Marcelo dos Santos Paraíba, den Bundesligafans wahrscheinlich besser bekannt als Marcelinho, hängt seine Fußballschuhe an den Nagel. Im Alter von 44 Jahren macht er Schluss. Seine Karriere hatte Höhen und Tiefen und endete dennoch tragisch.
Nach einem kurzen Intermezzo in Frankreich wechselte er mit 26 Jahren von Grêmio Porto Alegre in die Bundesliga zu Hertha BSC. Dort überzeugte er von Anfang an. Bundesligafans bleibt der Paradiesvogel vor allem durch seine bunte Haarpracht in Erinnerung. Seine erfolgreichste Zeit hatte er von 2001 bis 2006 in der Hauptstadt. Er brachte als erster Spieler Glamour und attraktiven Fußball nach Berlin. Der trickreiche Linksfuß war für seine unnachahmlichen Dribblings, Pässe und Tore bekannt.
Unvergessen sein „Tor des Monats“ gegen den SC Freiburg, wo er aus fast 50 Metern den Ball versenkte. Als Mannschaftskapitän führte der Brasilianer Hertha mehrfach ins internationale Geschäft. Dank seiner Erfolge in der Bundesliga kam er zu fünf Länderspielen für Brasilien.
Auf dem Platz, mit Ball am Fuß war er das Idol vieler junger Berliner. Abseits des Platzes war sein Leben als Fußballprofi wenig beispielhaft: Alkoholfahrten mit teuren Autos, exzessive Partys, durchgemachte Samba-Nächte, der lebensfrohe Brasilianer genoss das Leben in vollen Zügen.
Seine riesige Entourage aus feierwütigen „Freunden“ hatte er immer im Schlepptau. Die gesamten Kosten übernahm natürlich immer der gutmütige Fußballstar. Er verdiente damals rund 1,6 Millionen Euro pro Jahr netto. Der etwas naive Brasilianer bezahlte neben den Partys auch Wohnungen, Häuser und Autos für Freunde und Familie.
Als Marcelinho sich am Anfang der Saison 2006/07 eigenmächtig neun Tage länger Urlaub nahm, war die Geduld der Vereinsführung am Ende. Auch seine Mitspieler zeigten sich verstimmt über die ständigen Eskapaden des Brasilianers. Nach weiteren Querelen um seine Vertragsverlängerung, verließ Marcelinho Berlin Richtung Türkei, wo er ein lukratives Angebot des Erstligisten Trabzonspor annahm.
Nach nur einer Saison verließ er die höchste türkische Spielklasse wieder. Zur Saison 2007/2008 holte ihn Felix Magath nach Deutschland zurück. Den VfL Wolfsburg führte er als Kapitän in den Europacup. So glücklich wie in Berlin wurde er dort nicht.
Im Sommer 2008, mit 34 Jahren, kehrte Marcelinho zurück nach Brasilien. Innerhalb des Landes wechselte er noch 16 Mal den Verein. Der gutmütige Fußballstar von einst spielte bald nicht mehr wegen der Freude am Spiel, sondern weil er das Geld brauchte. Er hatte den Großteil seines einst üppigen Gehalts verprasst. Eine Unterhaltsklage brachte ihn sogar kurzzeitig ins Gefängnis. Marcelinho hielt von Spiel zu Spiel seine alternden Knochen hin. Im März 2018 erlitt er sogar einen Schlaganfall. Das hinderte ihn aber nicht daran, drei Wochen später wieder für seinen damaligen Verein FC Treze auf dem Platz zu stehen.
Nun macht er endlich Schluss. Nach seiner bereits 25. Profistation machte er vergangenen Sonntag sein nun endgültig letztes Spiel für den Verein Desportiva Perilima, wo er einen Anschlussvertrag als Co-Trainer erhält.
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