Als sich Valentino Lazaro Ende Januar von Inter Mailand nach Newcastle ausliehen ließ, hatte er sich die folgenden Monate sicherlich anders vorgestellt. Durch die Corona-Pandemie stand er für die Magpies lediglich fünfmal auf dem Platz und ob weitere Einsätze hinzukommen ist fraglich. Weitaus mehr beschäftigt den 24-Jährigen derzeit allerdings die Diskussion um den Gehaltsverzicht der Premier-League-Profis.
„Wir Spieler stehen jetzt doof da, aber die Klubs sind ohne irgendwelche Bedingungen auf uns zugekommen und haben 30 Prozent gefordert. Zwei Tage später wurden wir dann von der Liga schon öffentlich an den Pranger gestellt. Es kam aus dem Nichts, hat sich angefühlt wie eine Pistole auf der Brust“, schildert Lazaro in der „SportBild“ seine Sicht der Dinge. Der Österreicher macht keinen Hehl daraus, dass er sich (anders als der deutsche Brighton-Profi Pascal Groß) erpresst gefühlt hat. „So sieht keine faire Kommunikation aus. Jeder will etwas Soziales leisten, dann aber bitte für den richtigen Zweck.“
Lazaro und seine Kollegen wollen ihr Geld „lieber direkt an lokale Geschäfte, Einrichtungen und Krankenhäuser
weitergeben und so Gutes tun. Das fehlende Geld für Vereinsmitarbeiter sollte aus unserer Spielersicht von den Vereinen getragen werden.“ Dass die Profis auf der Insel als Sündenböcke herhalten mussten, empfindet er als ungerecht. „Wir Newcastle-Spieler stellen Teile unserer Wochengehälter zur Verfügung. Auch Spieler anderer
Klubs machen so etwas. Man darf auch nicht vergessen, dass die Steuern der hohen Profigehälter wichtig für das englische Gesundheitssystem sind.“
Dennoch ist dem Ex-Herthaner „bewusst, dass wir sehr viel Geld verdienen. Aber noch mal: Dafür zahlen wir auch sehr hohe Steuern, die der Allgemeinheit helfen.“ Und sollte man dieses oft als scheinheilig kritisierte Argument nicht gelten lassen, würde man in dieser Angelegenheit „nie auf einen gemeinsamen Nenner“ kommen. „Als Profi verdienst du vielleicht 15 Jahre Geld, und manche Profis müssen manchmal sechs bis sieben Köpfe mitfinanzieren. Das vergessen viele“, verteidigt sich Lazaro. „Dennoch sind wir natürlich sehr privilegiert, keine Frage.“
Erst im letzten Sommer hatte Lazaro Berlin nach zwei Jahren im Hertha-Dress in Richtung Mailand verlassen. Bei Inter konnte er jedoch nicht überzeugen und wurde im Winter zunächst bis zum Saisonende an Newcastle verliehen. Wo er anschließend sein Gehalt beziehen wird, ist aktuell noch offen. Steht Lazaro womöglich vor einer Rückkehr in die Bundesliga?
„Es ist ja kein Geheimnis, dass ich mich vor meiner Leihe nach Newcastle mit Leipzigs Julian Nagelsmann und Markus Krösche getroffen habe. Deren Philosophie gefällt mir sehr, ich habe damals schweren Herzens abgesagt“. erzählt Lazaro, der vor seiner Zeit in Berlin mit RB Salzburg fünfmal österreichischer Meister und viermal Pokalsieger geworden war. „Ich wollte gern einmal in England spielen, und Newcastle machte einen sehr guten Eindruck. Wer weiß, was im Sommer passiert. Ich habe ja auch noch vier Jahre Vertrag bei Inter.“
Doch auch seine ehemaligen Teamkollegen in Berlin hat er in den letzten Monaten weiter verfolgt. Die chaotischen Geschehnisse rund um den Rücktritt von Jürgen Klinsmann seien auch aus der Ferne nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. „Ich war richtig traurig. Der Klub hatte so viel vor und hat nun einen unglaublichen Imageschaden davongetragen“, bedauert Lazaro die unglückliche Außendarstellung. „Und für einige Hertha-
Spieler war das extrem schwer zu verarbeiten.“
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