Unterstützung.
Ein schöner Moment in einer nicht ganz so leichten Phase für den extravaganten Brasilianer. Über seine gesamte Karriere hinweg war Marcelinho Vorwürfen über seinen Umgang mit Geld und den Hang zu intensiven Party-Nächten ausgesetzt, er ließ immer wieder die erwartete Professionalität vermissen. 2011 kam es dann gar zu einem Skandal. Marcelinho wurde der Versuch der Vergewaltigung einer 31-jährigen Frau vorgeworfen, es drohten bis zu zehn Jahre Haft. Später stellte sich dann heraus, dass er durch die Vorwürfe erpresst werden sollte, so wurde er kurz darauf entlassen.
Dieser Vorfall beschreibt das schwierigste von vielen Problemen, die Marcelinho während seines Lebens außerhalb des Fußballs heimgesucht haben. Der Brasilianer ist ein gutes Beispiel dafür, dass es im Profifußball neben Talent auch auf die Einstellung ankommt. Dennoch wird man ihn bei der Hertha trotz aller Vorfälle immer als Legende in Erinnerung behalten.
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