Kehl spricht über BVB-Ziele in der Champions League und den Kader
Sebastian Kehl wird, wenngleich er seine aktive Spielerkarriere bereits vor vier Jahren beendete, weiterhin als eine der prägenden Figuren mit Borussia Dortmund in Verbindung gebracht. Nicht zuletzt auch deswegen, weil er für insgesamt sechs Jahre lang die Kapitänsbinde trug. In diesem Sommer kehrte Kehl nach langjähriger Abstinenz zur Borussia zurück und leitet seitdem die Lizenzspielerabteilung des Klubs. Im Interview mit dem „kicker“ hat er nun über die kommende Champions-League-Saison gesprochen und seine Einschätzung zu verschiedenen BVB-Stars abgegeben.
Kehl: „Keine gute Erinnerung an Brügge“
Am Dienstag starten die Dortmunder gegen den FC Brügge in die neue Champions-League-Saison. An das letzte persönliche Duell mit dem belgischen Klub denkt Kehl allerdings alles andere als gerne zurück. Denn an jenem 27. August 2003 schied der BVB nach einem 2:4 im Elfmeterschießen aus dem laufenden Wettbewerb aus. Die Folge: Der Kampf gegen den wirtschaftlichen Kollaps. Angesichts dieser Tatsachen, ist es auch kein Wunder, dass Kehl demzufolge ein äußert ernüchterndes Fazit zieht: „Es ist keine gute Erinnerung, die ich daran habe“, erzählt er. „Dass wir zu Hause ausgeschieden sind, hat nicht unbedingt zur wirtschaftlichen Stabilisierung des Klubs beigetragen.“
„Wollen in der Champions League überwintern“
Mittlerweile bewegt sich Dortmund jedoch seit mehreren Jahren wieder in finanziell äußert sicheren Fahrgewässern. Dementsprechend geht der Bundesligist auch mit klaren Erwartungen in die neue Königsklassen-Saison. „Wir freuen uns auf diesen Wettbewerb, wir haben große Ambitionen, wir wollen in der Champions League überwintern“, erklärt Kehl und fügt an. „Auch wenn wir wissen, dass wir mitten in der Neufindungsphase stecken.“ Neben dem FC Brügge, gegen den man sofort seine sportlichen Ambitionen klarstellen will, trifft der BVB in der Vorrunde auch auf Atletico Madrid und den AS Monaco. Auch wenn es sich bei den letzteren Vereinen um zwei Top-Klubs handelt, ist aus der Sicht von Kehl ist ein Weiterkommen in dieser Gruppe durchaus machbar. „Ich bin davon überzeugt, dass wir die Gruppenphase überstehen“, berichtet er. „Aber es wird kein Selbstläufer.“
Schließlich treffe man mit Atletico auf eine erfahrene Mannschaft, die in den letzten Jahren gleich zweimal im Champions-League-Finale stand. Darüberhinaus haben die Rojiblancos im Mai auch erst die Europa League gewonnen. Ähnlich schwer erwartet er auch die Duelle gegen Monaco. „Die Spiele gegen Monaco werden in Anbetracht der Vorkommnisse vor eineinhalb Jahren sicher in einem besonderen Rahmen stattfinden.“ Damals überschattete ein Bombenanschlag,bei dem Marc Batra verletzt wurde, das Rückspiel zwischen beiden Teams.
Kehl überzeugt von Witsel-Verpflichtung
Im Sommer tätigten die BVB-Boss um Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc einige Neuverpflichtungen. So holte man beispielsweise Axel Witsel und Thomas Delaney. Besonders von Witsel ist der geborene Fuldaer dabei sehr überzeugt. „Er bringt eine große internationale Erfahrung mit, ist gereift und strahlt Ruhe aus“, beschreibt er seinen Eindruck vom 29-Jährigen. „Axel wird noch aber mit seiner körperlichen Robustheit bringt er jetzt schon ein Element ins Team, dass wir nicht in ausreichender Form besaßen.“
Doch nicht nur bei den Neuverpflichtungen, sondern auch bei den bereits länger in Dortmund verweilenden Profis, sieht der Leiter der Lizenzspielerabteilung noch einiges an Steigerungspotenzial. Im Besonderen spielt er dabei auf den Punkt an, dass die Spieler künftig selbst mehr Verantwortung in der Gruppe zu übernehmen sollen. „Wir haben mit Marco Reus einen neuen Kapitän, der in dieser Rolle noch mehr Verantwortung übernehmen wird“, erklärt er und fährt weiter fort: „Bewusst haben wir den Mannschaftsrat mit jungen und gestandenen Spielern besetzt – auf der einen Seite mit Manuel Akanji oder Julian Weigl, von denen wir uns weitere Schritte in der Persönlichkeitsentwicklung erhoffen, auf der anderen Seite Lukas Piszczek als Vize-Kapitän, Thomas Delaney als meinungsstarken Neuzugang oder Marcel Schmelzer, der weiter einen hohen Stellenwert innerhalb des Vereins besitzt.“
Alcácer als einziger Top-Stürmer kein Problem
In der Entscheidung, mit Paco Alcacer lediglich einen neuen Top-Stürmer zu verpflichten, sieht Kehl kein Problem. „Alcácer ist ein echter Stürmer. Aber auch Maximilian Philipp hat häufig unter Beweis gestellt, dass auf ihn Verlass ist“, stellt er klar. „Er hatte im Vorjahr trotz einer schwierigen Phase mit einer langen Verletzungspause eine Top-Quote.“ Zugleich macht er deutlich, dass man beim BVB jedoch keineswegs auf nur zwei Stürmer beschränkt ist, sondern durchaus einige Optionen hat. „Nicht nur Alcácer und Philipp bieten uns offensive einige Möglichkeiten an.“
Angesprochen auf Mario Götze, der in dieser Saison noch keinen Einsatz vorzuweisen hat, bittet er, dieses Thema künftig ruhen zu lassen. „Wir gehen intern sehr offen damit um. Mario erhält von uns jede Unterstützung. Er wird sicher noch wichtig für uns sein.“ Ebenso formuliert er seine Erwartungen, die an Götze hat. „Ich erwarte von ihm wie von jedem anderen Spieler, der zurzeit noch nicht so viel Einsatzzeit hatte, dass er sich aufdrängt und im Training beweist“, sagt er. „Mario wird seine Chance bekommen. Dann muss er da sein.“