Spielmacher Sonny Kittel hat einen harten Werdegang hinter sich. Einst als Junionen-Nationalspieler und Nachwuchshoffnung von Eintracht Frankfurt gefeiert, warfen ihn schwere Verletzungen aus der Bahn. Beim FC Ingolstadt hat der mittlerweile 25-Jährige sein Glück wiedergefunden. Kittel ist bereits seit längerem verletzungsfrei und gilt mit seinen Scorerqualitäten als Lebensversicherung der Schanzer.
Es ist der 27. Oktober 2010. Sonny Kittel gibt mit 17 Jahren im Auswärtsspiel beim FC Bayern sein Startelfdebüt für Eintracht Frankfurt. Kittel wird nach 62 Minuten ausgewechselt. Das Spiel geht 1:4 verloren. Dennoch gelang dem Linksaußen damit historisches. Bis dato war nur Torwart Jürgen Friedl der Jüngste von Eintracht Frankfurt eingesetzte Bundesliga-Spieler.
Fast acht später läuft Kittel in der zweiten Liga für den FC Ingolstadt auf. Manchmal blitzt es in bestimmten Situation hervor, dass es sich um einen Spieler mit besonderen Anlagen handelt. Doch für die große Bühne reicht es nicht. Zu seinen einstiegen Nationalmannschafts-Kollegen zählen Spieler wie Timo Horn, Antonio Rüdiger oder Julian Draxler. Sie haben es zu großen Ruhm in der Fußballwelt geschafft. Kittel sollte diese Laufbahn nicht glücken.
Hinter ihm liegt eine Odysse. Mit 18 reißt er sich das erste mal das Kreuzband. Als 20-Jähriger dann der erste Knorpelschaden. Ein Jahr später wirft ihn die gleiche Verletzung erneut zurück. Im Jahr 2015 setzt ihn dann ein erneuter Kreuzbandriss außer Gefecht. Es folgt eine lange Reha. Insgesamt bringt es die Krankenakte des Dauerpatienten auf 1119 Fehltage. In der Summe knapp drei Jahre, die er zwischen OP-Tisch und Reha-Zentrum pendelt.
Sportlich wagt Kittel 2016 beim FC Ingolstadt einen Neuanfang. Die Schanzer verfügen über eine exzellente ärztliche Versorgung, wiesen in der Saison 2016/17 die wenigsten Verletzten aller Bundesligisten vor. Dort wird er behutsam an die Mannschaft geführt. Letztlich kommt er sogar noch zu 20 Partien, bei denen er zwei Treffer erzielt und einen vorlegt. Den Abstieg im Sommer 2017 kann aber auch er nicht verhindern.
Zur neuen Spielzeit im deutschen Unterhaus blüht Kittel auf, kann zum ersten mal seit langen eine vollständige Vorbereitung absolvieren. Beim verpatzten Saisonstart unter Maik Walpurgis zählt er zu den wenigen positiven Erscheinungen. Unter Neu-Trainer Stefan Leitl steigern sich die Schanzer.
Der 1,79-Mann wird zur Säule des Ingolstädter Spiels, teilt sich in der Hinrunde oftmals zusammen mit Kiels Dominick Drexler den Top-Platz auf der Scorer-Liste. Zum Jahreswechsel ist die Luft bei Kittel etwas raus. Die Schanzer sind zu abhängig von ihrem Spielmacher. Man sinkt ins Tabellenmittelfeld ab.
Doch eindrucksvoll meldet sich der Mittelfeldspieler in den letzten Wochen zurück. Beim Auswärtsspiel in Darmstadt (1:1) legte er per Traumpass den zwischenzeitlichen Führungstreffer durch Robert Leipertz auf. Gegen Dynamo Dresden brillierte Kittel. Mit drei Vorlagen und dem Last-Minute-Siegtreffer, der durch eine gekonnte Direktabnahme fiel, wurde er beim 4:2-Heimsieg gegen die Sachsen zum Mann des Spiels.
Mittlerweile konnten sich die Schanzer stabilisieren und stehen auf einem soliden sechsten Platz. Mit neun Treffern und elf Vorlagen hat der Techniker einen entscheidenden Anteil daran und auf Platz drei der Scorer-Liste. Sollte es beim 25-Jährigen weiter so gut funktionieren, kann man beim FC Ingolstadt den Blick wieder nach oben richten.
Auch über die Saison hinaus hat der Offensiv-Allrounder hoch gesteckte Ziele. Aufgrund seiner Vorfahren reichte er eine Anfrage beim polnischen Fußballverband ein. Das Ziel: An der Seite von Robert Lewandowski und Co. bei der Weltmeisterschaft in Russland auflaufen. Sollte Kittel weiter liefern und vor allem verletzungsfrei bleiben, wird man das auch in Polen nicht übersehen können.
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