Bayer-Trainer Bosz vor BVB-Duell: Fußballerisch „noch nie komplett zufrieden“
„Ich bin immer kritisch, weil ich glaube wir müssen versuchen uns immer zu verbessern“, sagte Peter Bosz auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund am Samstagabend. Die Marschroute des Trainers von Bayer 04 Leverkusen und die seiner Mannschaft ist damit klar. Den BVB kann die Werkself nur mit absoluter Konzentration, dem nötigen Respekt und Ehrgeiz stoppen und bezwingen. Unter der Woche gelang den Leverkusenern der Sieg gegen den VfB Stuttgart im DFB-Pokal. Sowohl dem Coach als auch dem Team dürfte klar sein, dass mit den Schwarz-Gelben ein anderes Kaliber in die BayArena kommt. Dafür sieht Bosz die Notwendigkeit, sich in allen Bereichen zu verbessern und stimmt sogar, was die taktische Ausrichtung gegen seinen Ex-Klub angeht, ganz neue Töne an.
Bosz: „Wenn’s nötig ist, werden wir defensiver spielen“
Peter Boszs Fussball ist aggressiv, offensiv und teils rücksichtslos im Umschaltspiel. Zwar bewies sich diese Ausrichtung oftmals als erfolgreich, doch offenbarte sie auch immer wieder ihre Probleme. Gerade gegen offensiv starke Mannschaften und schnelle Gegner fingen sich die Teams des Niederländers immer wieder Tore durch Konter. Nach seiner zunächst überragenden Zeit beim BVB vor zwei Jahren kam es aus diesem Grund bei den Schwarz-Gelben zum Leistungseinbruch und schließlich zur Trennung vom Cheftrainer.
In der aktuellen Situation, mit Bayer 04 Leverkusen, steht Bosz auf Platz 5 der Bundesliga. Und das nicht zuletzt, weil der 56-Jährige die Problematik erkannt hat. Seine Systeme legen mehr Fokus auf Defensivarbeit, trotz einer grundlegend offensiven Ausrichtung. „Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern“, mahnt der Trainer und schaut auch auf Dortmund. „Wenn’s nötig ist, werden wir defensiver spielen“, lautet die überraschende Aussage vor dem Spiel gegen den Drittplatzierten.
Gegen den BVB gilt für Bosz „alles oder nichts“
Die erste Halbzeit gegen Stuttgart bewertete der Leverkusener Trainer als „nicht gut“. Trotz weniger personeller Anpassungen gegenüber dem Ligabetrieb dauerte es bis zur 87. Minute bis zur endgültigen Entscheidung gegen den Zweitligisten. Ein Umstand, der sich gegen die hochklassigen Dortmunder nicht wiederholen sollte. Für Bosz ist es ein Spiel in dem es um „alles oder nichts“ geht. Dabei steht der Trainer vor einigen personellen Herausforderungen. Der defensiv orientierte Julian Baumgartlinger fällt wohl verletzt aus, sein Partner auf der Sechs, Charles Aranguiz, ist noch lange verletzt und Kerem Demirbay fehlt gesperrt. Es könnte auf der gegen den BVB so essentiellen Sechserposition zur Neubesetzung kommen. Wie in den Testspielen der Winterpause wird wohl Nadiem Amiri im defensiven Mittelfeld aushelfen, sollte Baumgartlinger tatsächlich fehlen. Daneben dürfte wie im Pokal der Neuzugang Exequiel Palacios sein Bundesliga-Debüt geben. Alternativ steht Sven Bender für seine alte Position bereit.
Bosz ergänze, er sei „nie zufrieden“ und möchte eine stetige Entwicklung seiner Mannschaft sehen. Wie schon in der zweiten Halbzeit beim Sieg gegen den FC Bayern könnte der Niederländer daher auf ein defensives System wechseln. Denn Erling Haaland verzeichnete in den ersten vier Dortmunder Spielen acht Tore. Zum überragend eingeschlagenen Stürmer-Neuzugang des kommenden Gegners hat Bosz sich die Frage gestellt: „Wie stoppt man so jemanden?“ Für den Werkself-Trainer gilt, wie für die gesamten 90 Minuten und jeden Spieler der Schwarz-Gelben: Stoppen „kann man nur als Mannschaft“. Dem Niederländer und seinem Team ist das bei Robert Lewandowski bereits gelungen. Vielleicht auch gegen die unter der Woche im Pokal ausgeschiedenen Westfalen?