Roman Bürki: „Bin überrascht, wie gut es schon klappt“
Borussia Dortmund hat nach sechs Ligaspielen erst ein Gegentor kassiert und dennoch steht Stammkeeper Roman Bürki – vor allem auf Grund seiner Leistung im Spiel gegen Tottenham Hotspur – in der Kritik. Zuletzt wurde sogar schon über mögliche Nachfolger spekuliert. Nun äußert sich der Schweizer Nationalspieler im ‚kicker‘-Interview zu der Kritik an seiner Leistung, das kommende Aufeinandertreffen mit Real Madrid und den Chancen des BVB die Gruppenphase der Champions League zu überstehen.
„Fans pushen uns zu Höchstleistungen“
Seit fast zweieinhalb Jahren und 41 Spielen ist der BVB in der Liga zuhause ungeschlagen (34 Siege, 7 Unentschieden). Für den 2015 nach Dortmund gewechselten Roman Bürki liegt das, neben der Leistung der Mannschaft, vor allem an den BVB-Fans. Seiner Meinung nach ist es auch ihnen zu verdanken, dass Real Madrid, eine der besten Mannschaften weltweit, noch kein Spiel im ehemaligen Westfalenstadion gewinnen konnte. „Es ist unheimlich schwer, uns vor eigenem Publikum zu schlagen“, sagt der 26-Jährige. „Mit unseren Fans im Rücken fühlen wir uns richtig gut. Sie pushen uns zu Höchstleistungen – besonders gegen große Gegner.“ Vor den Fans im Signal-Iduna-Park zu spielen sagt er, habe etwas „sehr Spezielles“.
„Müssen Konter verhindern“
Erfolgschancen gegen die Königlichen am Dienstag sieht Bürki nur über Disziplin und Kompaktheit. Man müsse, wie in der Liga, überall auf dem Feld verteidigen und auch über die individuelle Klasse der Angreifer, die „mal ein Tor durch eine Einzelaktion erzielen können“, kommen. Insgesamt sei jedoch das starke Kollektiv für die Leistungen und Ergebnisse verantwortlich, stellt er fest.
„So wie ich Real in Erinnerung habe, sind sie vor allem durch ihr Umschaltspiel gefährlich“, sagt Roman Bürki. Real Madrid habe gegen den BVB nicht sonderlich gepresst, sondern sie durch schnelle Konter in prekäre Situationen gebracht. „Diese Konter müssen wir verhindern“, erklärt er. Man müsse mutig sein, dann würde man belohnt.
„Werden uns fürs Achtelfinale qualifizieren“
Der erste Auftritt in der Champions League vor rund zwei Wochen verlief unglücklich. Trotz recht ansprechender Leistung verlor Borussia Dortmund im Wembley-Stadion mit 1:3 gegen Tottenham. „Wenn man den Spielverlauf anschaut, waren wir mindestens ebenbürtig. Wir hätten mindestens einen Punkt mitnehmen können“, erinnert sich Bürki. In der Tat war der BVB die aktivere Mannschaft, konnte jedoch gegen defensiv gut eingestellte Engländer relativ wenig mit seinem hohen Ballbesitzanteil anfangen und lief immer wieder in Konter.
Eine Gefahr die Gruppenphase nicht zu überstehen, sieht der Torhüter jedoch nicht. „Wenn wir unsere Heimspiele gewinnen und auch auswärts noch Punkte holen – und das werden wir – dann bin ich überzeugt, dass wir uns fürs Achtelfinale qualifizieren können“, glaubt er.
„Kritik war durchaus angebracht“
Das erste Gruppenspiel der Borussia ist auch der Grund, wieso Bürki zuletzt heftig in der Kritik stand und sogar schon Nachfolger in den Medien kursierten. Bei zwei von drei Gegentoren sah der Torhüter nicht gerade gut aus, da sie über die kurze Ecke fielen und er jeweils zu weit in die andere Richtung spekulierte. Der Schweizer hatte sich auf seinem Instagram-Account gegen die für ihn teilweise nicht begründete Kritik gewehrt. „Wäre es ihnen (den Kommentatoren) lieber gewesen, wenn der Ball in der langen Ecke reingegangen wäre? Ich wollte nur klarstellen, dass das für mich keinen Unterschied macht. Es gilt das Tor zu verteidigen“, erklärt der 26-Jährige seinen Post.
„Dass der Ball zweimal so reinging, war unglücklich für mich. Da habe ich Fehler im Stellungsspiel gemacht oder die Situation unterschätzt. Ich wollte mich nicht aus der Verantwortung stehlen! Die Kritik war durchaus angebracht – ich habe mir selber große Vorwürfe gemacht“, sagt er. Seine Mitspieler seien jedoch zu ihm gekommen und hätten ihn aufgebaut, weil er sie schon so oft vor Gegentoren gerettet habe.
Kritik wecke in ihm, nachdem er dadurch einen Tag lang schlechte Laune habe, jedoch immer das Verlangen sich aufzurappeln und zu beweisen, dass er ein Profi ist.
Bosz-System überraschend schnell verstanden – Rückkehrer werden BVB guttun
„Ich bin selbst überrascht, wie gut es schon klappt“, sagt Roman Bürki über die Umsetzung des Systems und der Philosophie von Peter Bosz nach den Schwierigkeiten in der Vorbereitung. „Auf einmal hat es dann „klick“ gemacht, nachdem wir jeden Tag trainiert hatten.“
Die aktuell verletzten Spieler werden dem Spiel der Borussia bei ihrer Rückkehr helfen. „Das sind alles Top-Einzelspieler, die den Unterschied ausmachen können“, glaubt Bürki. „Es ist wichtig, dass in unserem Kader jede Position doppelt – und doppelt gut – besetzt ist. Bei uns kann jeder für jeden einspringen.“ Der Schweizer hofft zudem darauf, dass Marco Reus „mal eine Saison ohne irgendwelche Verletzungen durchspielen kann“.