Einige Stars wollen wieder weg – scheitert das Projekt Saudi-Arabien?
Fast eine Milliarde Euro hat Saudi-Arabien im Kalenderjahr 2023 für Transfers ausgegeben. Ganz zu schweigen von den absurden Gehältern, die im Golfstaat gezahlt werden. Unzählige europäische Top-Profis, so wie Cristiano Ronaldo, Karim Benzema oder Neymar folgten dem Ruf des ganz großen Geldes. Mit Jordan Henderson, der gerade im Sommer zu Al-Ettifaq gewechselt ist, ist zuletzt der erste Topspieler wieder nach Europa geflüchtet. Sechs Monate hat er es ausgehalten, bevor es ihn zu Ajax Amsterdam zog. Und der Engländer ist wohl nicht der Einzige, der Saudi-Arabien so schnell wie möglich wieder verlassen möchte.
Laporte mit kritischem Interview – Benzema verpasst Training
Aymeric Laporte hat sich zuletzt gegenüber der spanischen AS kritisch geäußert. „Wenn man schon nach so kurzer Zeit enttäuscht ist, fragt man sich natürlich, was man tun soll“, antwortet er auf die Frage nach einem potenziellen Wechsel. Auch wenn er die Option erstmal noch nicht in Erwägung zieht, fehlt es ihm an Professionalität und Entgegenkommen in der Saudi Pro League. Sie würden zwar probieren, es den Profis, die den absoluten Top-Standard gewohnt sind, gerecht zu machen, aber der Spanier erwartet dennoch mehr.
„Sie haben es uns nicht leicht gemacht. Tatsächlich gibt es viele Spieler, die unzufrieden sind“, sagte der ehemalige City-Spieler. Wen er damit genau meint, wird immer klarer. Denn nach Henderson sollen sowohl Karim Benzema als auch Roberto Firmino mit einer Rückkehr nach Europa liebäugeln. Der französische Weltfußballer soll sogar zwei Wochen zu spät zum Training zurückgekehrt sein – ein klares Zeichen. Auch wenn er die Wechselgerüchte dementiert.
Fehlende Infrastruktur und Fußballkultur in Saudi-Arabien
Die Gründe für die Unzufriedenheit sind relativ offensichtlich. Zum einen die riesige Lebensumstellung nicht nur für die Profis, sondern auch für deren Familien. Sie erwartet dort eine ganz andere Infrastruktur, ein anderes Klima und andere Kultur. Auch bezogen auf den Fußball ist das ein Problem, lange Trainingswege, andere Trainingszeiten aufgrund von den Temperaturen und vor allem wenig Fankultur.
Bei den meisten Spielen liegen die Zuschauerzahlen im niedrigen vierstelligen Bereich. Dazu eine Liga, die vor Leidenschaft und Wettkampf nicht gerade strotzt. Außerdem ist nicht bei allen der Stammplatz eine Selbstverständlichkeit. Roberto Firmino ist nach zehn Startelfeinsätzen in Folge aktuell nur noch Bankspieler und Superstar Neymar kommt bisher verletzungsbedingt nur auf vier Einsätze. Vor allem beim Ex-Liverpool Spieler sorgt das für Frust, immerhin hat er wohl erwartet einen ausgerollten roten Teppich und Einsatzgarantie zu erhalten. Spätestens da realisiert wohl manch ein Profi, dass Geld nicht das einzige ist, was ihn glücklich macht.
Nimmt das Projekt einen ähnlichen Verlauf wie in China?
Es lassen sich erste Parallelen zum großen Fußballprojekt in China erkennen, welches spätestens seit Corona als gescheitert gilt. Auch hier wurde mit vermeintlich grenzenlosen finanziellen Möglichkeiten um sich geworfen. Am Ende stand die Flucht der geholten europäischen Profis als Anfang vom Ende.
Die Saudis haben zwar um ein Vielfaches mehr an Geld zur Verfügung, handeln aber ebenfalls mit Übermut und rechnen mit Ergebnissen, die bisher nicht eintreffen. Weder die Besucherzahlen, noch die Einschaltquoten entwickeln sich signifikant und das, obwohl man schon die Spitze der Spitze zu sich geholt hat. Die Entwicklung einer Fußballkultur braucht viel Zeit und Dinge wie Leidenschaft und Identifikation. Fraglich, ob die Verantwortlichen in Saudi-Arabien mit diesen Faktoren planen. Sollte auch dieses Projekt scheitern, ist der Beweis wohl endgültig geliefert – rein mit Geld lässt sich nur kurzzeitig eine künstliche „Kultur“ erschaffen. Langfristigkeit kann allerdings nicht erzwungen werden.
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