Noch letztes Jahr schnürte sich Klaus Gjasula in der 3. Liga die Fußballschuhe, mittlerweile darf er sich mit Fug und Recht Erstliga-Profi nennen. Der Mann mit dem markanten Kopfschutz ist im Mittelfeld des SC Paderborn gesetzt. Geht es nach ihm, soll beim Aufsteiger das Warten auf den ersten Sieg endlich ein Ende haben.
Mit 29 Jahren ist Klaus Gjasula schließlich doch noch im Oberhaus angekommen. „Als ich mit 27 noch beim Halleschen FC spielte, war einmal die 2. Liga das Ziel“, erzählt er dem „kicker“. Bevor er 2016 an die Saale gewechselt war, hatte Gjasula unter anderem für die Stuttgarter Kickers, die Kickers Offenbach und Waldhof Mannheim gespielt. Der Schritt nach Paderborn hob seine Karriere dann allerdings auf ein völlig anderes Niveau. Nach nur 24 absolvierten Zweitliga-Partien lief er nun bereits sechsmal in der Beletage des deutschen Fußballs auf, „und man hat jetzt noch mehr das Gefühl, ein echter Profi zu sein“.
Dazu tragen auch die Berufungen in die albanische Nationalmannschaft bei. Erst Anfang September kam Gjasula in der EM-Qualifikation gegen den Weltmeister Frankreich zu seinem Länderspiel-Debüt und auch beim anschließenden Sieg gegen Island war er dabei. Für die anstehenden Auswärtspiele in der Türkei und in Moldawien hat ihn Nationaltrainer Edoardo Reja erneut nominiert. Damit dürfte er seinen älteren Bruder, den Magdeburger Jürgen Gjasula, diesbezüglich bald überholen. Der 33-Jährige war schon für Cottbus, Fürth, Duisburg oder den FSV Frankfurt aktiv und hat bislang fast 200 Zweitliga-Spiele bestritten. Lange Zeit stand Klaus im Schatten von Jürgen, dessen beiden einzigen Länderspiele allerdings bereits sechs Jahre her sind. Seine sieben Erstliga-Einsätze in Deutschland absolvierte Jürgen noch im Dress des 1. FC Kaiserlautern und reichen sogar in die Saison 2004/05 zurück.
Nun ist bei den Gjasulas der jüngere Bruder am Drücker. Beide wurden in Tirana geboren, kamen 1990 nach Deutschland und sind mit der Heimat ihrer Eltern noch immer eng verbunden. „Alle sind stolz, wenn ich nun als Nationalspieler dort bin“, berichtet Gjasula. „Ich bin Deutscher und fühle mich sehr wohl. Meine Denkweise ist Deutsch. Aber Albanien ist in meinem Herzen“. Auch bei den Länderspielen begleitet ihn sein Kopfschutz, der längst sein Markenzeichen geworden sei. „Die Leute reduzieren einen schon mal auf den Mann mit dem Helm, den ich trage, um härter einsteigen zu können“, so der defensive Mittelfeldspieler. Den Kopfschutz trägt Gjasula, weil er sich 2013 einen Jochbogenbruch zugezogen hatte. Mit dem Helm fühlt er sich zwar sicherer, für die Außenwirkung auf die Schiedsrichter habe er jedoch Nachteile. „Wenn der mit dem Helm foult, kriegt er gefühlt eher eine Verwarnung“, sagt der Abräumer.
Auf seinen Premieren-Sieg im Oberhaus wartet Gjasula noch, gegen Mainz soll es soweit sein. „Für die Köpfe wäre ein Erfolgserlebnis jetzt schon einmal wichtig“, weiß er. Sein Vertrag beim Tabellenletzten läuft 2020 aus, wohin die Reise geht, ist offen. „Mit der 2. Liga würde ich ich mich zur Not anfreunden, doch wie es so ist: Wenn man einmal Blut geleckt hat… Ich möchte die 1. Liga nicht missen“. Einmal oben angekommen, will sich der Spätzünder jetzt festbeißen.
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