Deutschland: ,,Ausprobiererei“ Anno 1986…
Aus der Serie „Warten auf Heriberto“! – Österreich gegen Deutschland, der Länderspiel-Klassiker am Dienstagabend in Wien. Am 29. Oktober 1986 landete das ÖFB-Team mit einem fulminanten 4:1 (0:0) seinen höchsten Erfolg gegen Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkriegs.
Nur 1931 gewann „das Team“, wie die Nationalmannschaft Österreichs von der Presse in der Alpenrepublik genannt wird, höher gegen Deutschland – 5:0 in Wien und 6:0 im Berliner Mommsenstadion.
- Der legendäre Matthias Sindelar, der 1939 unter nie vollständig geklärten Umständen starb, WM-Star von 1934 und Fußball-Idol von Austria Wien, traf beim 5:0 drei Mal. In Berlin war Anton Schall von Admira Wien 3-facher Torschütze.
Nur 9-mal
- Insgesamt holte Österreich nur 9-mal einen Sieg gegen den Nachbarn aus Deutschland, zuletzt am 2. Juni 2018 in Klagenfurt.
- Zum Mythos wurde das „Wunder von Cordoba“ bei der WM 1978 in Argentinien (3:2) mit 2 Toren von Johann „Hans“ Krankl (70).
- Sowohl 1978 als auch 2018 bezwang Österreich den (noch) amtierenden Weltmeister.
- Höchstes Heim-Ergebnis seit 1945 bleibt aber das 4:1 von 1986, welches der ORF-Reporter damals als „unvergesslichen Abend im Wiener Stadion“ bezeichnete.
Nicht zu Unrecht! Toni Polster (59) von Austria Wien und Rapid-Stürmer Reinhard Kienast waren die Torschützen für Österreich. Das ÖFB-Team wurde von dem nicht minder von Legenden umrankten Heribert Weber (66) vom SK Rapid als Kapitän geführt.
„Ein Weltklasse-Team“
„Diesen Sieg reihe ich angesichts der Rivalität weit oben ein“, erzählte Toni Polster der Wiener Kronen-Zeitung (Ausgabe vom 17. November 2023), „die Deutschen hatten damals ein Weltklasse-Team.“
Als Vize-Weltmeister sicherlich. Aber nicht an diesem Abend. Die Aufstellung der DFB-Elf würde Lothar Matthäus heute wahrscheinlich als „Ausprobiererei“ abkanzeln.
Denn: „Weltklasse“ lässt sich nicht auf den ersten Blick vermuten. Ja, einige Leistungsträger hatten sich mit dem WM-Finale gegen Argentinien (2:3) am 29. Juni 1986 in Mexiko verabschiedet.
Mittelfeld-Regisseur und Schach-Großmeister Felix Magath war ebenso aus der deutschen Nationalmannschaft zurückgetreten wie Karl-Heinz Rummenigge, damals mit 51 Spielen Rekord-Kapitän der DFB-Auswahl, und Lautern-Idol Hans-Peter Briegel.
- Eike Immel war die neue Nummer eins. Der Keeper vom VfB Stuttgart blieb in nur 6 von 19 Länderspielen ohne Gegentor.
Den ÖFB-Sturm aufhalten sollten die deutschen Abwehrspieler Thomas Hörster, Wolfgang Funkel (Uerdingen), Guido Buchwald und Thomas Berthold – nur dem Stuttgarter Buchwald und dem späteren Wahl-Römer Berthold war eine Weltkarriere im DFB-Team vergönnt.
2 Länderspiele
Wolfgang Funkel spielte nur 2-mal, der Leverkusener Thomas Hörster 4-mal für Deutschland.
Und dann natürlich er. Herbert Waas (60 / „Warten auf Heriberto“ / Kicker) – mutmaßlich neben Hörster und Wolfgang Rolff nur deshalb von Teamchef Franz Anton Beckenbauer, mit mintgrüner Jacke am Spielfeldrand, nominiert, weil Bayer Leverkusen in der Bundesliga auf Rang 2 stand – machte gegen die Österreicher eines seiner 11 Länderspielen.
Wo waren die Arrivierten in Wien? Klaus Allofs (1. FC Köln) war DFB-Kapitän. Rudolf „Rudi“ Völler (63) kam zur Pause für Michael Frontzeck ins Spiel und traf zum zwischenzeitlichen 1:1.
- Lothar Herbert Matthäus sah nach 63 Minuten Rot.
- Es war sein einziger Platzverweis in 150 Länderspielen.
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