Vor dem Start der Saison 2018/19 sprachen bei Hertha BSC viele von einem Luxusproblem auf der Linksverteidiger-Position. Mit Marvin Plattenhardt und Maximilian Mittelstädt hatte der Verein zum damaligen Zeitpunkt einen aktuellen und einen vermeintlich zukünftigen Nationalmannschaftsspieler im Kader. Doch mittlerweile hat sich das Duell gewandelt. Beide hatten in dieser Saison bereits ihre Chancen, beide enttäuschten auf ganzer Linie. Es scheint so, als hätte sich Herthas einstiges Luxusproblem in eine Schwachstelle verwandelt.
Beide weisen bisher drei Startelfeinsätze vor. Mittelstädt agierte zweimal als linker Verteidiger, einmal als linker Mittelfeldspieler. Plattenhardt durfte dreimal als linker Verteidiger ran. Die Bilanz: Gleichermaßen schlecht. Beim 2:2-Remis in München war Herthas linke Seite eindeutig die Schwachstelle. Immer wieder kam Serge Gnabry gegen Mittelstädt zu Abschlüssen. Der 22-Jährige agierte zu passiv. Auch der 0:1-Rückstand fiel über seine Seite: Gegen Gnabry agierte er zu inkonsequent, verhinderte die Flanke nicht. Diese verwertete Robert Lewandowski dann zum Führungstreffer.
Im zweiten Spiel gegen den VfL Wolfsburg (0:3) ließ er Weghorst vor dem Elfmeter zur 0:1-Führung genauso wie Rekik einfach ziehen, war zu passiv und unaufmerksam. Beim 0:3-Schlusspunkt war er viel zu langsam in der Rückwärtsbewegung, ließ Mehmedi ziehen, der dann das Tor vorbereitete. Auch offensiv war Hertha in der Partie nur über die andere Seite aktiv. Auch auf Schalke spielte der 22-Jährige als linker Flügel schwach. Offensiv setzte er keine Akzente, vor dem 0:1-Rückstand war er passiv, beim zweiten Treffer zu langsam in der Rückwärtsbewegung.
Auch Marvin Plattenhardt überzeugte nicht. Auf Schalke (0:3) durfte er nach seiner Verletzung erstmals ran. Erst war er zu passiv, ließ einen Lückenpass durch. Vor dem 0:2 schaltete der 27-Jährige genauso wie Mittelstädt zu langsam um. Auch gegen Mainz (1:2) überzeugte Plattenhardt nicht. Er agierte zu passiv, erlaubte Mainz so zwei Großchancen. Das 1:0 erzielte Mainz über Herthas linke Seite, Plattenhardt war gedanklich zu langsam und konnte nur noch hinterherlaufen. Auch gegen Paderborn (2:1) zeigte er alles andere als eine Glanzleistung. Das 1:0 hätte wegen eines Handspiels Plattenhardts eigentlich nicht zählen dürfen. Und vor dem 2:1 war der Linksverteidiger viel zu passiv, ließ seinen Gegenspieler gewähren und verhinderte die eigentlich nicht schwierig zu verteidigende Flanke nicht.
In der aktuellen Verfassung sind beide definitiv weit weg von der Nationalmannschaft. Gerade bei Marvin Plattenhardt zeichnet sich immer mehr ein Trend ab. Seit der wenig erfolgreichen WM 2018 sind Plattenhardts Leistungen konstant schwach. Nach seiner Verletzung hatte er sich gegenüber dem „Kicker“ erneut selbstbewusst geäußert: „Ich bin jetzt wieder da. Ich fühl‘ mich fit und bereit und will der Mannschaft so schnell wie möglich helfen.“ Das schaffte er allerdings nicht. Ein Comeback in der Nationalmannschaft ist mittlerweile fast ausgeschlossen. Mindestens Nico Schulz, Marcel Halstenberg und Jonas Hector stehen in der Rangfolge vor ihm. In den letzten beiden Jahren gab es jeweils Gerüchte um einen möglichen Wechsel in die Premier League. Beide Male kam nichts zustande. Nun muss Plattenhardt in Berlin wieder zeigen, warum er zum Nationalspieler wurde. Hauptsächlich seine stets soliden Defensivleistungen, sehr guten Flanken und gute Standards zeichneten ihn früher aus. Zuletzt zeigte er diese Qualitäten selten.
Aber auch für Maximilian Mittelstädt sieht es derzeit eher mittelmäßig aus. Schon zum Saisonbeginn wäre er wohl nicht gesetzt gewesen, wenn Plattenhardt sich nicht verletzt hätte. In den Spielen seitdem konnte er nicht überzeugen. Er schob die Probleme von Hertha an den ersten zwei Spieltagen gegenüber „rbb24“ aufs Pech: „Gegen Bayern haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht, sie am Rande einer Niederlage gehabt, gegen Wolfsburg hatten wir auch Pech“, so der 22-Jährige.
Jeweils hingen die Punktverluste aber auch mit seinen Unaufmerksamkeiten zusammen. Der fünfmalige U21-Nationalspieler ist derzeit weit entfernt davon, ein Kandidat für die Nationalmannschaft zu sein. Allerdings hat er auch noch Zeit. Deshalb verlängerte er kürzlich seinen Vertrag in Berlin bis 2023. Aber auch für ihn gilt: Eine Leistungssteigerung muss her, sonst droht ihm ein dauerhafter Platz auf der Bank. Das Duell Plattenhardt vs. Mittelstädt ist aktuell wahrlich zu einem Duell Not vs. Elend verkommen. Es liegt nun an den beiden Kontrahenten, das wieder zu ändern.
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