Herthas Zukunft auf der Torhüter-Position
Rune Jarstein ist einer der besten Torhüter der Liga. Norwegens frisch gekürter Fußballer des Jahres ist ein absoluter Rückhalt für die Defensive der Hertha. Doch er wird nicht jünger, ist mittlerweile 34 Jahre alt. Wie lange er noch auf diesem Niveau spielen kann, ist ungewiss. Man muss sich also Gedanken machen in Berlin, wie es auf dieser Position weitergehen soll.
Kraft keine wirkliche Option
Jarsteins Ersatzmann Thomas Kraft ist für die Zukunft wohl nicht mehr als Nummer eins vorgesehen. Der 30-Jährige hat sich mit seiner Rolle als zweiter Torhüter abgefunden, ist verlässlich und steht als Teamkollege voll hinter seinem norwegischen Vordermann. Kraft hat sich mit seiner Familie in Berlin eingelebt und sieht behutsam dem Karriereende entgegen, ist durch seine Unkompliziertheit aber perfekt für diese Rolle, weil er keine Ansprüche erhebt. Als Torhüter zeichnen ihn starke Reflexe und Paraden auf der Linie aus. In Puncto Souveränität, Strafraumbeherrschung und Spielaufbau reicht er jedoch nicht an Jarstein heran und entspricht damit nicht ganz den Berliner Ansprüchen an einen ersten Torwart.
Gersbeck und Körber sammeln Spielpraxis
Aus dem Hertha-Nachwuchs strömen einige Talente in den Profibereich. Bei keinem davon ist man sich jedoch komplett sicher, ob sie das Zeug zu Herthas neuer Nummer eins haben. Marius Gersbeck ist der älteste von ihnen. Der 23-Jährige feierte in der Saison 2013/14 ein vielversprechendes Debüt gegen Borussia Dortmund, kam danach aber nicht mehr für die Hertha zum Einsatz. Von 2015 bis zum letzten Sommer war er jeweils an Chemnitz und Osnabrück ausgeliehen, lieferte dabei vor allem beim VfL starke Leistungen in der 3. Liga. Dann riss er sich im April das Kreuzband und kehrte im Sommer zur Hertha zurück, arbeitet seitdem an seinem Comeback.
Gersbecks Nachfolger im Osnabrücker Tor war ebenfalls ein Herthaner. Der 22-jährige Nils-Jonathan Körber ist in dieser Saison ebenfalls an die Lila-Weißen ausgeliehen, nachdem er im letzten Jahr noch leihweise in Münster spielte. Auch er konnte bei seinen Leihen bisher durchaus überzeugen. Körber und Gersbeck sind daher die erfahrendsten Torwarttalente bei der Hertha, beide konnten schon einige Spielpraxis sammeln. Sollte Hertha also auf eine interne Lösung pochen, hätten die beiden wohl die besten Chancen.
Ein Trio braucht Zeit
Außerdem hat die Hertha noch drei unerfahrene Torhüter-Talente in ihren Reihen. Jonathan Klinsmann, Dennis Smarsch und Luis Klatte sind alle noch 21 Jahre alt oder sogar jünger. Klinsmann kam im Sommer 2017 aus den USA, Smarsch und Klatte durchliefen bereits einige Jugendmannschaften der Hertha. Alle drei werden als hochveranlagt angesehen, keiner von hat ihnen hat sich jedoch bisher wirklich beweisen können bzw. dürfen. Klinsmann war im Frühjahr vom Trainerstab für mangelnde Einstellung kritisiert worden, hat sich nach dem Weckruf aber deutlich gebessert. Smarsch stammt aus dem ehemals von Dardai betreuten 1999er Jahrgang, hat im Sommer seinen ersten Profivertrag unterschrieben. Die beiden wechseln sich momentan in der Regionalliga im Tor von Herthas U23 ab. Klatte dagegen spielt noch in der A-Jugend und wird dementsprechend auch noch Zeit brauchen. Über keinen aus diesem Trio wird man in naher Zukunft mit absoluter Sicherheit behaupten können, dass sie das Zeug zum Stammspieler eines Bundesligisten haben.
Transfers als externe Lösung
Sollte man in Berlin also weder einen plötzlichen Sinneswandel bei Thomas Kraft haben noch einen Torhüter aus der eigenen Jugend als bereit ansehen, so bleibt als letzte Möglichkeit noch ein Transfer. Rune Jarstein war ein nahezu unbeschriebenes Blatt, bevor er nach Berlin kam. Wenn die Scouts der Hertha erneut solch ein gutes Auge beweisen können, wäre ein Transfer möglicherweise die beste Lösung. Andererseits sehen sich die Berliner auch gerne als Ausbildungsverein, der Talente ausbildet, bis sie zu Höherem berufen sind. Diese Marschroute birgt mehr Risiko, kann aber am Ende den besten Ertrag bringen.