Stöger-Entlassung ist falsch – zu diesem Zeitpunkt
Nun ist Peter Stöger also nicht mehr Trainer des 1. FC Köln. Nach 1634 Tagen als Chefcoach der Geißböcke muss der Österreicher seinen Posten räumen. Sein letztes Spiel an der Seitenlinie wird nicht den entscheidenden Ausschlag gegeben haben, zeigte der FC beim FC Schalke 04 doch eine seiner besten Saisonleistungen. Scheinbar hat der Vorstand einfach jetzt entschieden, Stöger zu entlassen – das ist eine falsche Entscheidung. Ein Kommentar.
Ein grundfalscher Zeitpunkt
Zu entscheiden, dass Stöger nicht mehr der geeignete Trainer für den 1. FC Köln ist, muss keine grundlegend falsche Entscheidung sein. Schlecht wie noch nie ein Team in der Bundesliga-Historie sind die Rot-Weißen in die Spielzeit gestartet, nach 14 Spielen stehen magere drei Punkte zubuche, sechs Tore konnte die Mannschaft erzielen. Dass der Trainer infrage gestellt wird, ist absolut natürlich. Grundfalsch ist nur der Zeitpunkt, zu dem Stöger von seinen Aufgaben entbunden wird. Jetzt, wo dem Abstieg wenig entgegenzusetzen ist, wo der Gang ins Unterhaus wahrscheinlicher ist, als der Klassenerhalt. Gerade jetzt sollte man am Trainer festhalten und ihn den Rest der Saison bestreiten lassen.
Schmadtke weg, aber Stöger nicht?
Der Vorstand wird schon nach den ersten sechs, sieben Spielen über einen Trainerwechsel nachgedacht haben. Stattdessen ging Ende Oktober Sportdirektor Jörg Schmadtke, weil er, so heißt, sich vor Stöger gestellt und die Suche nach einem Erben für den 51-Jährigen verweigert hatte. Die logische Folge nach der Trennung von Schmadtke wäre gewesen, Stöger zu entlassen oder „sich einvernehmlich zu einigen“, wie es im Fußballdeutsch oft heißt.
Ehrenrunde mit Stöger!
Doch statt einen Strich unter die überaus erfolgreiche Ära Stöger-Schmadtke zu ziehen, sollte Stöger nun doch weitermachen. Erfolgreicher wurde der FC nicht, erreichte neben dem Punkt gegen Hannover lediglich einen gegen Bremen, bevor es nochmal einen Zähler auf Schalke gab. Hier hätten die Verantwortlichen viel konsequenter sein müssen. Hier hätte es ein radikales „Wenn schon, dann schon“ gebraucht und kein „Wir machen jetzt erstmal so weiter“. Denn so versandet die restliche Saison der Kölner ohne große Spannung und ohne großen Druck. Sollte die (nach wie vor stark ersatzgeschwächte) Mannschaft keine große Aufholjagd starten, bietet die Saison nichts mehr als ein paar Auftritte für die Ehre, bevor dann im nächsten Sommer alle Zeichen auf Angriff stehen sollen. Doch diese Ehrenrunde hätte man auch mit Stöger machen können.
Freiburg als Beispiel
Zumal er im wahrscheinlichen Abstiegsfall mit dem 1. FC Köln eine neue Herausforderung gehabt hätte, der er sich stellen könnte. Schon einmal gelang ihm der Aufstieg, gefolgt von einer kontinuierlichen, behutsamen Entwicklung bis zu einer Top-Fünf-Mannschaft. Dass man an seinem Trainer festhalten kann – auch wenn es sehr schlecht läuft – hat der SC Freiburg gezeigt. Mit Christian Streich ist man ab- und in der kommenden Saison direkt wieder aufgestiegen. An der Führung des SCF hätte sich die des FC ein Beispiel nehmen können – wollte sie aber nicht. Das ist schade.