Zwei Jahre konnte sich Pál Dárdai eigentlich nicht beklagen. Seitdem der Ungar das Traineramt bei Hertha BSC im Februar 2015 übernommen hat, erlebt der Verein erfolgreiche Zeiten, gekrönt mit dem Einzug in die Europa League in der vergangenen Saison. Doch in der neuen Spielzeit läuft es für Dárdais Mannschaft nicht so richtig. Von den letzten zwölf Pflichtspielen konnte nur eines gewonnen werden – und am heutigen Samstag kommt nun der ebenfalls krisengebeutelte Hamburger SV in das Berliner Olympiastadion.
Die Enttäuschung stand den Berliner nach dem 1:3 im DFB-Pokal gegen den 1. FC Köln ins Gesicht geschrieben. Auch in dieser Saison wird es mit dem Finale im eigenen Stadion nichts. „Wir sind wegen der Niederlage alle ein wenig angeschlagen“, sagte Berlins Trainer Dárdai am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor der Partie gegen den HSV. Der 41-Jährige weiß, dass jetzt unruhige Zeiten auf ihn zukommen könnten. Das Aus gegen den Tabellenletzten aus Köln wurde in der Hauptstadt nicht wirklich erwartet. Ebenso ist das Überstehen der Gruppenphase in der Europa League nach peinlichen Niederlagen nur noch theoretisch möglich. “Wie das gegen Köln gelaufen ist, ist Kopfsache”, sagt Dárdai. Dessen lockere Art, die in den letzten beiden erfolgreichen Jahren für den Berliner Klub eine Bereicherung war, wirkt in Zeiten der sportlichen Krise plötzlich etwas unbeholfen.
Hinzu kommen neben den sportlichen Schwierigkeiten auch noch Konflikte mit den eigenen Fans: Im DFB-Pokal hielten einige Anhänger der Hertha ein niveauloses Transparent hoch, welches die Kölner Gästefans offenbar provozieren sollte. Nach Spielende kletterten außerdem einige Ultras in den Innenraum des Stadions, wollten dort die Mannschaft zur Rede stellen. Nicht der erste Ausrutscher der Berliner Ultras, weshalb Hertha-Manager Michael Preetz nun Konsequenzen angekündigt hat.
Der mit vier geschossenen Toren treffsicherste Berliner, Matthew Leckie, wird das Spiel gegen den HSV mit Oberschenkelproblemen verpassen. Auch Vladimir Darida wird mit einer Bänderdehnung voraussichtlich ausfallen. Keine guten Nachrichten für Pál Dárdai, der in der Offensive sowieso schon mit enormen Problemen zu kämpfen hat. „Wir brauchen mehr Aggressivität, mehr Gier, wir müssen das mehr wollen”, sagt der Trainer über die Torkrise seiner Mannschaft, die ihren letzten Treffer aus dem Spiel heraus am 1. Oktober dieses Jahres erzielt hat.
Das sind Probleme, die man auch beim HSV gut kennt. Seit dem zweiten Spieltag konnten die Hamburger kein Bundesligaspiel mehr gewinnen und in der gesamten Spielzeit erst sechs Saisontore erzielen. „Das Wichtigste ist, wie unser Team spielt. Die Punkte kommen dann hinterher, wenn du anständig Fußball spielst und gute Leistungen zeigst“, sagte HSV-Trainer Markus Gisdol am Donnerstag. “Man hat gesehen, dass bei der Hertha eine gewisse Verunsicherung da ist – und dort wollen wir reinstoßen.“ Hoffnung macht, dass Gisdols Mannschaft am vergangenen Wochenende gegen den FC Bayern München gut mithalten konnte. Ohne die strittige Rote Karte gegen Mittelfeldspieler Gideon Jung, der folglich in Berlin fehlen wird, wäre auch ein Punktgewinn möglich gewesen.
Verzichten müssen die Hamburger in der Hauptstadt wohl auch auf Bobby Wood, der das Abschlusstraining am Freitag vorzeitig abbrach. Auf jeden Fall im Kader ist dagegen Fiete Arp, der Anfang der Woche von der U17-Weltmeisterschaft in Thailand zurückkehrte und gegen die alte Dame zu seinem zweiten Bundesliga-Einsatz kommen könnte.
Hertha BSC: Jarstein – Pekarik, Stark, Rekik, Plattenhardt – Skjelbred, Maier – Weiser, Duda, Lazaro – Ibisevic
Hamburger SV: Mathenia – Mavraj, Papadopoulos, van Drongelen – Diekmeier, Ekdal, Sakai, Santos – Hunt – Hahn, Waldschmidt
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