Markus Kauczinski: Autoritär, aber für jeden Spaß zu haben
Markus Kauczinski spielt sich mit dem FC St. Pauli immer mehr in die Herzen der Fans. Und auch mit seinen Spielern pflegt der geborene Gelsenkirchener eine sehr gute Beziehung. Im Interview mit „Sportbild“ sprach Kauczinski über die Anfänge seiner Trainerkarriere, Thomas Tuchel und wie er auf dem Platz die Autorität behält, obwohl er er für fast jeden Spaß zu haben ist.
Schon mit 20 Jahren der erste Trainerposten
Vergleichsweise früh startete Kauczinski seine Trainerkarriere. Bereits im Alter von 20 Jahren übernahm er die Mannschaft von Arminia Ückendorf in seiner Heimat Gelsenkirchen. Seit jeher gilt der Stadtteil als Problemviertel. Dennoch verspürte Kauczinski sofort einen gewissen Draht zu den Spielern und hatte Freude an der Arbeit mit ihnen. „Die Jungs waren super, aber in viele Situationen wird man hineingeboren. Das waren teilweise Lebensumstände, mit denen kann ein 16-Jähriger nicht alleine umgehen“, bewertet der heute 48-Jährige im Nachhinein.
Dieser Job bei einer vermeintlichen Problemmannschaft habe dem langjährigen Trainer sehr in seiner Entwicklung geholfen. „Ich habe früh gelernt, wann ich eingreifen muss und wann nicht. Autorität hat nichts mit erhobenem Zeigefinger und Lautstärke zu tun.“ Damals habe er für den Trainerjob kein Geld bekommen und musste sein Geld noch bei einem Callcenter verdienen.
Kauczinski: „Ich kann über alles lachen“
Obwohl Kauczisnki schon früh gelernt hat, wie er eine Mannschaft richtig anfassen muss, darf der Humor bei ihm nicht zu kurz kommen. Da dürfe am Anfang der Woche im Training auch ein bisschen geflachst werden. „Ich habe einfach eine Art von Humor und kann eigentlich über alles lachen, vor allem über Alltagskomik. Diesen Druck, der im Fußball herrscht, spüre ich deshalb nicht an jedem Tag gleich stark.“ Zudem sei er gerne über das Privatleben seiner Spieler informiert.
Allgemein ist Kauczinski ein sehr nahbarer Trainer. Er wisse, wann er für den einzelnen Spieler da sein muss. „Mit dem gegenseitigen Kennenlernen wächst auch das Vertrauen, das spüre ich bei den Spielern“, äußert sich der Ruhrpottler zu seinem Führungsstil, „Aber ich bin der Chef und muss die Entscheidungen treffen. Das muss auch allen klar sein, auch wenn wir öfters zusammenlachen.“ In näherer Vergangenheit waren die Entscheidungen oftmals richtig, auch wenn sicherlich nicht alle Spieler damit einverstanden sein dürften. Einige Spieler kommen unter ihm weniger zum Zuge als andere. Deshalb versucht Kauczinski aber auch ein kommunikativer Trainer zu sein. „Wenn ein Spieler alles versucht und es passiert ein Fehler, dann ist es für mich kein Problem. Ich begleite die Spieler und spreche mit ihnen über die Dinge.“
Mit der Tuchel-Diät kann Kauczinski nichts anfangen
Einige Trainer fallen auch mal durch außergewöhnliche Aktionen abseits des Platzes auf. Kauczinski gehört nicht zu diesen Typen. Angesprochen auf den strengen Diätplan von Thomas Tuchel für seine Spieler, entgegnet der 48-Jährige lachend: „Das soll jeder selbst wissen, was für ihn am besten ist. Mit der Tuchel-Diät sollte ich vielleicht auch mal anfangen, aber das ist nichts für mich. Abends koche ich immer noch sehr gerne für mich und meine Familie.“
Auch wenn Kauczinski nicht zu den auffälligsten Trainern der zweiten Liga gehört, mit Sicherheit ist er einer der erfolgreichsten zur Zeit. Die St. Paulianer befinden sich weiterhin mitten im Aufstiegsrennen, obwohl sie zuletzt zweimal unentschieden spielten. Von den letzten neun Partien verloren die Kiezkicker lediglich das Heimspiel gegen Holstein Kiel. „Wir haben erkannt, dass wir mit jedem Team der 2. Liga mithalten können“, gibt Kauczinski selbstbewusst zu, „Unser Ziel bleibt es aber, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen und einen Platz unter den ersten sechs Teams anzugreifen.“ Mit einem Trainer, der Autorität mit Spaß vereinen kann, dürfen die Fans aber zumindest vom erneuten Aufstieg nach 2010 in die Fußballbundesliga hoffen.