Manchester City gegen SSC Neapel in der Taktikanalyse
In der UEFA Champions League kam es am 3. Spieltag der Gruppe F zum Gipfeltreffen zwischen Manchester City und dem SSC Neapel. Beide Teams führen aktuell ungeschlagen ihre jeweilige Liga an und erzielten dabei beide mehr als drei Tore pro Spiel. Neapel kam mit erhöhtem Druck ins Etihad Stadium, da man bei Schachtjor Donezk zuvor mit 1:2 verlor. Manchester City hingegen startete mit zwei Siegen in die Königsklassen-Saison. Die Mannschaft von Pep Guardiola begann im Vergleich zum 7:2 gegen Stoke City in der Liga unverändert im 4-3-3 System. Bei Neapel kamen im Mittelfeld Amadou Diawara und Piotr Zielinski für die Brasilianer Allan und Jorginho zum Einsatz.
Himmelblaue Machtdemonstration
Neapel begann das Spiel mit hoher Intensität. Das Angriffspressing erfolgte sehr früh, wobei Mittelfeldspieler Marek Hamsik fast auf einer Höhe mit den drei Angreifern war. City war balldominant und ließ den Spielaufbau über Innenverteidiger John Stones laufen. Dem Pressing von Neapel entgegnete Guardiola, dass Linksverteidiger Delph oft einrückte und quasi als zweiter Sechser neben Fernandinho fungierte. Aus dieser Position zogen die beiden mit Diagonalbällen auf die beiden Außenspieler Raheem Sterling und Leroy Sané die neapolitanische Defensive oft auseinander. Das perfekte Beispiel war die Entstehung des Führungstor für den Scheichklub, als Sané von der Außenlinie in den Rücken der Abwehr auf Silva spielte. Nach dessen Pass auf den Elfmeterpunkt scheiterte zunächst Kyle Walker an Neapel-Torhüter Pepe Reina, ehe Sterling zum 1:0 abstaubte. Beim Klub aus der Serie A war das Bemühen um ein sauberes Kombinationsspiel klar zu erkennen, jedoch war das Gegenpressing der Skyblues zu erdrückend. So entstanden Unkonzentriertheiten, die auch das 2:0 verursachten. Kevin De Bruyne erlief einen schwach geklärten Ball von Raúl Albiol, startete anschließend bis zur Grundlinie durch und fand in der Mitte Gabriel Jesus. Der Mittelstürmer musste nur noch einschieben.
Manchester City verwaltet Führung
In der Folge zog Manchester City das von Guardiola-Mannschaften bekannte Kurzpassspiel auf. Neapels Pressing hatte zu große Lücken, in die vor allem David Silva stieß. Zu großen Torgelegenheiten führte das allerdings nicht. City presste im weiteren Verlauf nicht mehr konsequent, sodass längere Ballbesitzphasen für die Mannschaft von Maurizio Sarri entstanden. Aber auch die Italiener waren nicht in der Lage, daraus gefährliche Situationen zu kreieren. So entstand ein ansehnliches, aber chancenarmes Spiel. Dies änderte sich kurz vor der Pause, als de Bruyne einen schön ausgespielten Konter an die Latte setzte. Auf der anderen Seite scheiterte Dries Mertens an Ederson vom Elfmeterpunkt.
Neapel findet ins Spiel
In der zweiten Halbzeit kam der SSC Neapel weitaus besser ins Spiel. Im Mittelfeld eroberte man häufiger den Ball und spielte ihn im Anschluss auch zielsicher in die Offensive. Viele Gelegenheiten verpufften jedoch schon im Ansatz. Vor allem Faouzi Ghoulam setzte zu häufig auf leicht zu klärende Halbfeldflanken. City leistete sich zunehmend mehr Fehlpässe, die zu gefährlichen Umschaltsituationen führten. So hatte SSC-Kapitän Hamsik in der 65. Minute auch die große Chance, auf 2:1 zu verkürzen. Allgemein ließ der englische Tabellenführer vieles aus den ersten 45 Minuten vermissen. Das leidenschaftliche Pressing war kaum noch vorhanden. Dadurch fand speziell Linksverteidiger Ghoulam große Räume. Jene Räume nutzte er auch für sein Dribbling gegen vier City-Spieler, welches Fernandinho mit einem Foul im Strafraum beendete. Den fälligen Elfmeter verwandelte Diawara.
Große Lücken, große Chancen
In den letzten 20 Minuten sorgten beide Teams für einen offenen Schlagabtausch. Im mittleren Drittel des Spielfelds wurden die Lücken kontinuierlich größer. Mertens hatte nach einem erneuten Ballverlust von Fabian Delph die größte Gelegenheit, welche Ederson jedoch vereiteln konnte. Der City-Torhüter war es auch, der durch sein ständiges Anbieten und seine fußballerischen Fertigkeiten viele schwierige Ballbesitz-Situationen im Keim erstickte. Neapel setzte zum Schluss wieder auf ertraglose Halbfeldflanken. Es gab mehrere Situationen, in denen zum Beispiel José Callejon auf den aufrückenden Christian Maggio hätte warten können. Von der Grundlinie wäre es dann mit flachen Pässen viel leichter gewesen, den kleinen und wendigen Dries Mertens zu finden.
Letztendlich blieb es beim schmeichelhaften Sieg für Manchester City. Neapel war allerdings auch in weiten Teilen einfach zu harmlos und kam nur durch den Elfmeter wieder ins Spiel.