Nach zuletzt drei soliden Jahren der Berliner Hertha erhoffen sich viele nun den nächsten Schritt. Die Hertha beendete die vergangenen drei Spielzeiten auf den Plätzen sieben, sechs und zehn. Am Spielstil unter Trainer Pal Dárdai gibt und gab es schon immer Kritik. Was sagt der geborene Ungar selbst zu diesen negativen Stimmen und welche Perspektive sieht er für Hertha in der neuen Saison?
Im „kicker“- Interview beantwortet Pál Dárdai unteranderem diese Fragen zu seiner Hertha. Dazu geht er auch auf die Vorbereitungszeit für die neue Spielzeit ein. Diese gefällt dem Ungarn bisher gar nicht, da schlichtweg nicht klar ist, wo seine Mannschaft in dieser Phase steht. Jene Ungewissheit falle erst mit dem Pflichtspielstart weg.
Bisher verlief die Vorbereitung der „Alten Dame“ eher durchwachsen. Zum einen sind an dieser Stelle die verletzungsbedingten Ausfälle von Davie Selke, Vladimir Darida und Peter Pekarik zu nennen. Zum anderen gab es auch bereits mehrere Pannen. So musste der Abflug ins Trainingslager nach Schladming zweimal verschoben werden, weshalb auch ein Training nicht stattfinden konnte. Zudem fiel dann auch am Mittwoch noch das geplante Testspiel gegen Al-Shabab aus Saudi-Arabien aus, da diese kurzfristig absagten. Das dann angesetzte interne Testspiel musste zudem abgebrochen werden, da es sehr starke Gewitter gab.
Des Weiteren stellt Dárdai auch seine Meinung zur Kritik am Spielstil seiner Mannschaft dar. Disziplin und defensive Stabilität seien weiterhin zu erwarten, so Dárdai, dementsprechend seien „keine großen Veränderungen zu erwarten.“ Sein Festhalten an dieser Philosophie begründet er unter anderem auch damit, dass Frankreich ja auch mit defensiver Stabilität und Konterfußball Weltmeister geworden sei.
Diese Aussagen des Cheftrainers des Hauptstadtclubs dürften im Berliner Umfeld nicht gut ankommen. Fans forderten bereits des Öfteren offensiveren, attraktiveren Fußball. Viele haben sogar Zweifel, ob dies unter Dárdai überhaupt möglich sei. Der 42-Jährige Coach hält dem allerdings entgegen, dass „man die Realität sehen muss“ und erinnert in diesem Kontext an die Zeit mit zwei Abstiegen in drei Jahren (von 2010-2012).
Es ist ein schwer zu lösendes Dilemma: Die Forderungen aus dem Umfeld nach attraktiverem Fußball stehen einer progressiv erfolgenden Stabilisierung und Entwicklung entgegen. Die unrealistische Erwartungshaltung vieler Fans führte zuletzt bereits zu einem hohen Zuschauerschwund. 2017/2018 kamen im Durchschnitt etwa 5.000 Fans weniger in das Berliner Olympiastadion als noch in der Saison 2016/2017. Die Berliner versuchen, diesen Trend mit verschiedenen Maßnahmen zu stoppen. Unter anderem damit, dass alle bis zu 14-jährigen Zuschauer in allen Heimspielen, bis auf jene gegen den BVB und die Bayern, kostenlosen Eintritt erhalten. Offensiverer, schöner Angriffsfußball ist aber nach Dárdais Aussagen eher nicht zu erwarten.
Auf die Frage, was dem Kader noch fehle, antwortet Dárdai sehr entspannt. „Kommt kein Spieler mehr, habe ich keine Wünsche. Kommen noch zwei, habe ich zwei Wünsche.“ Trotz dieser eher zurückhaltenden Äußerungen ist davon auszugehen, dass Dárdai sich noch mindestens einen rechtsfüßigen Innenverteidiger und einen zentralen Mittelfeldspieler wünscht. Der neue Innenverteidiger könnte Tim Fosu-Mensah sein. Bezüglich der zentralen Mittelfeldposition gab es zuletzt viele Spekulationen, allerdings nichts Konkretes.
Eines steht aus der Sicht vom 42-Jährigen Coach der Hertha aber fest: Nationalspieler und Linksverteidiger Marvin Plattenhardt wird den Verein nicht verlassen. Die Gerüchte habe er „nie ganz ernst genommen“, so Dardái, weshalb er „denke, dass er bei uns bleibt.“
Zu der persönlichen Frage, ob er sich vorstellen könne, irgendwann mal bei einem anderen Verein zu arbeiten, reagiert Dárdai abweisend. „Um solchen Dinge mache ich mir keine Gedanken“, so der Trainer der Berliner. Aktuell ist ein Engagement des Ungarns bei einem anderen Verein äußert unwahrscheinlich. Denn vom Hauptstadtklub erhält er die volle Rückendeckung.
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