Fussballeck-Kommentar: Zeit, sich von der Bundesliga begeistern zu lassen!
Der FC Bayern auf Platz 1, Robert Lewandowski an der Spitze der Torschützenliste – Die Bundesliga zeigt dieser Tage ein gewohntes Gesicht. Doch die durch eben jenes Bild oft beschriebene Langeweile des deutschen Oberhauses könnte nicht ferner sein. Wer die Liga an den großen Namen misst, macht einen entscheidenden Fehler. Denn die letzten zwei Jahre laden ein, sich von der Bundesliga begeistern zu lassen. Ein Kommentar.
Geht es nur um große Namen?
Premier League und La Liga locken die Topspieler, die Bundesliga muss in den eigenen Gewässern fischen. Diese Situation zeigt sich Tranferperiode für Transferperiode bei den meisten Bundesligaklubs. Führende Namen der deutschen Vereine sprechen der eigenen Finanzabteilung die Konkurrenzfähigkeit mit den Big Playern des Weltfußballs ab. Es mag ja sein, dass die Neymars, Hazards und Agueros dieser Welt in der Bundesliga nur in den wildesten Spekulationen der Boulevardpresse eine Rolle spielen, dass maximal der FC Bayern ein Teil größerer Deals und Verhandlungen ist und dass die erfolgreichen Talentschmieden Deutschlands ihre Schützlinge beim entscheidenden Schritt ihrer Karriere nach England ziehen lassen müssen. Doch wer sich von großen Namen begeistern lässt, sollte die deutsche Bundesliga endlich nach dem bewerten, worum es wirklich geht. Dem Fußball.
Ausgeglichenheit ist Trumpf
Nehmen wir beispielsweise die Partie Mainz gegen Wolfsburg. Abgesehen von den Fanlagern der beiden Mannschaften, wird wohl niemand an großartige Samstagabendunterhaltung denken. Auch das Ergebnis von 1:0 liest sich nicht wie ein Thriller. Doch wer dieses Spiel gesehen hat, muss bei der Suche nach unterhaltsamem Fußball einfach fündig geworden sein. Keine großen Namen, kein Technikfeuerwerk. Ein Spiel, das von Höhepunkten und Intensität lebt. Ein anderes Beispiel: In der Bundesliga kann auch ein Aufsteiger wie der SC Paderborn gegen den Rekordmeister Fußballdeutschland prächtig unterhalten. So wirklich gezweifelt hat wohl niemand am Sieg der Bayern, doch das 2:3 ist stellvertretend für einen der großen Werte der Bundesliga: Überraschung. Dortmund gegen Werder Bremen, Schalke 04 gegen Leipzig. Der sechste Spieltag steht stellvertretend für den Fußball der Bundesliga.
Bundesliga: viele Tore, späte Tore
Mal abgesehen davon, dass die Bundesliga von den fünf Top-Ligen Europas auch in 2018/19 wieder die meisten Saisontore zählte, fielen die meisten dieser Tore in der zweiten Halbzeit. Die Bundesliga lebt von der Möglichkeit, dass auch am Ende noch alles passieren kann. Auch der große Erfolg von Eintracht Frankfurt in den letzten zwei Jahren ist Indiz eines Unterhaltungsfaktors, der viel zu wenig Beachtung findet. Die Tatsachen, dass nach sechs Spieltagen Platz 1 und Platz 9 vier Punkte trennen, dass der SC Freiburg auf dem dritten Platz steht und innerhalb dieser Spielzeit bereits ein Trainer die gelb-rote Karten gesehen hat erzählen von einer Liga, in der es sehr schwer langweilig wird. RB Leipzig, mag das auch nicht jedem passen, verleiht dem Spitzenrennen der Liga ganz neue Frische.
Also bitte: Es möge sich derjenige melden, der ausschließen kann, dass am 7. Spieltag strauchelnde Kölner gegen starke Schalker plötzlich siegen. Oder das der FC Augsburg gegen auftrumpfende Gladbacher plötzlich punktet. Nicht vergessen sollte man an der Stelle auch die immer wiederkehrenden Worte des Erstaunens internationaler Gäste zur Fan-Kultur. Dortmund, Frankfurt oder Köln leben das Leben als sogenannter zwölfter Mann vor. Also: Die Bundesliga ist nicht nur an einem, natürlich trotzdem tollen, Phillipe Coutinho zu messen. Sondern an der schieren Freude, Intensität und der Überraschung, die sie Woche für Woche in der Lage ist, zu bereiten.