Hertha BSC hatte im Spiel gegen RB Leipzig die Chance, oben dranzubleiben. Stattdessen verlor die Mannschaft mit 0:3. Dadurch rutschte die „Alte Dame“ in der Tabelle auf Platz acht ab. Es war ein Spiel unter besonderen Umständen. Die Heimfans, genauer gesagt die Ostkurve, führten einen Stimmungsboykott durch, der nahezu zu einer Geisterspielatmosphäre führte. Im Anschluss wollten die Akteure der Hertha das zwar nicht als hauptsächliches Problem ausmachen, eine Rolle bei der Niederlage hat es aber wohl schon gespielt.
Vor dem Spiel hatten die Hertha BSC-Verantwortlichen harte Maßnahmen aufgrund der Randale von etwa 100 Hertha-Anhängern in Dortmund getroffen. Der Verein untersagte das Einbringen von Bannern, Spruchbändern, Blockfahnen und Doppelhaltern. Darauf reagierte der harte Kern der Hertha-Fans, die Ostkurve, mit einem Stimmungsboykott. Dieser war mit Verein und Spielern abgesprochen. Das führte letztendlich dazu, dass die Anhänger von RB Leipzig die Stimmungshoheit im Olympiastadion hatten. Dabei sind diese nun wirklich nicht dafür bekannt, die lautesten Fans der Liga zu haben.
Den Boykott hatte es hauptsächlich gegeben, weil sich die Fans vom Verein ungerecht behandelt fühlten. Aus der Sicht der Ultras bestrafte der Verein die Anhänger der Berliner für ein zu hartes Vorgehen der Polizei. Zudem sahen viele die Strafen als ungerechtfertigt an, da seit sehr langer Zeit keine Pyrotechnik mehr von Heimfans im Olympiastadion gezündet wurde und die letzten Ausschreitungen bei einem Heimspiel der Hertha auch schon sehr weit zurücklagen.
Im Anschluss an das Spiel wollte zwar keiner der Akteure die bittere 0:3-Niederlage gegen Leipzig an der fehlenden Unterstützung festmachen, eine Rolle spielte es aber schon. Gegenüber vereinseigenen Medien äußerten sich einige Spieler zu der Partie. Innenverteidiger Niklas Stark sagte: „Wir stehen auf dem Platz und brauchen die Fans zur Unterstützung. Es ist schade, dass das gegen Leipzig nicht so war“. Sein Partner auf der Innenverteidigerposition, Karim Rekik, äußerte sich ähnlich: „Die Atmosphäre heute war natürlich etwas anders als sonst“.
Verantwortlich für die Niederlage waren die Spieler letztendlich natürlich trotzdem selbst. Jeweils ein schlechter Start in Halbzeit eins und zwei bescherten dem Team die Gegentreffer zum 0:1 und 0:2 von Timo Werner. Zudem ließ die Mannschaft drei sehr gute Gelegenheiten zum 1:1 liegen. Auch die Spieler sahen die Schuld hauptsächlich bei sich selbst: „An der fehlenden Stimmung will ich die Niederlage nicht festmachen, unser Problem war heute die mangelnde Konsequenz vor dem gegnerischen Tor“, so Maxi Mittelstädt. Auch Niklas Stark sieht die Schuld bei den Spielern: „Es ist aber keine Ausrede, dass die Fans nicht dabei waren – wir waren das“. Abschließend spricht der 23-Jährige aber etwas aus, was sich auch viele andere wünschen: „Ich hoffe, dass die Fans beim nächsten Spiel wieder lautstark dabei sind“. Das wäre für alle Beteiligten wohl am besten. Dann müssten Verein und Fans im Dialog aber einander Zugeständnisse machen. Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten.
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