Wintzheimer überzeugt, Wood außen vor: Braucht der HSV noch einen Stürmer?
Nur ein Videobeweis und der folgende Elfmeter durch Kapitän Aaron Hunt verhinderten, dass der Saisonauftakt des Hamburger SV zur Enttäschung wurde. Das Unentschieden gegen Darmstadt ist dennoch nicht genug. Vieles deutete auf eine Kehrtwende beim Nordclub hin. Nach dem verpassten Wiederaufstieg standen die Zeichen auf Umbruch. Ein neuer Trainer, ein neuer Kader und ein Aufräumen mit den alten Fehlern. Jetzt offenbart sich: Die alten Probleme sind auch die aktuellen. Wird sich der HSV deshalb noch einmal offensiv verstärken? Leidtragender der Situation ist so oder so Bobby Wood. Eine Neuverpflichtung würde aus ihm die Nummer vier im Sturm machen, weil die Konkurrenz überzeugt.
Hecking lobt Wintzheimer und äußert sich zu neuem Stürmer
Die Durchschlagskraft fehlt dem HSV ebenso wie die zwingende Überlegenheit. Auch plagt das Team von Dieter Hecking wieder die schwache Chancenverwertung bei drückender Hoheit am Ball. Abhilfe sollte hier eigentlich der Neuzugang Lukas Hinterseer schaffen. Der vom VfL Bochum transferierte Stürmer sollte den Abgang von Pierre-Michel Lasogga kompensieren. Doch beim Pflichtspieldebüt gegen Darmstadt, dass im Rennen um die stark umkämpften Positionen im Kader einem Bewerbungsspiel aller Akteure gleichkam, überzeugte er nicht. Zwar spielte er durch, doch gepunktet hat sein Konkurrent. Der letztjährige Neuzugang Manuel Wintzheimer bekam nach seinem 13-minütigen Einsatz und einem herausgeholten Strafstoß ein Sonderlob vom Trainer. „Er war sehr präsent“, sagte Hecking nach der Partie über den offensiven Impulsgeber.
Der Trainer zeigt sich zuversichtlich, dass seine etatmäßigen Stürmer das Tor in Zukunft häufiger treffen werden. „Vielleicht holen wir auch gar keinen mehr“, erklärte er gegenüber der „Hamburger Morgenpost“. Und beantwortet damit auch gleich die Frage nach einem möglichen Neuzugang im Sturm. Der HSV hat sich personell breit aufgestellt mit einer durchdachten Finanzpolitik. Hinterseer bleibt im Sturmzentrum jedoch der einzige Neuzugang und bekommt seine Konkurrenz lediglich durch den talentierten, aber ausbaufähigen Wintzheimer. Ein Neuzugang auf dieser Position wäre bei der derzeitigen Situation also denkbar, erscheint aber unwahrscheinlich. Plausibler ist eher eine regelmäßige Rotation zwischen Wintzheimer und Hinterseer, der für Bochum bewiesen hat, dass er weiß wo das Tor steht.
Thema Wood steht sinnbildlich für den alten HSV
Verlierer und Chancenloser bei diesem Thema bleibt Bobby Wood. Nach seiner Leihe bei Hannover 96 steht dem 26-jährigen US-Amerikaner keine besonders rosige Zukunft an der Elbe bevor. Ein Neuzugang würde lediglich bedeuten, dass er auf Rang vier in der Reihenfolge fallen würde.
Wie zu erwarten, ist Wood gezwungen beim Nordclub zu bleiben. Schon vor Beginn der Transferphase erschien ein Verbleib als wahrscheinlich, auch wenn beide Seiten es gerne anders gesehen hätten. Für Wood ist es ein Abwägen zwischen spielerischen und finanziellen Argumenten. Ein direkter Konkurrent des HSV wird nicht bereit sein, den Stürmer zu den Konditionen seines derzeitigen Arbeitspapiers zu verpflichten. Dieses läuft bis 2021. Aus dem Ausland liegen keine Angebote vor. Mit dem Abstieg bei Hannover und zwei katastrophalen Jahren gibt es zudem kaum spielerische Beweggründe den Spieler auch zu einem geringeren Gehalt zu verpflichten.
Wood kommt an Hinterseer und Wintzheimer nicht vorbei, saß gegen Darmstadt bis zum Schlusspfiff auf der Bank. Der Neuzugang aus Bochum und der im letzten Jahr von der U21 des FC Bayern gekommene Wintzheimer sind die Platzhirsche im Sturm. Wood wird um seine Spielzeit im Training kämpfen müssen, sieht sich jedoch wesentlich wahrscheinlicher mit einem Platz auf der Bank konfrontiert. Für beide Seiten wäre ein Transfer wünschenswert. Der HSV zahlt dem potentiellen Bankdrücker ein sagenhaftes Jahresgehalt von über zwei Millionen Euro und macht ihn damit zu einem Überbleibsel der Altlasten, die dem HSV die schweren Zeiten der letzten Jahre beschert haben.