Manuel Baum: „Im Moment macht es richtig Spaß!“
Augsburgs Trainer Manuel Baum spricht im „SportBild“-Interview über seinen intensiven Arbeitsalltag, den Spaß an seiner Aufgabe und wie er dabei von seiner Familie unterstützt wird.
100 Stunden Vorbereitung
Der Ausdruck „Work-Life-Balance“ spielt im Leben von Manuel Baum derzeit keine allzu große Rolle. Seine tägliche Arbeit als Bundesliga-Trainer nimmt für ihn enorm viel Zeit in Anspruch. „Man kann sagen, dass für 90 Minuten auf dem Spielfeld 90 bis 100 Stunden Arbeit notwendig sind“, beschreibt er den wöchentlichen Aufwand.
Wie er auf diese Zahl komme, erklärt er weiter: „Ich bin, da ich in München wohne, am Tag circa zweieinhalb Stunde im Auto unterwegs. Auf der Hinfahrt denke ich über die Trainingsinhalte nach, bei der Rückfahrt über Strategien“. Dazwischen liegt ein anstrengender Tag auf dem Trainingsgelände, welcher mit Besprechungen, meist zwei Trainingseinheiten und Ansprachen gefüllt ist. Nachdem er mit der Familie dann zu Hause zu Abend gegessen hat, geht es für den FCA-Coach nochmal an den Schreibtisch: „Die Trainingsvorbereitung oder Gegner-Analyse, das dauert circa drei Stunden, bis ein Uhr nachts im Normalfall. Ein Arbeitstag kann also auch mal 14 Arbeitsstunden haben“.
Am Wochenende, vor allem bei Auswärtsspieltagen, geht es am Freitag los, darauf folgt am Samstag das Spiel. Nach dem Spiel die Heimfahrt und eine kurze Nacht, ehe man sich am Sonntag früh wieder zum Training mit anschließender Analyse und Gesprächen trifft. „Das sind auch sieben, acht Stunden. So kommen am Ende die 100 Stunden zusammen. Ich investiere viel, damit wir gut vorbereitet sind“.
Unterstützung der Familie
„Wir haben schon feste Rituale wie das gemeinsame Frühstück, danach werden die Kinder in den Kindergarten gebracht. Abends wollen wir gemeinsam Essen, mit den Kindern noch etwas spielen“, so beschreibt Baum kurz sein Familienleben. Seine Frau Miriam hilft, wo sie kann, genau wie die Großeltern der Kinder, für den Niederbayern eine wichtige Unterstützung: „Unsere Eltern wohnen in der Nähe, da helfen alle, dass das funktionieren kann“.
Selbst an freien Tagen gibt Manuel Baum seinem Kopf keine Pause, er denkt immer an die kommenden Aufgaben, was er verbessern könnte und wo ihm Fehler unterlaufen sind: „Auch an freien Tagen legst du ja nicht die Beine hoch. Da geht es um Trainings-Ausarbeitung, Gegner-Beobachtungen, Gedanken über gegnerische oder eigene Spieler: Wer hat Probleme, mit wem muss ich mal wieder ein Gespräch führen“. Wichtig für Baum sind dabei auch sein Sohn und seine Tochter, die ihn auch mal an etwas anderes denken lassen als an Fußball: „Meine kleinen Kinder schaffen es zum Glück gut, mich abzulenken“.
Vorbereitung als Schlüssel zum Erfolg
„Die Aufgabe als Trainer ist es, diese Abläufe den Spielern so simpel wie möglich, mit zwei, drei Begriffen, wiederzugeben. Das Schlimmste wäre, wenn die Spieler auf dem Feld das Nachdenken anfangen würden“, erläutert Baum die Wichtigkeit der Vorbereitung. Dass er so viele Stunden mit der Analyse auf ein Spiel verbringt, ist für ihn der Schlüssel zum Erfolg. „Im Fußball macht das Detail sehr viel aus“, erklärt er sein intensives Vorgehen.
Auf die Frage, ob es erfahrene Trainer vielleicht leichter haben und weniger Zeit aufwenden müssen, antwortet Baum leicht skeptisch: „Das kann sein. Ich will nur nicht Gefahr laufen, dass ich weniger mache und dadurch irgendetwas vernachlässige. So kannst du ins Hintertreffen und einen Strudel geraten, der nicht mehr aufzuhalten ist“. Für ihn sei es das wichtigste, auch nach Siegen immer weiter zu arbeiten und sich nicht auszuruhen: „Für mich ist Stillstand eine Katastrophe! Ich kann das nicht.“