Nachdem Hertha BSC die letzten drei Spielzeiten mit Platz sieben, Platz sechs und Platz zehn abschloss, steht nun eine richtungsweisende Saison bevor. Kann die Hertha wieder in der oberen Tabellenhälfte angreifen, spielen die Berliner erneut im Mittelfeld oder ist sogar der Abstieg möglich?
Der mit englischen Vereinen und Atletico Madrid in Verbindung gebrachte Linksverteidiger Marvin Plattenhardt ist der Hertha erhalten geblieben. Rechtsverteidiger Mitchell Weiser hingegen verließ die Alte Dame. Der 24-Jährige wechselte für zwölf Millionen Euro zu Bayer 04 Leverkusen. Außerdem verließ Genki Haraguchi den Verein für 4,5 Millionen Euro in Richtung Hannover 96. Darüber hinaus ging Julian Schieber ablösefrei zum FC Augsburg. Beide konnten bei der Hertha ihr Potenzial nur andeuten. Zudem dürfen Maximilian Pronichev (FC Erzgebirge) und Nils-Jonathan Körber (VfL Osnabrück) auf Leihbasis bei anderen Klubs Spielpraxis sammeln.
Neu ist Stürmer Pascal Köpke vom FC Erzgebirge Aue. Er kam für zwei Millionen Euro und ist angesichts des Alters von Vedad Ibisevic und Davie Selkes England-Ambitionen bereits ein Vorgriff für die Zukunft. Außerdem wechselte Lukas Klünter für zwei Millionen Euro vom Absteiger 1. FC Köln in die Hauptstadt. Er soll der Nachfolger von Mitchell Weiser werden. Dafür müsste der 22-Jährige sein vorhandenes Potenzial in Berlin abrufen. Zusätzlich ist noch Perspektivspieler Javairô Dilrosun von Manchester City gekommen. Der Flügelspieler wird, wie die Talente Dennis Jastrzembski und Muhammed Kiprit, graduell in die Mannschaft eingegliedert.
Des Weiteren konnte Michael Preetz Marko Grujic vom FC Liverpool ausleihen. Der zentrale Mittelfeldspieler soll durch seine Technik und Fähigkeiten sowohl in Offensive als auch Defensive dem Spiel der Hertha eine besondere Note verleihen. Außerdem kam mit Derrick Luckassen der gesuchte rechtsfüßige Innenverteidiger per Leihe neu zum Hauptstadtclub. Im Gegensatz zu Grujic besitzt die Alte Dame für den 23-jährigen Luckassen eine Kaufoption.
Eine Konstante im Verein ist weiterhin Pál Dárdai. Er ist seit dreieinhalb Jahren Cheftrainer der Hertha. Nach der Phase der Stabilisierung erwarten viele im Umfeld nun den nächsten Schritt. Die Vereinsikone der Hertha dämpft jedoch die Erwartungen. Gegenüber dem „kicker“ kritisierte er jüngst, dass vielen der „Blick für die Realität“ fehle. Vom Verein erhält der Ungar immer die volle Rückendeckung.
Ein großer Pluspunkt für die Hertha vor der neuen Saison ist, dass der Kader nahezu komplett gehalten werden konnte. Mit Weiser verließ lediglich ein Stammspieler den Verein. Mannschaft und Trainer sind dementsprechend gut eingespielt. Außerdem ist der Kader ausgewogen aufgestellt, es gibt eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern. Des Weiteren funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Management, Vorstand & Trainer mittlerweile sehr gut. Auch bei sportlichen Krisensituationen ist davon auszugehen, dass intern keine Panik ausbricht und die Probleme gemeinsam angegangen werden.
Weniger gut ist die Kaderbreite. Sollte Michael Preetz keine adäquaten Neuzugänge mehr präsentieren können, könnte die Hertha gerade im zentralen Mittelfeld Probleme bekommen. Gerade weil dort mit Vladimír Darida ein wichtiger Spieler wohl noch länger ausfällt. Sehr bitter ist zudem die längerfristige Verletzung von Davie Selke. Eigentlich wollte Trainer Dárdai in der neuen Saison vermehrt auf ein 3-5-2 System setzen, davon wird er nach dem Ausfall des 23-Jährigen wohl vorerst verzichten. Stattdessen steht nun das 3-4-2-1 System im Fokus. Dass die Mannschaft noch Zeit braucht, um sich an dieses System zu gewöhnen, merkte man in den Testspielen und ersten Pflichtspielen der Elf von Trainer Dardái durchaus an.
Der Ausfall von Davie Selke hat noch eine weitere Konsequenz. Nach Salomon Kalou war Selke trotz schwerwiegender Verletzung zu Beginn der Saison der zweiterfolgreichste Torschütze der Berliner in der abgelaufenen Saison. Damit liegt die Last des Toreschießens nun erneut auf den Schultern des 33-jährigen Salomon Kalous und des 34-jährigen Vedad Ibisevic. Ob die beiden diese Last jedoch tragen können, ist fraglich. Problematisch könnten auch vereinsexterne Unruhen werden. Die Fans und die Berliner Presse sind nach drei Jahren, in denen Hertha zweimal die Europa-League erreicht hatte, nicht mehr geduldig. Sie erwarten bessere spielerische Leistungen und gute Resultate. Bleiben diese aus, könnte die Stimmung immer mehr kippen.
Die Erwartungen im Umfeld sind gestiegen, Transfers sind ins Stocken geraten, Trainer Dárdai möchte beim eher defensiv, auf Disziplin ausgerichteten Spielstil bleiben – die Voraussetzungen für die neue Saison könnten besser sein. Trotzdem hat die Hertha einen durchaus gut besetzten Kader. Niklas Stark, Karim Rekik, Jordan Torunarigha, Marvin Plattenhardt, Salomon Kalou und, Valentino Lazaro sind sehr gute Spieler. Zudem gibt es da auch noch das Toptalent Arne Maier. Der zentrale Mittelfeldspieler möchte den nächsten Schritt gehen.
Die meisten dieser Spieler möchten spätestens nächste Saison unbedingt international spielen. Damit dieser Wunsch mit der Hertha wahr wird, müssen sie ihr volles Potenzial abrufen. Ob das allen gelingt, bleibt abzuwarten. Aufgrund dieser Faktoren ist eher zu erwarten, dass die „Alte Dame“ erneut mit einem unauffälligen Spielstil im Mittelfeld landen wird. Zumindest steht im Pokal nach dem mühsamen 2:1 Sieg in Braunschweig der Einzug in Runde zwei fest. Außerdem konnte Nürnberg im ersten Ligaspiel mit 1:0 besiegt werden. Beide Partien hätten aber auch anders laufen können. Was für die Hertha in dieser Saison möglich ist, lässt sich nur schwer seriös vermuten. Am wahrscheinlichsten scheint eine Platzierung im Mittelfeld zu sein.
Rune Jarstein – Niklas Stark, Karim Rekik, Jordan Torunarigha – Marvin Plattenhardt, Valentino Lazaro – Ondrej Duda, Arne Maier – Maximilian Mittelstädt, Salomon Kalou – Vedad Ibisevic
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