Warum erhält Julian Pollersbeck keine Chance?
Vor der Saison konnte man dem Hamburger SV zu der Verpflichtung von Julian Pollersbeck nur beglückwünschen. Nach langen Verhandlungen mit dem Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern wechselte der Torhüter schlussendlich für 3,5 Millionen Euro an die Elbe. Man erwartete ein spannendes Torwartduell zwischen Christian Mathenia und dem U21-Europameister, nachdem Ersterer in der letzten Saison stets zu überzeugen wusste, wenn Stammkeeper René Adler ausfiel. Allerdings hat Mathenia bisher ganz klar die Nase vorne. Doch wieso kann Pollersbeck, der vor allem bei der U21-Europameisterschaft im Sommer zu überzeugen wusste, sich nicht beim HSV durchsetzen?
Hat Pollersbeck ein Mentalitätsproblem?
Obwohl sich Christian Mathenia bereits einige Patzer, wie jüngst bei der Auswärtspleite in Mainz, leistete, ist der 25-Jährige unangefochtene Nummer 1 bei den Hanseaten. Angesprochen darauf, ob es nach den Fehlern von Mathenia nun ein Umdenken auf der Torhüterposition geben könnte, reagierte HSV-Trainer Markus Gisdol trocken: „Ich sehe momentan nichts anderes. Mathenia ist unsere Nummer eins.“ Und das obwohl Julian Pollersbeck letzte Saison in Kaiserslautern und der Nationalmannschaft mit überzeugender Leistung auf sich aufmerksam machte. Doch ganz schuldlos ist er daran sicherlich nicht. Denn Pollersbeck wurde wegen seiner Einstellung erneut gerügt und zu Zusatzschichten animiert. Zudem hat sich der Nationalspieler bereits den Ruf erworben, dass er abends gerne mal aus dem Haus geht. Aber wer will es einem 23-Jährigen, der gerade U21-Europameister wurde, übel nehmen? Schade ist es dennoch, denn der Keeper hat mit seiner Strafraum-Beherrschung und der Ruhe am Ball große Qualitäten.
Es soll bereits mehrere Gespräche zwischen Markus Gisdol und Pollersbeck gegeben haben. Auch Torwarttrainer Stefan Wächter soll sich den Torhüter bereits zur Brust genommen haben.
„Wir haben kein Torwart-Problem“
Die zuletzt schwache Leistung von Christian Mathenia begründet Markus Gisdol nach der Partie gegen Hannover 96 wie folgt: „Er muss sich frei schwimmen in dieser Position. Es ist eine große Aufgabe, die Nummer eins in Hamburg zu sein. Christian hat es gut gemacht, wenn René verletzt war. Aber jetzt ist er in einer anderen Situation. Das war keine Top-Leistung von ihm, aber wir haben kein Torwart-Problem.“ Gisdol ist sich darüber hinaus sicher, dass Mathenia den Weg aus dem Loch herausfinden wird: „Er ist sehr selbstkritisch, trainiert tadellos.“ Ein Seitenhieb gegen Pollersbeck, dem genau vorgeworfen wird, diese Attribute aktuell nicht abrufen zu können?