Baumann: „Es wird erst auf einen Fehler des Torwarts geschaut“
In einem Interview mit „t-online“ äußert Hoffenheim-Torwart Oliver Baumann sich zu den Gefahren für junge Spieler durch soziale Medien, über seine Vorbilder, den Konkurrenzkampf zwischen Manuel Neuer und Marc André ter-Stegen und eine Tendenz, die ihn aktuell im Fußball selbst derzeit stört.
Baumann beklagt: „Da hat die Inszenierung Überhand genommen“
Oliver Baumann spielt seit 2014 für die TSG 1899 Hoffenheim. Der Torwart gehört mit seinen mittlerweile 29 Jahren zu den erfahreneren Spielern. Er macht sich zunehmend Sorgen um Jungprofis. „Zumindest stehen junge Spieler heute potenziell größeren Gefahren gegenüber, vor allem durch die sozialen Medien.“ Zudem beklagt er, dass es bei vielen Akteuren eine große Diskrepanz zwischen Online-Auftritt und dem Geschehen auf dem Platz gibt. „Es gibt Profis, die haben einen Wahnsinns-Account auf Instagram, dass du dir denkst: ‚Was muss das denn für ein Star sein!‘ Und dann schaust du dir die sportlichen Zahlen dazu an und bemerkst: Puh… da ist etwas nicht im Gleichgewicht – da hat die Inszenierung Überhand genommen. “
Besonders die Gefährdung für nicht genügend beratene Youngster sieht der 29-Jährige als sehr hoch an. In den Medien verbreitet sich heutzutage alles enorm schnell. Baumann missfällt hauptsächlich, dass die Berichterstattung so oft in Extremen stattfindet. „Gerade dieses extreme Schwarz-Weiß, was junge Spieler natürlich noch nicht immer richtig einordnen können, kann wahnsinnig gefährlich für die Entwicklung sein.“ Häufig loben Zeitungen junge Spieler bei guten Auftritten sehr schnell in den Himmel, nur um sie nachher umso heftiger zu kritisieren.
Kahn, Lehmann und Adler als Vorbilder
Des Weiteren bereichtet der Torwart, welche Torhüter für ihn einst Vorbilder darstellten. „Von Oliver Kahn die Mentalität beispielsweise. Technisch dann noch mehr Jens Lehmann oder René Adler, der dazu auch noch eher der ruhige Typ war, was mir sehr ähnlich ist.“ Kahn und Lehmann führten einst einen verbitterten Kampf um den Platz im Tor Deutschlands. Ähnlich, wie es nun Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen aktuell tun. Zu den beiden aktuell besten deutschen Torhütern äußert sich auch Baumann. „Neuer hat einen Vorsprung, aber auch Ter Stegens Zeit wird kommen.“
Dieses Thema erinnerte Baumann an etwas anderes, das ihn in Deutschland stört. Er findet, dass Medien die Leistungen der Torhüter nicht genügend würdigen. „Bei so ziemlich jedem Tor wird erstmal auf einen möglichen Fehler der Torhüter geschaut. Da steht nicht das Tor im Mittelpunkt, sondern häufig zunächst überprüft, ob man das in die tendenziell negative Richtung lenken kann.“ Darüber hinaus fordert der Hoffenheim-Torwart eine Gleichbehandlung von Stürmern und Torhütern. „Ich finde: Wenn ein Torwart eine hundertprozentige Chance des Stürmers vereitelt, dann müsste das genauso von Kommentatoren geschätzt und im Stadion gefeiert werden wie ein Tor.“ Ob sich da etwas in naher Zukunft ändert, ist zweifelhaft.