Berlin. 2:3 Rückstand für die Hertha gegen die TSG Hoffenheim. 87. Minute. Freistoß Plattenhardt, Hoffenheim klärt in den Rückraum – plötzlich kommt Valentino Lazaro angeschossen. Der Österreicher zieht einfach mal ab – und trifft den Ball perfekt, 3:3. Ein sensationelles Tor, das unterstrich, welch eine wichtige Rolle der 22-Jährige in der Hinrunde bei Hertha BSC einnahm. Seine überzeugenden Darbietungen als offensiver Rechtsverteidiger sind auch anderen Vereinen aufgefallen. Spätestens im Sommer stellt sich daher für Lazaro die Frage: Bleiben oder gehen?
Valentino Lazaro ist eigentlich ein rechter Mittelfeldspieler. Doch für die neue Saison hatte Trainer Pal Dardai für den 22-Jährigen eine andere Idee. Nach dem Abgang von Mitchell Weiser suchte der 42-Jährige einen Akteur, der als Rechtsverteidiger agieren kann und ähnlich wie Weiser hohe Offensiv- und Spielmacherqualitäten besitzt. Diesen Spieler hat er in Lazaro dann gefunden. Anfänglich zeigte der Österreicher immer wieder defensive Schwächen. Vor allem fielen häufige Stellungsspielfehler auf. Mit der Zeit stabilisierte er sich aber auch in der Defensive. Offensiv glänzte er von Beginn an.
Nach 17 Bundesligaspielen kommt er auf zwei Tore und vier Vorlagen. Für einen Außenverteidiger ist das eine sehr gute Quote. Neben dem eingangs erwähnten Tor traf er auch noch gegen Borussia Mönchengladbach, da sogar per Kopf. Tore bereitete er gegen Nürnberg, Bayern, Hannover und Augsburg vor. Aber auch in den Spielen, wo er nicht direkt an Toren beteiligt war, war der Österreicher oft der auffälligste Hertha-Akteur auf dem Platz. Er zeichnet sich durch Schnelligkeit, sehr gute Dribblings, genaue Flanken und durch einen guten Abschluss aus.
Die Umschulung zum Rechtsverteidiger hat Lazaro zunächst nicht so gut gefallen. „Das ist nicht meine liebste Rolle“, sagte der Österreicher gegenüber dem „kicker“. Dabei hat sie ihm bisher eher geholfen denn geschadet. Ein Rechtsverteidiger mit Offensivdrang und Spielmacherqualitäten ist begehrter als ein rechter Flügelspieler. Es gibt schlichtweg weniger Akteure, die den Spielstil „offensiver Rechtsverteidiger“ gut ausüben können. Zurecht sagte sein Trainer Pal Dardai gegenüber dem kicker folgendes über ihn: „Außenverteidiger wie er werden weltweit gesucht„.
Lazaros überzeugende Auftritte sind auch anderen Vereinen nicht verborgen geblieben. So zeigen West Ham United und AC Milan konkretes Interesse an dem Österreicher. Manch ein Medium ging sogar von einem Wintertransfer von Lazaro zu Milan aus. Dem schob der Verein aber gegenüber der „Berliner Morgenpost“ einen Riegel vor: „Es wird keinen Wechsel von Valentino Lazaro im Winter geben.“ Es gibt für Hertha auch definitiv keinen Grund, einen so wichtigen Leistungsträger mitten in der Saison abzugeben. Auch der 22-Jährige wird sicherlich abwarten wollen, wie Hertha die aktuelle Saison abschließt.
Dann aber könnte sich im Sommer für Lazaro tatsächlich die Frage stellen: Bleiben oder gehen? Zuletzt zeigte sich der 22-Jährige reichlich frustriert angesichts der häufigen frühen Gegentore und dem verpatzten Ende der Hinrunde: „Wenn man sich die letzten Spiele von uns anschaut, sieht man, dass wir zu oft frühe Gegentore bekommen haben, weil wir noch nicht richtig auf dem Platz waren. Dann besteht das restliche Spiel immer nur noch daraus, den Treffern hinterherzulaufen. Das ist sehr schwer, speziell auswärts“, so der Österreicher gegenüber vereinseigenen Medien. Hertha steht trotz eines sehr guten Starts mittlerweile nur noch auf Platz 8 mit 24 Punkten.
Qualifiziert sich die Hertha am Ende der Saison nicht für einen internationalen Wettbewerb, wird der Österreicher den Verein wohl definitiv verlassen. Der Verein wird bei einer Ablösesumme von mindestens 25, eher aber 30 Millionen Euro sicherlich auch gesprächsbereit sein. Dann könnte für Lazaro also der Schritt in die Premier League oder zu einem international renommierten Verein wie Milan anstehen. Falls er auch in der Rückrunde so überzeugen kann wie bisher, ist ihm dies durchaus zuzutrauen.
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