Rot-Weiss Essen dürfte als absoluter Traditionsverein den meisten Fußballfans in Deutschland ein Begriff sein. 2008 stieg der ehemalige deutsche Meister und Pokalsieger in die Regionalliga-West ab. Nun, 14 Jahre nach ihrem letzten Auftritt in der dritten Liga, kehrt RWE wieder in den Profifußball zurück.
Mit dem Aufstieg der Rot-Weißen in die dritte Liga kehrt ein weiterer Traditionsverein in den deutschen Profifußball zurück. Nach ihrer Gründung im Jahr 1907 schaffte es der Klub von der Hafenstraße sich 1953 zum DFB-Pokalsieger und zwei Jahre später zum deutschen Meister zu krönen. Doch RWE hat in ihrer langen Vereinsgeschichte nicht nur Titel, sondern auch einige Legenden des deutschen Fußballs hervorgebracht.
So kickten beispielsweise Mario Basler, Manfred Burgsmüller, Horst Hrubesch, Otto Rehhagel oder auch Helmut Rahn und Mesut Özil für den Essener Klub. Doch wie gelang den Rot-Weißen der Schritt zurück in die dritte Liga?
Trotz großer Erfolge und bekannter Spieler konnte auch RWE nicht dem Schicksal ereilen, welchem schon andere Traditionsvereine zum Opfer gefallen sind: der Absturz in den Amateurbereich. Nach diversen „Fahrstuhlsaisons“ stieg Rot-Weiss Essen 2008 endgültig in die Regionalliga West ab. Im Jahr 2010 ging es für den Klub sogar noch eine Etage tiefer, als dem Verein zur Aufrechterhaltung des Spielbetriebs in der Regionalliga über zwei Millionen Euro gefehlt haben.
Es folgte ein Insolvenzantrag und der anschließende Zwangsabstieg in die fünfte Liga. Nach allerdings nur einer Saison dort kehrte RWE in die Regionalliga zurück. Dort agierten sie trotz einigen guten Spielzeiten, wie beispielsweise in der letzten Saison, in welcher der Aufstieg im Duell gegen den BVB II nur knapp verpasst wurde, bis zum heutigen Tag.
Nach dem verpassten Aufstieg 2021 war das Ziel des Vereins für diese Saison klar: Rot-Weiss Essen muss aufsteigen. Mit einem 3:0 Auswärtserfolg startete die Mission von Trainer Christian Neidhart wie geplant. Es folgten weitere sieben RWE-Siege in Folge, ehe die Essener im Derby gegen Oberhausen das erste Unentschieden der Saison hinnehmen mussten.
Nur unterbrochen von einem 11:0-Auswärtssieg gegen Uerdingen startete die rot-weiße Mannschaft eine Serie von vier Unentschieden in Folge, ehe sie zum Ende des vergangenen Jahres wieder in die Drei-Punkte-Spur zurückfand. Am 12. Februar 2022, am 25. Spieltag, stand RWE mit einem Vorsprung von fünf Punkten vor Verfolger Preußen Münster auf dem ersten Tabellenplatz.
Bereits am folgenden Spieltag empfing die Mannschaft von Trainer Christian Neidhart mit Preußen Münster ihren direkten Verfolger an der Hafenstraße. Nach dem Führungstreffer für die Rot-Weißen durch Thomas Eisfeld in der 45. Minute gelang den Münsteranern durch Gerrit Wegkamp der in der 72. Minute der Ausgleich. Der eigentliche Aufreger des Spiels folgte nur drei Minuten später, als ein Fan der Essener durch einen Böllerwurf zwei Auswechselspieler verletzte.
Als Reaktion auf diesen wurde die Partie zuerst unter- und dann schließlich abgebrochen. Das Spiel wurde im Anschluss mit 2:0 für Münster gewertet, womit der Vorsprung der Essener auf ihren Verfolger auf nur noch zwei Punkte schrumpfte. Die ernüchternde Bilanz der folgenden Spielen: 26 von 36 möglichen Punkten, während Münster 30 Punkte holen konnte.
Zwei Spiele vor dem Ende der Saison stand RWE somit, mit zwei Punkten Rückstand auf Münster, auf dem zweiten Platz. Nach einem enttäuschenden Ausscheiden im Niederrhein-Pokal, dem Wettbewerb für die Qualifikation zum DFB-Pokal, entließ der Vorstand der Essener Trainer Neidhart – Geschäftsführer Jörn Nowak übernahm als Interimslösung.
Die Entscheidung über den Aufstieg in die dritte Liga sollte dann schlussendlich am letzten Spieltag folgen, da sich vor diesem die Ausgangslage in der Tabelle nochmals ändern sollte: Aufgrund des Unentschiedens der Münsteraner am vorletzten Spieltag gegen Wiedenbrück und dem anschließenden 3:0-Auswärtssieg der Rot-Weißen gegen Rödinghausen gingen beide Mannschaften punktgleich, die Essener allerdings mit dem um zwei Treffern besserem Torverhältnis und somit als Tabellenführer, in den letzten Spieltag.
Die Ausgangslage war also klar: RWE muss gewinnen, wenn Preußen Münster ebenfalls gewinnt. Mit einem eigenen Sieg könnte Essen den Aufstieg sogar aus eigener Kraft klarmachen. Genau mit dieser Einstellung gingen die Rot-Weißen ins letzte Spiel gegen Ahlen und es sollte gelingen: mit einem 2:0-Sieg des RWE gegen Ahlen und dem 2:1-Sieg von Preußen Münster gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Köln explodierte das Stadion an der Hafenstraße. Mit dem RWE ist ein lang-verschollener Traditionsverein wieder da – und spielt fortan wieder im Profifußball.
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