Fast vier Jahre ist Pal Dardai jetzt bereits Cheftrainer bei Hertha BSC. Er hat den Klub aus der Hauptstadt dabei vom Abstiegskandidaten zum etablierten Bundesligisten geformt, der regelmäßig bei den internationalen Plätzen anklopft. Kurz vor seinem bevorstehenden Jubiläum äußerte sich der Ungar gegenüber der „Sport Bild“ zu den Eigenheiten des Trainerberufs sowie seiner Beziehung zur Mannschaft und Michael Preetz.
Dardais Vertrag bei der Hertha hat eine Besonderheit. Sein Kontrakt als Trainer der Profimannschaft läuft immer nur ein Jahr und wurde bisher jedes Jahr verlängert. Sollte man ihn aber irgendwann absetzen wollen, kann er laut Vertrag direkt wieder im Nachwuchsbereich arbeiten, wo er bereits vor seiner Zeit als Cheftrainer aktiv war. „Nachwuchs-Trainer ist die schönste Arbeit. Da hast du viel weniger Druck, musst niemandem etwas beweisen, nur Spieler ausbilden und für uns gewinnen“, erklärt Dardai.
Der angesprochene Leistungsdruck, der im Profibereich herrscht, ist für den 42-Jährigen ein wichtiger Faktor. Die kurzfristige Bedeutung von Ergebnissen, die diesen Druck auslöse, sei nicht gut für die Gesundheit und koste viel Energie. Der Trainerjob sei daher ein Beruf, in dem in kurzer Zeit viel passieren kann. „Wenn man sechsmal in Folge verliert, kannst du weg sein“, moniert Dardai und bezeichnet da Trainer-Dasein daher als „Sechs-Wochen-Beruf“. Zudem betont er, wie viel Leidenschaft für diesen Beruf benötigt wird. Sollte ihm diese irgendwann vergehen, würde er sofort aufhören, als Trainer zu arbeiten. „Ich könnte auch ein guter Gärtner sein“, witzelt der Ungar.
Das gute Verhältnis mit Manager Michael Preetz ist für Dardai eine wichtige Grundlage seiner Arbeit. Es gebe zwar durchaus auch mal Streit, wenn die beiden sich vor der Saison in einem Raum einschließen und ihre Ziele erörtern. Aber „irgendwann geht die Tür auf, und wir haben ein gutes Ergebnis“, was er als Zeichen der guten Chemie sieht. Auch die Transparenz, mit der beide arbeiten, sei von großer Bedeutung. So wisse Preetz beispielsweise immer über eventuelle aktuelle Probleme zwischen dem Trainer und seiner Mannschaft Bescheid. „Wenn ein Spieler beleidigt aus der Kabine läuft, weiß der Manager schon alles, bevor der Spieler eventuell bei ihm vorsprechen will“, erklärt der ehemalige ungarische Nationalspieler die Beziehung zum 51-Jährigen.
Wichtig ist für den Ungar aber, dass solche Probleme selten bleiben. Solange sich Trainer und Mannschaft gut verstehen, gebe es meist Erfolg. Man müsse dafür nicht mit den Spielern befreundet sein, eine gewisse Distanz ist für ihn wichtig. Auch seinen Sohn Palko, der seit einiger Zeit fester Bestandteil des Profikaders ist, behandelt Dardai nicht anders. So wisse er zum Beispiel nicht über eventuelle Vertragsgespräche zwischen Palko und Manager Preetz Bescheid, auch wenn ihm das häufig nicht geglaubt werde. „Palkos Berater hat mich angerufen und fragte, ob ich zufrieden mit dem bin, was mein Sohn erzählt. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn nicht danach frage. Er ist ein Mann und macht das mit seinem Berater allein“, so der zweifache Vater.
Die Professionalität in der Beziehung zu seiner Mannschaft ist für Dardai ein enorm wichtiges Gut. Er bewahrt jedoch trotzdem seine sympathische Ausstrahlung. So dürfen ihn etwa alle Spieler duzen, in der Kabine drückt der Trainer seinen Schützlingen auch gerne mal den ein oder anderen Spruch rein. Für ihn sei das kein Mangel von Respekt, solange man noch wisse, „wann Schluss und Leistung auf dem Platz gefragt ist.“ Anders sei dies im Training, wo er Disziplin erwarte: „Da gibt es keinen netten Pal.“
Abschließend geht der Trainer der Berliner darauf ein, wie er mit wichtigen Entscheidungen umgeht. Wenn die Suche nach Rat beim Manager oder seinen Co-Trainern keinen Erfolg gebracht hat, grübelt Dardai gerne in der Nähe von Tieren. Der Hauptstadtklub hat das Ritual, vor jedem Heimspiel gemeinsam den Berliner Zoo zu besuchen. Dardai nutzt das, um über finale Entscheidungen nachzudenken: „Spätestens am Panda-Gehege muss die Entscheidung stehen.“
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